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„Das tut besonders weh“: Leere Betten während G7-Gipfel – Verband zieht Bilanz über Tourismus 2022

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Von: Christof Schnürer

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Mieses Wetter herrscht im Juni 2022, als Bundeskanzler Olaf Scholz und seine Entourage im Elmauer Tal landen.
Mieses Wetter herrscht im Juni 2022, als Bundeskanzler Olaf Scholz und seine Entourage im Elmauer Tal landen. © Hans Schmid/Feuerwehr Mittenwald

Der G7-Gipfel im Juni 2022 in Schloss Elmau hat zu seinem satten Tourismus-Minus geführt: Im Vergleich zum selben Monat 2019 wurden 18 Prozent weniger Übernachtungen gebucht. Gastiert die Weltpolitik, bleiben im Vorfeld viele Betten leer.

Mittenwald – Im Vergleich zu 2019, als die Welt noch nicht wusste, was eine Corona-Pandemie bedeutet, wäre die Fremdenverkehrsbilanz 2022 eigentlich sehr ordentlich in der Isartaler Tourismus-Destination Alpenwelt Karwendel ausgefallen. Wenn da Ende Juni nicht dieser G7-Gipfel in Schloss Elmau stattgefunden hätte. Das Treffen der Staats- und Regierungschefs der sieben führenden westlichen Industriestaaten verhagelte diesen Monat kräftig: Würde man die Zahlen von 2019 heranziehen, schrumpften die Übernachtungen im Juni 2022 im Oberen Isartal um 18 Prozent – im Gastgeberort Krün sind’s sogar 30 Prozent. Von dem Waterloo bei den Gästen – minus 33 Prozent – gar nicht zu sprechen.

G7-Gipfel in Schloss Elmau: „Bekanntheit wird nicht mit Tourismus assoziiert“

Eine Erfahrung, die die Verantwortlichen bei der Alpenwelt-Karwendel-GmbH auch schon beim Premierengipfel 2015 machen mussten. G7 sei „kein Reiseanlass“, verdeutlicht Geschäftsführerin Sabrina Blandau, die nun in Mittenwald mit ihrem Stellvertreter Manuel Huber die Tourismus-Bilanz 2022 präsentierte. Mit dem medienträchtigen Thema G7 war die Region zwar national und international in den Schlagzeilen.

„Aber Bekanntheit wird nicht mit Tourismus assoziiert“, resümiert Blandau mit dem Wissen von zwei Gipfeltreffen. Diese Erfahrungswerte führten in der Alpenwelt-Geschäftsstelle auch dazu, dass es laut Blandau von April bis Juli „keine Kommunikationsmaßnahmen“ gab. Man kann also durchaus von einer G7-Hypothek sprechen.

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Zugausfälle während Sommer-Tourismus: „Katastrophale Zustände“

„Ansonsten war 2022 wieder ein relativ normales Tourismusjahr“, unterstreicht Huber – 1,1 Millionen Übernachtungen und 225 000 Gäste-Ankünfte. Was aufgrund der erschwerten Rahmenbedingungen nicht ansatzweise zu erwarten war. Zur Erinnerung: Im ersten Quartal galten für Vermieter noch verschärfte 2- beziehungsweise 3-G-Corona-Regeln. Am 24. Februar sorgte dann der russische Überfall auf die Ukraine für eine Zeitenwende und Energiekrise.

Das tut besonders weh, das bedeutet nämlich auch einen Verlust an Professionalität.

Manuel Huber, stellvertretender Geschäftsführer Alpenwelt Karwendel

Das bekamen natürlich auch die Isartaler Gastgeber zu spüren. Was viele vergessen: Über ein Vierteljahr (3. Juni bis 13. September) war wegen des Zugunglücks in Burgrain die Bahnstrecke Mittenwald-Garmisch-Partenkirchen gesperrt. Das Gleiche gilt für den Zeitraum 15. Juli bis 22. August für die Verbindung nach Innsbruck – alles in der touristischen Hochphase. In diesem Kontext spricht Manuel Huber von „katastrophalen Zuständen im Schienenersatzverkehr“. Vor diesem Hintergrund kann das Tourismusjahr 2022 als durchaus positiv bewertet werden, auch wenn die Gäste-Ankünfte mit 6,8 und die Übernachtungen mit 4,3 Prozent unter dem Niveau von 2019 lagen.

Chronischer Schwund von Gästebetten in Hotels: „Das tut besonders weh“

Ein Trend, der auch 2022 nicht gestoppt werden konnte, ist der chronische Schwund an Gästebetten im Oberen Isartal. Nach einem erneuten Rückgang von 200 gibt es davon noch 6861 zwischen Simetsberg und Porta Claudia. „Bitter“ aus Sicht von Manuel Huber ist, dass die Hälfte des Minus’ im Bereich der gewerblichen Zimmervermietung zu finden ist. „Das tut besonders weh, das bedeutet nämlich auch einen Verlust an Professionalität.“ Mit jedem Bett weniger geht die Wertschöpfung um rund 25 000 Euro zurück. Mit anderen Worten: Ein 200-Betten-Schwund – im aktuellen Fall überwiegend in Wallgau – reißt ein Fünf-Millionen-Euro-Loch in die Isartaler Tourismus-Bilanz. Dem gegenüber steht ein Zuwachs von 59 Betten im Bereich der Ferienwohnungen.

Ein weiteres Sorgenkind: der sogenannte Winter. Ihn im herkömmlichen Sinn zu bewerben, fällt angesichts der Wetterkapriolen schwer. „Denn Studien belegen“, sagt Sabrina Blandau, „dass Wintertourismus mit Schnee in Verbindung gebracht wird“.

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