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Ukrainerin arbeitet nach Flucht als Fachkraft in München: „Irina ist für uns wie ein Sechser im Lotto“

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Von: Martin Becker

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Sprachlich und beruflich voll integriert: Irina Malchenko hat auf Anhieb einen Job bei „Repro Ruppert“ gefunden.
Sprachlich und beruflich voll integriert: Irina Malchenko hat auf Anhieb einen Job bei „Repro Ruppert“ gefunden. © Martin Becker

Irina Malchenko floh nach Beginn des Krieges in der Ukraine nach Deutschland. Inzwischen ist sie in Unterhaching angekommen in einem neuen Leben - lernt die Sprache und hat einen Job gefunden.

Unterhaching – Wenn Irina Malchenko Feierabend hat, arbeitet sie noch weiter. An ihren Sprachkenntnissen. „Ich habe einen türkischen Deutschlehrer“, sagt die 49-Jährige aus der Ukraine mit einem Lächeln. Seit Juni 2022 lebt sie in Unterhaching im Landkreis München, seit November besucht sie regelmäßig Sprachkurse. Mit hörbaren Fortschritten. Und mit Gespür für Nuancen: „Bairisch ist kein Dialekt – das ist eine andere Sprache.“

Naja, ihr Chef Peter Ruppert, Inhaber von „Repro Ruppert“ und ausgeprägter Dialektfreund, muss schmunzeln. Das ständige „Servus“ hat er der Ukrainerin schon beigebracht, bei der Frage nach der Zukunft kommt ihr ein Beckenbauersches „Schaun mer mal“ über die Lippen. Sprachlich und beruflich ist die Ingenieurin bestens integriert, Firmenchef Peter Ruppert und seine Frau Anke sagen: „Irina ist für uns wie ein Sechser im Lotto.“

Ukrainerin landete zuerst in Flüchtlingslager in Berlin: „Alles überfüllt“

Ihre Heimat liegt etwa 140 Kilometer von Kiew entfernt, in Korsun-Schewtschenkiwskyj, eine der ältesten Städte der Ukraine. Nach Beginn der russischen Kriegsinvasion floh Irina Malchenko mit ihren beiden Töchtern (23 und 9) über Polen nach Deutschland. „Meine ältere Tochter hat in der Ukraine Deutsch studiert, sie beherrscht die Sprache perfekt“, berichtet die Mutter.

Während ihr Mann daheim weiterhin versucht, das eigene Kopierzentrum am Laufen zu halten, strandeten die drei Damen zunächst im März 2022 in einem Flüchtlingslager in Berlin. „Dort hieß es, alles sei überfüllt – wir sollen nach München oder Hamburg gehen.“ Kurzer Familienrat, das Votum fiel auf den Süden. Und nach zehn Tagen in München wurden die Mutter und ihre Töchter nach Unterhaching verlegt.

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Malchenko arbeitet als Fachkraft in Unterhachinger Betrieb

Ein Glücksfall, wie sich herausstellen sollte. Denn just in jener Zeit suchte Peter Ruppert wegen erhöhter Auftragslage händeringend eine Fachkraft für seinen Betrieb. Eine wie Irina Malchenko – die in der Ukraine beruflich ziemlich genau das gleiche machte wie jetzt in Unterhaching. Über den örtlichen Helferkreis stellte die Unterhachinger Landtagsabgeordnete der Grünen, Claudia Köhler, unbürokratisch den Kontakt her. „Am nächsten Tag war sie da – seitdem ist Irina bei uns“, schwärmen die Rupperts. „Wir sind glücklich, sie ist glücklich!“

In Unterhaching hat sich Irina Malchenko mittlerweile gut eingelebt, der Ort ist ähnlich groß wie der in ihrer Heimat. Dorthin ist die ältere Tochter inzwischen zurückgekehrt, Mutter Irina blieb mit der Jüngeren in Unterhaching. Die Arbeit bei „Repro Ruppert“ bewältigt sie mühelos („Ich weiß ja, wie diese Maschinen funktionieren“), beim TSV hat sie ins Volleyballtraining hineingeschnuppert. Und bei ausgedehnten Spaziergängen („Busfahren mag ich nicht so sehr“) das Umland wie den Perlacher Forst oder den Landschaftspark entdeckt.

Ein Brief als Dank an alle Menschen hier: „Für uns sehr beängstigende Zeit“

Natürlich hat Irina Malchenko Heimweh, aber so lange die Ukraine mit russischen Raketen bombardiert wird, ist eine Rückkehr für sie kein Thema. Also verdient sie sich ihren Lebensunterhalt in Unterhaching – und feilt abends an der Optimierung ihrer schon guten Deutschkenntnisse.

Eine der Hausaufgaben: einen Brief zu schreiben, als Vorbereitung auf‘s Interview mit dem Münchner Merkur. Es ist eine Tränen rührend zu lesende DIN A4-Seite voller Dank an all die Menschen, die ihr hierzulande geholfen haben, von den Vermietern ihrer Dachgeschosswohnung über die Arbeitgeber bis hin zu Lehrern in der Schule. Ihr Fazit: „Wir Ukrainer werden diese Freundlichkeit und Unterstützung in einer für uns sehr beängstigenden Zeit nie vergessen.“

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