Keine Chance gegen Onlinehandel: Traditionsgeschäft in der Region sperrt zu - „Verlieren ein Stück Ortskultur“

Nach 55 Jahren schließt der Werkmarkt Pradler in Garching. Die Stadt verliert damit eine Institution. Oder wie es ein Kunde ausdrückt: „Wir verlieren ein Stück Ortskultur.“
Garching – Seit Jahrzehnten gibt es bei „Werkmarkt Pradler“ alles, was das Heimwerker-Herz begehrt, und mehr. Doch damit ist bald Schluss. Mitte des Jahres sperrt die Garchinger Institution für Handwerksbedarf und Co. zu. Die mangelnde wirtschaftliche Perspektive ist laut Besitzer Albert Pradler der Hauptgrund für die Schließung.
Traditionsgeschäft schließt: Viele Stammkunden - „Welch‘ ein Verlust für Garching“
„Schlimm, richtig schlimm“ oder „Welch’ ein Verlust für Garching“, sind einige der Reaktionen in den sozialen Medien auf die Ankündigung, dass „der Pradler“ zusperrt. Ein User schreibt gar: „Wir verlieren ein Stück Ortskultur.“
Die Liste derer, die sich zu Pradlers Stammkunden zählen, ist lang. Nägel, Pinsel, Farben, ja sogar Markisenbezüge – für all das war der Werkmarkt ihre erste Anlaufstelle. Die Pradlers boten zudem Sonderleistungen wie Liefer- und Montageservice an. Die Schreiner-Werkstatt verfügte über moderne Maschinen, um ein breites Leistungsspektrum anbieten zu können von maßgeschneiderten Schranksystemen bis hin zur individuellen Wunschküche.
Traditionsgeschäft muss schließen - Konkurrenz von Onlinehandel zu groß
Der Service und das große Angebot haben dennoch nicht gereicht, gegen den immer rasanter steigenden Umsatz im Online-Handel zu bestehen. Die umliegenden großen Baumärkte sind immer größer geworden, Nägel, Dübel, Pinsel, Wandfarbe werden mittlerweile auch über Aktionswochen bei Discountern vertrieben. „Dennoch konnten wir uns aufgrund unserer gut geschulten und engagierten Mitarbeiter noch immer gut behaupten“, sagt Albert Pradler.
Baumarkt schließt: Entschluss gefasst „nach vielen schlaflosen Nächten“
Alles Engagement zunichtegemacht hat dann die Corona-Pandemie. Sie befeuerte den Online-Handel weiter, währenddessen mussten die Baumärkte wochenlang virus-bedingt schließen. Miete und Personalkosten liefen jedoch weiter, und irgendwann ging es halt einfach nicht mehr. „Nach vielen schlaflosen Nächten“, erzählt Pradler, „haben wir uns entschlossen, dass wir unseren Werkmarkt schließen. Wir können ihn einfach nicht mehr erfolgreich weiterführen.“

Über 100 000 Artikel, vom Werkzeug bis zu Gartengeräten, Holzwaren oder Bastelartikel findet man auf 1000 Quadratmetern Ladenfläche. Vor 55 Jahren haben Robert und Rosa Pradler, die Eltern der heutigen Betreiber, den Laden als Schreinerei gegründet. Im Zuge der Do-it-yourself-Welle in den 70er-Jahren wurden immer mehr Heim- und Handwerkerartikel integriert und vor 40 Jahren die Fläche auf 1000 Quadratmeter erweitert.
Traditionsgeschäft schließt: Großer Räumungsverkauf
Vor 24 Jahren übernahmen die Söhne Klaus und Albert, dessen Ehefrau mit einstieg, das Ruder. Sie schlossen sich 2005 schließlich der bundesweit tätigen Werkmark-Gruppe an.
Anstatt das 55-jährige Bestehen zu feiern, verabschieden sich die Pradlers nun aus der Garchinger Geschäftswelt, und zwar mit einem großen Räumungsverkauf bis Juni. „Es lohnt sich also immer noch, bei uns vorbeizuschauen und Schnäppchen zu machen“, sagt Albert Pradler. Wie es mit den beiden Brüdern persönlich weitergeht, dazu können sie noch nichts sagen. „Jetzt haben wir andere Sorgen und Aufgaben.“
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