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„Wie im falschen Film“: Geplante Wellness-Oase nahe München stößt auf heftige Kritik

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So in der Art soll es aussehen: Das geplante Vabali-Spa in Olching bietet Wellness für Erwachsene an. Es ist ganz ausdrücklich kein Spaßbad wie zum Beispiel die Therme Erding. Kinder und Handys sind in der Wellness-Oase am Stürzer-Weiher verboten. visualisierung: VABALI
So in der Art soll es aussehen: Das geplante Vabali-Spa in Olching bietet Wellness für Erwachsene an. Es ist ganz ausdrücklich kein Spaßbad wie zum Beispiel die Therme Erding. Kinder und Handys sind in der Wellness-Oase am Stürzer-Weiher verboten. © Visualisierung: Vabali

Ist eine gigantische Wellness-Oase wie das geplante Vabali-Spa in Olching noch zeitgemäß? Mit dieser Frage setzte sich auch der Nachbarort Gröbenzell im Zuge der Stellungnahmen zu den baurechtlichen Veränderungen auseinander. Zu den Sorgen gehören zunehmender Verkehr und Energieverbrauch.

Gröbenzell/Olching – Der im Olchinger Gewerbegebiet an der Bundesstraße 471 beim Stürzer Weiher geplante Wellness-Tempel Vabali Spa beschäftigte nun auch die Gemeinde Gröbenzell. Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) stellte jedoch schon klar: „So groß die Beeinträchtigung für uns auch sein mag, egal wie weit wir uns aus dem Fenster lehnen – wir werden das Ding nicht verhindern können.“ Im gleichen Atemzug wies er darauf hin, dass ihm die „gute Nachbarschaft“ sehr wichtig sei. Trotz der klaren Ausgangslage entwickelte sich eine angeregte Diskussion unter den Gemeinderäten, als es darum ging, jene Stellungnahme zu formulieren, um die die Stadt Olching ihren Nachbarn gebeten hatte.

Es geht um ein elf Hektar großes Gebiet im geänderten Flächennutzungsplan der Stadt Olching (siehe unten). Hier soll eine neue Wellness-Anlage entstehen. Geplant sind zwei Geschosse, täglicher Betrieb, Gastronomie zwischen 9 und 24 Uhr, um in der Spitze 850 Gäste am Tag und rund 80 Arbeitsplätze. Zudem sind eine dreigeschossige Hotelanlage mit etwa 120 Zimmern/Suiten im 24/7-Betrieb sowie um 630 Parkplätze für Pkw/Fahrräder vorgesehen.

Geplante Wellness-Oase in Olching: Vielfältige Bedenken

Die Verwaltung erkannte die gemeindliche Planungshoheit als „ein hohes Gut“ an, verwies in ihrem Vorschlag an den Gemeinderat jedoch auch „auf Gröbenzell betreffende Belange“. Walter Voit (Grüne) teilte die grundsätzlichen Bedenken. Er nahm das von einem Kölner Investor mit rund 40 Millionen Euro kalkulierte Projekt nicht zuletzt wegen der Auswirkungen auf den Verkehr und wegen des enormen Stromverbrauchs als „aus der Zeit gefallen“ wahr.

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Dem widersprach Peter Falk (SPD): „Schließlich ist das Ganze ja kapitalistisch gedacht und letztlich ein Gewinn für die Region. Die Leute fahren dann nicht nach Erding oder Füssen.“ Anita Rieger (CSU) hingegen sieht das Problem Verkehr nicht in dem Maße: „Olching hat eine gute Anbindung an die Autobahn.“

Klaus Koy (FDP) verwies auf die Schließung des Spaß-Bades Alpamare in Bad Tölz und bezweifelte, dass sich das Mega-Projekt in Olching überhaupt trägt: „Das wird nicht ausgelastet sein.“ Cordula Braun (UWG) kritisierte angesichts der amtlich kartierten Biotope in dem Gebiet, wie viele „Flächen dort verbraten“ würden. Daniel Holmer (Grüne) beschäftigte wiederum ein anderes Thema: „Mir persönlich bereitet Sorge, dass die dort arbeitenden Menschen dann an anderer Stelle fehlen, zum Beispiel in Schwimmbädern.“

Wellness-Oase in Olching geplant - Energieautarkie erwünscht

Die direkten Auswirkungen auf die Natur und den Energieverbrauch beurteilte das Gremium als diskussionswürdig und wünschte sich angesichts der aktuellen Herausforderungen beim Klimawandel „eine energieautarke“ Planung und Umsetzung des Projekts. Mit 23:7 Stimmen entschied man sich für das Statement: „Die Gemeinde sieht die Einrichtung kritisch.“

Dies wurde nicht zuletzt mit der bereits bestehenden Verkehrsbelastung im östlichen Landkreis – beispielsweise auf der Staatsstraße 2345 – begründet: „Diese würde für Besucher der Wellnesseinrichtung aus Gröbenzell und dem Münchner Westen eine zentrale, heute bereits stark belastete Verkehrserschließung darstellen.“ Abschließend heißt es: „Die Gemeinde bittet, die Baurechtsschaffung für eine derartige Wellnesseinrichtung mit überörtlichen Auswirkungen zu hinterfragen. Weiter bittet die Gemeinde Gröbenzell, in das weitere Verfahren über die formalen Verfahrensschritte hinaus in geeigneter Weise eingebunden zu werden.“

1600 Wohnungen und 3000 Arbeitsplätze will Fürstenfeldbruck auf dem Gelände des Fliegerhorsts entwickeln. Die Zahlen zur Verkehrsbelastung für Olching, die die Kreisstadt im dortigen Stadtentwicklungsausschuss vorlegte, rufen große Skepsis hervor.

Auch im Olchinger Stadtrat gab es teils heftigen Gegenwind – und ähnliche Argumente

Der Olchinger Stadtrat hat bereits im Dezember 2022 mehrheitlich grünes Licht für die baurechtlichen Veränderungen (Aufstellung Bebauungsplan und Änderung Flächennutzungsplan) bezüglich des neuen Vabali-Spas im Gewerbegebiet gegeben. Es ist ein erster Schritt im Verfahren, wie Bürgermeister Andreas Magg (SPD) betonte. Es stünden noch umfangreiche Vorarbeiten an, allein Untersuchungen etwa zu Vogelarten würden ein Jahr in Anspruch nehmen.

Auch in Olching wurde das Thema Energiekrise nicht ignoriert. Die CSU (grundsätzlich für das Projekt) pochte auf Gespräche mit dem Investor und genaue Angaben zu Wasserverbrauch etc. Auch andere Fraktionen sprachen die Energieautarkie an, etwa durch Nutzung der Fernwärme.

Nicht überzeugt waren am Ende Stadtratsmitglieder aus den Reihen der Grünen, ÖDP und Freie Wähler Olching (FWO). Grünen-Sprecherin Ingrid Jaschke führte etwa die Auswirkungen auf die Biotope an. Ihre Fraktion sei dennoch mehrheitlich für das Mega-Projekt, aber es müssten etwa noch weitere Ausgleichsflächen geschaffen werden. Ihr Fraktionskollege Michael Kircher wollte aufgrund mangelnder Nachhaltigkeit nicht zustimmen: „Die Leute können Ruhe und Erholung in den Amperauen suchen.“

Heftiger Gegenwind kam von den FWO. Ewald Zachmann verwies auf die geänderte Gesamtsituation und sagte: „Man muss sich fragen, ob die Anlage noch in die Zeit passt.“ Das sei vor ein paar Jahren noch ganz anders gewesen. Sein Fraktionskollege Stefan Eibl fühlte sich angesichts der „Klimahölle“ sogar wie „im falschen Film“ bei diesem Projekt. Allein aufgrund des Wasserverbrauchs. „Wasser wird das Problem der Zukunft sein.“ Bürgermeister Magg setzte dem entgegen, dass der Wasserverbrauch im Vergleich zu Spaßbädern deutlich geringer sei.

Ulrike Girtner (ÖDP) monierte: „Wie kann man bei einem Spa überhaupt von Nachhaltigkeit sprechen?“ Sie betonte: „Wir entwickeln uns in eine Klimakatastrophe hinein.“ Der Beschluss fiel am Ende mit 18 Für- und sieben Gegenstimmen dennoch eindeutig positiv aus. gar

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