1. tz
  2. München
  3. Region

„Unhaltbarer Zustand“: So will die Gemeinde Icking der S-Bahn Beine machen

Erstellt:

Von: Andrea Kästle

Kommentare

S7 Icking
Dauerärgernis S7: Die Gemeinde Icking will mittels einer von den örtlichen Grünen erstellten Statistik nun Druck ausüben, damit die Bahn das Pünktlichkeits- und Zuverlässigkeitsproblem der Linie behebt. © sabine Hermsdorf-Hiss

Die S7 gilt als äußerst unzuverlässig. Nach einem Vorstoß der Grünen will die Gemeinde Icking nun Druck auf die Bahn ausüben - und setzt auf umliegende Kommunen.

Icking – Die S7 mit ihren ewigen Verspätungen und Zugausfällen ist ein Dauerärgernis. Der Ickinger Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, die täglichen Taktlosigkeiten der Bahn nicht mehr länger hinnehmen zu wollen. Die Ickinger möchten die anderen Anrainer-Kommunen der Linie kontaktieren, um „gemeinsam Druck zu machen“. Vielleicht könne man ja erwirken, so das Kalkül, dass doch noch gemacht wird, was immer wieder diskutiert wurde: die Strecke zu teilen in einen Ost- und in einen West-Ast. „Das wäre wirklich sinnvoll“, meinte Vigdis Nipperdey von der Ickinger Initiative während der folgenden kurzen Diskussion.

„Unhaltbarer Zustand“: So will die Gemeinde Icking der S-Bahn Beine machen

Gekommen war der entsprechende Antrag, den das Gremium später einstimmig absegnete, von den Grünen. Philipp Geiger wies darauf hin, es sei auch in Icking so, dass der Autoverkehr die Hälfte des CO2-Ausstoßes verursache. Man müsse alles tun, um die Leute für die S-Bahn zu erwärmen. Was allerdings nur möglich sei, wenn die auch einwandfrei funktioniere.

Und das tut sie momentan definitiv nicht. Die Grünen haben sich die Mühe gemacht, aus den Daten, die die Bahn ja selbst erhebt, herauszurechnen, wie die Lage der Dinge vor Ort ist. Für den Zeitraum von Oktober 2022 bis zu diesem Februar wurden alle 11 341 S-Bahnen, die von Icking abfuhren, auf ihre Pünktlichkeit hin überprüft. Das Ergebnis: „Mehr als jeder zweite Zug ist zu Stoßzeiten unpünktlich.“ Das sei, so Geiger, „ein unhaltbarer Zustand“. Es sei „klar, dass die Leute hoch frustriert sind“ – und am Ende dann halt doch wieder ins Auto steigen würden.

Unser Wolfratshausen-Geretsried-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.

Gemeinderat Geiger: Die „Unregelmäßigkeiten steigen nun schon wieder krass an“

Von allen Zügen im genannten Zeitraum waren 17,6 Prozent nicht in der Zeit, kamen also über sechs Minuten zu spät. Zwei Prozent fielen gleich ganz aus. Die Züge, die aus Richtung München kamen, waren unzuverlässiger als jene, die in die Stadt pendelten. Werktags stellt sich die Situation schlimmer dar als am Wochenende. Am schlimmsten ist es zu den Stoßzeiten, in denen 53,7 Prozent der Züge dieser störanfälligen Linie nicht dann einfuhren, wenn sie es hätten sollen. Am meisten hätten sich die Unpünktlichkeiten laut Geiger in den Monaten November und Dezember gehäuft. Allerdings steigen „die Unregelmäßigkeiten nun schon wieder krass an“. Die S7 mit ihrer streckenweisen Eingleisigkeit sei die drittunzuverlässigste Linie um München herum überhaupt.

Die Bahn hat immer wieder Maßnahmen angekündigt, um die Dauerverspätungen einzubremsen. Heuer noch soll das elektronische Stellwerk Ost in Betrieb gehen. Langfristig geplant ist der komplette zweigleisige Ausbau des Ost-Asts. Die Trennung des Ost- und des West-Asts der S7 hat das Unternehmen allerdings aus Kostengründen von der To-do-Liste gestrichen.

Ickinger möchten mit umliegenden Kommunen an einem Strang ziehen

Genau darüber würden die Ickinger gerne an einem Runden Tisch verhandeln, zu dem sie gemeinsam mit den anderen betroffenen Kommunen die Bahn gerne einladen möchten. „Wenn wir an einem Strang ziehen“, sagte Geiger, „können wir Druck machen.“ Anhand des vorliegenden Zahlenmaterials könne man ihn sogar „erhöhen“.

Wie erwähnt: Im Gremium waren alle dafür, genau das zu tun. Bürgermeisterin Verena Reithmann (UBI) bedankte sich für die „schöne Verdeutlichung“ eines „drastischen Problems“. Auch Geiger soll an dem Runden Tisch teilnehmen. (ak)

Noch mehr aktuelle Nachrichten aus der Region rund um Wolfratshausen finden Sie auf Merkur.de/Wolfratshausen.

Auch interessant

Kommentare