Mysteriöses Brummen raubt Menschen den Schlaf

Steinhöring - Tief, wummernd, penetrant: Immer wieder hören Menschen aus verschiedenen Orten in der Region von einem seltsamen Brummen. Die Töne konnten jedoch nie lokalisiert werden. Ein Erklärungsversuch:
UPDATE, 14.15 Uhr: Betroffener aus Wasserburg
Eine knappe Stunde, nachdem der Artikel über die mysteriösen Brummtöne auf unserer Partnerseite wasserburg24.de veröffentlicht wurde, hat sich ein Betroffener aus Wasserburg bei deren Redaktion gemeldet.
Aufgeregt erzählte er, dass er die Beschreibung der nächtlichen Töne im Artikel exakt so unterschreiben könnte. Der 33-Jährige aus dem Burgerfeld hört das Brummen, das ihm bereits zahlreiche schlaflose Nächte bereitet hat, seit etwa einem Jahr. Teilweise sei es für ihn unerträglich.
Die Töne treten laut dem Betroffenen beinahe regelmäßig ein bis zwei Mal die Woche und sporadisch auch wochenweise auf - und immer nach Mitternacht. "Am Tag höre ich nichts - wohl aufgrund der bereits beschriebenen Umgebungsgeräusche. Aber nachts, wenn alles ruhig ist, fängt es wieder an."
Der 33-Jährige sei sensibel geworden durch die Töne. "Hört man das Brummen einmal, konzentriert man sich natürlich unbewusst drauf und wird um den Schlaf gebracht."
Auch er hält eine technische Ursache für möglich. "Die Anlagen beim RKW beispielsweise sind teils extrem stromgeladen, das sei schon möglich, dass diese Frequenzen bis ins Burgerfeld geleitet werden könnten."
"Manchmal vibriert das ganze Haus und es fühlt sich an, als ob das Wummern aus den Wänden käme", schildert er der Redaktion. "So, als käme das ganze enorm energiegeladen daher."
Erstmeldung, 12.45 Uhr: Mysteriöse Brummgeräusche in der Region
Die kleine Gemeinde Steinhöring im Landkreis Ebersberg wurde als erste bekannt durch das mysteriöse Brummton-Phänomen. Seit 2014 meldeten sich immer wieder Betroffene, denen das Brummen vor allem nachts den Schlaf raubt, berichtete unsere Partnerseite wasserburg24.de.
An- und abschwellendes Wummern
Franz Neudecker ist am Ebersberger Landratsamt für Immissionsschutz zuständig: "Diese Brummtöne werden im gesamten Bundesgebiet wahrgenommen. Bei den Fällen findet sich meist leider keine Ursache. Es handelt sich um sehr tief frequentierte Töne, die in der Regel mit dem normalen Hörsinn nicht wahrgenommen werden können. Betroffene müssen mit dem Schicksal leben, dass keine Bestätigung zur Existenz solcher Töne vorliegt."
Besonders in Steinhöring hat sich über Jahre hinweg immer wieder eine größere Anzahl an Menschen gemeldet, die unter dem "über einen längeren Zeitraum anhaltenden an- und abschwellendem Wummern" leiden. Der Ton setze immer wieder wie bei einem Tinnitus aus und sei überwiegend nachts zu hören, "weil die Umgebungsgeräusche des Tages dann abklingen", vermutet Neudecker, der in den Steinhöringer Fall seit Beginn involviert ist.
Keine zentrale Tonquelle
Das Problem sei, dass es keine relative Stelle gebe, an der der Ton häufig auszumachen sei. Die Thematik tritt an verschiedenen Orten immer wieder auf. Daher sei eine zentrale Quelle als Ruhestörung wohl auszuschließen. "Das Brummen wird individuell wahrgenommen - die einen hören den Ton monoton, andere wiederum hören überhaupt nichts", so Neudecker. "Auch in der Beschreibung der Betroffenen können wir kein Muster erkennen." Das alles erschwere die Ursachenfindung.
Ein beauftragtes Messinstitut hat wiederholt Ortungsmessungen in den betroffenen Gebieten durchgeführt, sei aber zu keinem Ergebnis gekommen. "Die Sensibilität beim Menschen ist höher als die geeichter Messgeräte", erklärt Neudecker. Es sei frustrierend, wenn die ganzen Maßnahmen zu keinem Resultat führen.
Ist die Technik schuld - oder doch ein mystisches Ereignis?
Vielerorts wird ein technischer Hintergrund vermutet. Neudecker weiter: "Durchs Gemeindegebiet läuft eine Pipeline, die Erdöl nach Burghausen liefert. Die Theorie vieler Betroffener, dass diese die Wurzel allen Übels ist, hält sich hartnäckig. Bis heute ist aber wissenschaftlich nicht erwiesen, dass das Tanklager solche Brummtöne verursachen kann."
Auch Windkraftanlagen oder Fernwärmeleitungen wären eine denkbare Erklärung - befinden sich aber nicht in der Nähe der betroffenen Gebiete. "Theoretisch könnte auch eine Stromleitung das störende Brummen erzeugen", mutmaßt Neudecker. Die Leute werden gebeten, auf technische Geräte im Schlafzimmer zu verzichten. Der Standby-Modus von Fernseher, Radio und Computer aber auch das Handy neben dem Bett können individuell strahlen und sich störend auf die Psyche des Einzelnen auswirken."
"An eine überirdische Ursache glauben wohl die wenigsten", schmunzelt Neudecker. Er wisse jedoch nicht, ob man der Sache jemals auf den Grund kommen werde.
Seit August 2016 sei es zwar im Gemeindegebiet Steinhöring ruhig geworden, Neudecker persönlich glaubt aber noch lange nicht an ein Ende der mysteriösen Geräusche.
mb