Investor-Pläne am Starnberger See: Einfamilien- und vier Mehrfamilienvillen sollen um die Villa de Osa entstehen

Eine Ein- und vier Mehrfamilienvillen entstehen um die Villa de Osa in Berg. Der Investor will 2024 mit dem Abriss der alten Gebäude beginnen.
Berg – Die geschichtsträchtige Villa de Osa im Kempfenhausen, ein Ortsteil der Gemeinde Berg, wird bald eng umzingelt sein – von fünf Wohngebäuden. Dieser Plan ist schon länger bekannt. Doch nun hat der Bauherr, die Chiemgau Residenzen aus Rosenheim, die Baugenehmigung vom Starnberger Landratsamt erhalten und liefert deshalb auch sehr realitätsnahe Einblicke. Die Visualisierungen, die der Starnberger Merkur auf Anfrage zur Verfügung gestellt bekam, zeigen massive Blöcke, alle fünfeckig, aber jeweils anders geformt. Der Abriss der alten Gebäude, bis 2016 genutzt von den Schön-Kliniken, soll im Frühjahr 2024 beginnen.
Die Villa war zuletzt immer mal wieder Schauplatz von Ausstellungen oder des Musikfestivals Geisterbahn. Doch die Entwicklung des gesamten, etwa 11.600 Quadratmeter großen Areals zieht sich seit Jahren hin. Nach längeren Vorverhandlungen erwarben die Chiemgau Residenzen, Grundstück und Gebäude im Dezember 2021 von der Schön-Klinik-Gruppe. Letztere hatte bereits mit Planungen für eine Wohnnutzung begonnen, der Rosenheimer Investor knüpfte daran an und entwickelte sie weiter. Das Markenzeichen der Chiemgauer lautet nach eigenen Angaben: „gehobene Neubauten im Villenstil“.

„Neue Maßstäbe in Sachen anspruchsvoller Architektur auf höchstem Niveau“
Auf die Merkur-Anfrage antwortet Inge Trinkl vom Investor teils im Marketing-Sprech: „In einer Welt, die oft von Standardisierung geprägt ist, setzt das Bauvorhaben mit der denkmalgeschützten Villa de Osa und den sie umgebenden fünf einzigartigen Gebäuden neue Maßstäbe in Sachen anspruchsvoller Architektur auf höchstem Niveau.“ Die fünfeckige Struktur der Neubauten solle jedem Haus einen unverkennbaren Charakter verleihen und von allen Gebäuden Sichtachsen zum Starnberger See hin eröffnen.
Trinkl verweist auf eine „geometrisch klar gegliederte Fassadenoptik mit großformatigem Nagelfluh, einem einheimischen Naturstein“ und auf die Idee dahinter: „Die modernen und zeitlosen Fassaden sollen ganz bewusst einen architektonischen Kontrapunkt zu der historischen Villa de Osa und ihrem neubarocken Baustil der Jahrhundertwende setzen.“
Wasserschaden wegen undichter Stelle im Dach der Villa behoben
Apropos Villa: Das 114 Jahre alte, denkmalgeschützte Gebäude mit seiner Kuppel und den halbkreisförmigen Mansarddachtrakten solle in seinem „Funktionszusammenhang als eigenständige Einheit“ erhalten bleiben. Und wer zieht dort ein? Das steht noch lange nicht fest. Aber die Chiemgau Residenzen können sich in der Villa eine größere Wohnung vorstellen und darüber hinaus „nicht produzierendes Gewerbe wie zum Beispiel eine Tagesklinik, ein Family-Office, einen Showroom oder auch eine Privatbank“.
Und einen großzügigen Entspannungsbereich mit Whirlpool, wie eine der Visualisierungen zeigt. Insgesamt steht eine Nutzfläche von rund 1100 Quadratmetern zur Verfügung. Tätig werden mussten die Rosenheimer in der Villa schon vor dem Beginn des Bauprojekts: Eine undichte Stelle im Dach verursachte zwischenzeitlich einen Wasserschaden, der sofort behoben worden sei.

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Bis zu 300 Quadratmetern große Wohnungen geplant – Baubeginn und Kosten noch unbekannt
Einer der fünf umliegenden Neubauten ist ein Sonderfall: Im südlichen Bereich des Grundstücks entsteht laut Investor eine Villa als „großzügiges Einfamilienhaus“. In den weiteren vier Mehrfamilienvillen sind maximal je vier Wohneinheiten geplant. Die Wohnungen sollen zwischen 100 und 300 Quadratmetern groß sein. Details lässt der Investor noch nicht raus, Trinkl schreibt nur: „Bei der Ausstattung wird neben Eleganz und höchster Ausführungsqualität natürlich auch den Anforderungen an modernste Technikstandards, zum Beispiel im Energiebereich, entsprochen.“
Wie viel Geld die Chiemgau Residenzen in das Prachtgrundstück am Starnberger See stecken, könne noch nicht genannt werden, „da mit den umfangreichen Ausschreibungen der einzelnen Gewerke soeben erst begonnen wurde“. Auch für Baubeginn und Fertigstellung nennt der Investor auf Nachfrage keinen Zeithorizont. Trinkl liefert eine Erklärung dafür: Es sei noch nicht klar, ob alle Gebäude gleichzeitig erstellt werden oder das Projekt in verschiedene Bauabschnitte aufgeteilt wird.

Wechselhafte und dramatische Geschichte der Villa de Osa: grausamer Mord in den 50ern
Der Architekt Ernst Haiger erbaute die Villa de Osa im Jahre 1909 für Augusta de Osa, die Witwe des kolumbianischen Botschafters in Paris, die wiederum aus Hamburg stammte. Die Geschichte des Hauses ist wechselhaft und durchaus auch dramatisch. So beschlagnahmte die Wehrmacht die Villa, später waren auf dem Gelände auch amerikanische Streitkräfte und in der Nachkriegszeit Flüchtlinge untergebracht.
Erbe Fritz de Osa übernahm das Domizil ab 1950 wieder – bis sich im September 1951 ein grausamer Mord ereignete. Der Hausmeister tötete die ganze Eigentümerfamilie und erhängte sich danach selbst im Wald bei Farchach. Ab 1980 war die Villa die Klinik von Valentin Argirov, dem Leibarzt des Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß, 2003 zog die Schön-Klinik-Gruppe ein.
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