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„Werden den Tunnel bauen“: Amtsleiter nennt Stand zu B2-Großprojekt in Starnberg

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Lukas Schulte, Stefan Scheckinger und Herwig Ludwig vom Staatlichen Bauamt
Lukas Schulte, Stefan Scheckinger und Herwig Ludwig vom Staatlichen Bauamt bei einem Informationsabend zum Stand des Tunnel-Baus. © Photographer: Andrea Jaksch

Befürworter des B2-Tunnels in Starnberg machen sich Sorgen, ob das Projekt überhaupt noch realisiert wird – unnötigerweise, wie Bürgermeister und Straßenbauamt erklären.

Starnberg – Erst die Tatsache, dass sich das Planänderungsverfahren seit mittlerweile mehr als drei Jahren hinzieht – und dann kürzlich auch noch die Nachricht, dass der Projektleiter zum Ende des Jahres geht: Dr. Jürgen Busse, der Vorsitzende des Vereins Umweltbewusste Verkehrsentlastung Starnberg, machte am Donnerstag keinen Hehl aus seiner Enttäuschung, dass der Bau des B2-Tunnels nicht so recht vorankommt.

Die Sorgen desVereinsvorsitzenden

„Wir waren sehr glücklich, weil es eine Zeit lang richtig gut gelaufen ist und man dachte, jetzt fehlt nur noch der Tunnel“, sagte Busse in einer Versammlung des Vereins im Wirtshaus im Tutzinger Hof. Dass nun aber eine Fertigstellung kaum vor dem Jahr 2033 zu realisieren ist – „das ist unfassbar frustrierend“. Und überhaupt: „Ich habe Angst, dass der Tunnel gar nicht mehr kommt, wenn ein Minister sagt, das wird uns zu teuer.“

Ein simulierter Blick in den Untergrund: Gut drei Kilometer soll der Tunnel unter Starnberg hindurchführen.
Ein simulierter Blick in den Untergrund: Gut drei Kilometer soll der Tunnel unter Starnberg hindurchführen. © Staatliches Bauamt Weilheim

Bürgermeister Patrick Janik, vor allem aber Stefan Scheckinger, Leiter Straßenbau beim Staatlichen Bauamt Weilheim, versuchten vor den etwa 50 Zuhörern, Busses Befürchtungen zu zerstreuen. Der Weggang von Projektleiter Herwig Ludwig schmerze zwar, sagte Janik, „aber ich habe das nicht als dramatisches Signal empfunden“. Er habe sich daraufhin umgehört – „und nach allem, was ich gehört habe, sieht es so aus, dass das Projekt läuft und zu Ende gebaut werden soll“. Es gebe aktuell keinen Grund zur Sorge, so Janik.

Die Zuversichtdes Amtsleiters

Amtsleiter Scheckinger betonte: „Wir werden den Tunnel bauen, soweit ich das heute beurteilen kann. Ich bin aber kein Prophet, was in Deutschland und in der Welt passiert.“ Erst diese Woche habe er wieder einen Termin im Bayerischen Verkehrsministerium gehabt. Dabei sei „eine hohe zweistellige Millionensumme“ für diverse Vorhaben der Weilheimer Behörde „mit Kopfnicken bewilligt“ worden. Dadurch sei auch Geld vorhanden, um die Nachfolge von Ludwig und die Bauleitung für den Tunnel auch extern vergeben zu können. Darüber hinaus sehe er gute Chancen für einen zusätzlichen Beamten, der sich ebenfalls kümmern könne, sagte Scheckinger. „Es schaut momentan nicht danach aus, dass wir den Tunnel stoppen.“ Auch der Bund habe bisher „mit keinem Mucks verlauten lassen“, dass der Tunnel nicht gebaut werde.

Auf die Abstimmungen mit dem Wasserwirtschaftsamt Weilheim ging Scheckinger ebenfalls ein. Es ist kein Geheimnis, dass die Anforderungen der Behörde zu weiteren Bohrungen und zeitlichen Verzögerungen im Planänderungsverfahren geführt haben. Nun aber „sind wir auf einem sehr guten Weg“.

Einvernehmen mitWasserwirtschaftsamt

Projektleiter Ludwig bekräftigte im Anschluss an die Versammlung gegenüber dem Starnberger Merkur, dass das Wasserwirtschaftsamt verfeinerte Untersuchungen der Auswirkungen des Tunnels auf das Grundwasser angefordert habe. Mittlerweile würden die Ergebnisse so detailliert vorliegen, dass es ein abgestimmtes Papier von Bauamt und Wasserwirtschaftsamt zum Planänderungsverfahren geben werde. Die Untersuchungsergebnisse, auch bezüglich der Fischzucht, machten keine Umplanungen des Projekts erforderlich.

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So geht es imnächsten Jahr weiter

Den aktuellen Sachstand des B 2-Tunnels präsentierte der Abteilungsleiter Tunnel im Staatlichen Bauamt, Lukas Schulte. Demnach dürfte die auffälligste Maßnahme im nächsten Jahr der Probelauf werden, mit dem das Bauamt die Verkehrsführung während der Tunnelbaustelle testen möchte. Wenn nämlich am Nordportal gebaut wird, muss die Einmündung der inneren Leutstettener Straße zur B 2 für 18 Monate komplett gesperrt werden. Mit Änderungen an Abbiegemöglichkeiten und Ampelschaltungen am Tutzinger-Hof-Platz und einer Umleitung über die Ludwigstraße will das Bauamt erreichen, dass der Verkehr trotzdem fließen kann. Ob die Berechnungen der Verkehrsplaner in der Realität aufgehen, soll der Probelauf zeigen, der irgendwann zwischen Ostern und Pfingsten stattfinden soll.

2024 soll quer durch die Stadt zudem das Mittelspannungskabel verlegt werden, über das einmal die Tunnelvortriebsmaschine mit Strom versorgt wird. Bei einer Ausschreibung in diesem Jahr sei kein einziges Angebot abgegeben worden, sagte Schulte, zeigte sich aber zuversichtlich: „Wir gehen davon aus, dass wir 2024 Angebote bekommen.“ Auch der Einbau von Vorreinigungsanlagen für Abwasser im Bereich des Nordportals ist für 2024 geplant. Stützwände im Bereich der neuen Eisenbahnbrücke, archäologische Vorerkundungen und die Kampfmittelsondierung stehen für Ende 2024/Anfang 2025 im Terminkalender.

Und dann erwartet das Bauamt im kommenden Jahr den Planänderungsbeschluss. Er ist eine Ergänzung zum seit 2008 rechtsverbindlichen Planfeststellungsbeschluss, quasi der Baugenehmigung für den Tunnel. Dabei finden nicht nur die Ergebnisse der Wasseruntersuchungen Eingang, sondern auch die im Vergleich zur Ursprungsplanung deutlich verbesserten Brandschutzanlagen. Das Planänderungsverfahren läuft bei der Regierung von Oberbayern. Gegen den Planänderungsbeschluss kann geklagt werden. Erst wenn der Beschluss rechtskräftig ist, darf der Tunnelbau ausgeschrieben werden. Die Unterlagen dafür seien fertig, betonte Herwig Ludwig. Sie würden nun „eingefroren“.

Dass die reine Bauzeit des Tunnels sieben Jahre betrage, hänge mit der Komplexität des Vorhabens zusammen. Vieles lasse sich nicht gleichzeitig, sondern erst nacheinander machen. „Die Herausforderungen sind schon ein Schmankerl“, sagte Ludwig. „Ich hatte noch kein Projekt, dass von der Verkehrsführung und der innerstädtischen Situation her so anspruchsvoll ist.“

Der Vorstand des 119 Mitglieder zählenden Vereins Umweltbewusste Verkehrsentlastung Starnberg (v.l.): Hildegard Hirschbold, Rudi Nirschl, Dr. Charlotte Meyer-Bülow, Dr. Thorsten Schüler, Dr. Jürgen Busse, Stephanie Weber, Dr. Mario Stock, Ferdinand Pfaffinger, Theo Beigel, Werner Berger, Werner Duschek und Marianne Floritz.
Der Vorstand des 119 Mitglieder zählenden Vereins Umweltbewusste Verkehrsentlastung Starnberg (v.l.): Hildegard Hirschbold, Rudi Nirschl, Dr. Charlotte Meyer-Bülow, Dr. Thorsten Schüler, Dr. Jürgen Busse, Stephanie Weber, Dr. Mario Stock, Ferdinand Pfaffinger, Theo Beigel, Werner Berger, Werner Duschek und Marianne Floritz. © Photographer: Andrea Jaksch

Verein wähltneuen Vorstand

Der Verein Umweltbewusste Verkehrsentlastung Starnberg will das Projekt weiter positiv begleiten. Die Mitglieder wählten am Donnerstag einstimmig den neuen Vorstand, der nahezu identisch mit dem alten ist: Vorsitzender Jürgen Busse, stellvertretende Vorsitzende Dr. Charlotte Meyer-Bülow und Ferdinand Pfaffinger, Schatzmeisterin Hildegard Hirschbold, Schriftführerin Stephanie Weber, Beiräte Theo Beigel, Dr. Mario Stock, Dr. Thorsten Schüler, Rudi Nirschl, Marianne Floritz, Werner Berger und Werner Duschek.

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