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Standesbeamtin geht nach 883 Ehen in Ruhestand – und hat teils spektakuläre Geschichten erlebt

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Abschied nach 47 Jahren: Gabriele Kothmeier (l.) ist diese Woche in den Ruhestand gegangen. Gautings Bürgermeisterin Dr. Brigitte Kössinger verabschiedete die beliebte Standesbeamtin mit Blumen.
Abschied nach 47 Jahren: Gabriele Kothmeier (l.) ist diese Woche in den Ruhestand gegangen. Gautings Bürgermeisterin Dr. Brigitte Kössinger verabschiedete die beliebte Standesbeamtin mit Blumen. © Andrea Jaksch

883 Trauungen, Hunde, die Eheringe verlieren, und ein Pferd mit Goldmähne: Gabriele Kothmeier hat als Standesbeamtin in Gauting einiges erlebt. Nach mehr als 47 Jahren im Rathaus ging sie diese Woche in den Ruhestand.

Gauting – „Madl, komm‘ doch auf d‘ Gmoa“, hatte Bürgermeister Josef Cischeck einst Gabriele Kothmeier ans Herz gelegt. Als 16-jährige Realschulabsolventin folgte sie diesem Rat und startete ihre Karriere im Rathaus. Nach mehr als 47 Dienstjahren verabschiedete die heutige Bürgermeisterin Dr. Brigitte Kössinger ihre beliebte Standesbeamtin bei einer kleinen Feier im Rathaus in den wohlverdienten Ruhestand.

„Ich habe nie eine Bewerbung geschrieben“: Besondere Karriere einer 64-Jährigen

Seit 1. März ist sie offiziell in Pension. Dass die Standesbeamtin im eleganten schwarzen Outfit gerade 64 Jahre alt geworden sein soll, ist kaum zu glauben. Die am Ort aufgewachsene Gautingerin hat eine Karriere hingelegt, die es heute so gar nicht mehr gibt, denn: „Ich habe nie eine Bewerbung geschrieben“, erzählt Gabriele Kothmeier bei einem Besuch kurz vor dem Ruhestand im Trauungszimmer.

Der unvergessene Bürgermeister Josef Cischeck habe sie bei der Gratulation ihrer Eltern zur Silbernen Hochzeit nämlich einfach fürs Rathaus geworben. Ab 1. September 1975 arbeitete Gabriele Kothmeier im damals gerade fertig gebauten Rathaus unter den Bürgermeistern Cischeck, Dr. Ekkehard Knobloch, Brigitte Servatius und jetzt Brigitte Kössinger. Nach der Ausbildung habe sie unter anderem in der Steuerstelle, im Einwohnermelde- und Bauamt gearbeitet.

Doch am meisten Freude machte ihr das Standesamt, bekennt Gabriele Kothmeier. Als Assistentin sei sie zunächst zwar noch beschränkt gewesen auf den „spaßbefreiten Part“ – das Verlesen der Niederschrift. Doch im Lauf der Zeit habe sie 883 Trauungen mit Hochzeitsreden aufs junge, mitunter aber auch schon betagte Paar vollzogen.

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Hund verlor Eheringe, Paar kam direkt vom Flughafen

Bis vor sieben Jahren gingen die Eheschließungen noch im herrschaftlich, mit ererbten Mobiliar eingerichteten Trauungszimmer im Rathaus über die Bühne, erinnert sich die 64-Jährige. Inzwischen finden die meisten Trauungen in der Idylle des Unterbrunner Pfarrhofs statt, den Angelika Göschl „mit Herzblut“ verwalte.

Sie habe schon sehr lustige Eheschließungen erlebt, erzählt die Standesbeamtin. Einmal habe die Braut ihrem Hund die goldenen Eheringe an einer hübschen Schleife um den Hals gebunden. Doch der Hund habe die Schmuckstücke verloren – und die gesamte Hochzeitsgesellschaft sei mit der verzweifelten Braut durch den Garten des Unterbrunner Pfarrhofs gerannt, um die Ringe zu suchen. Auch große türkische Hochzeiten habe sie erlebt, bei der drei Männer einen riesigen roten Teppich fürs Brautpaar ausrollten. „Und vor Kurzem kam ein Paar nur zu zweit mit Blumenstrauß direkt vom Flughafen zur Trauung.“

Homosexuelle Hochzeiten sind meist viel bunter

Witwen und Witwer von mehr als 70 Jahren habe sie ebenfalls vermählt, so die Standesbeamtin. Homosexuelle Männer ließen sich lieber von ihr trauen als von ihrem jungen Kollegen, erzählt Gabriele Kothmeier. Hochzeiten gleichgeschlechtlicher Paare seien meist viel bunter. Einmal habe sie im Pfarrhof eine ganz besondere Eheschließung erlebt – samt Pferd mit Goldmähne und den Sattel als Geschenk an die Braut. Auch eine Trauung mit großem Harley-Davidson-Fan-Club habe sie zelebriert.

Nur drei- oder viermal habe sie erlebt, dass eine Hochzeit kurz vor dem Termin abgesagt wurde. (Christine Cless-Wesle)

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