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„Hat lange gedauert, bis ich das verarbeitet habe“: Söder gibt bei Kino-Besuch reichlich Privates preis

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Von: Boris Forstner

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Auf zwei Kinosesseln vor der Leinwand im größten Kinosaal hatten Markus Söder und Moderator Ralf Exel Platz genommen – vor einem übergroßen Söder-Porträt.
Auf zwei Kinosesseln vor der Leinwand im größten Kinosaal hatten Markus Söder und Moderator Ralf Exel Platz genommen – vor einem übergroßen Söder-Porträt. © Ralf Ruder

Bei seiner Kinotour „Söder persönlich“ unterhielt der Ministerpräsident in Weilheim die Besucher blendend. Wie versprochen gab er viel Privates preis. Langweilig war es nicht, dafür gab es Lustiges über den Start der politischen Laufbahn.

Weilheim – Der Film am Dienstagabend im Weilheimer Trifthof-Kinocenter dauerte knapp eineinhalb Stunden, hatte nur einen Darsteller, spielte sich vor der Leinwand ab – war aber trotzdem unterhaltsam: Bei seiner Kinotour, die Ministerpräsident Markus Söder seit Jahren in unregelmäßigen Abständen durch Bayern führt, erfuhren die mehr als 200 Besucher im voll besetzten Saal wie versprochen (Motto: „Söder persönlich“) viel Privates aus seinem Leben. Tatsächlich funktioniert das Format – Söder hätte noch Stunden reden können und es wäre nicht langweilig geworden.

„Söder persönlich“: Moderator Ralf Exel musste Ministerpräsident ab und an wieder in die Spur bringen

Der von SAT 1 bekannte Moderator Ralf Exel musste nur ab und zu schauen, den munter vor sich hin plaudernden Söder wieder in die Spur zu bringen, doch wirklich gebraucht wurde er eigentlich nicht. Zum Start ging’s gleich in das derzeit dominierende Thema, den Nockherberg. Über die umstrittene Fastenpredigt sagte Söder nichts, lieber erzählte er, wie vorsichtig man mit dem Starkbier sein muss – ein Schluck gönne er sich immer, mehr nicht. Dass vor allem Nordlichter das unterschätzen, berichtete Söder am Beispiel von Linken-Frontmann Gregor Gysi, der „so voll“ gewesen sei, dass er den Kopf auf Söders Schulter gelegt und ihm mit Blick auf eine CSU-Mitarbeiterin gesagt habe, er habe aber eine schöne Tochter.

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„So etwas wie das Derblecken geht einfach nur in Bayern“, sagte Söder. Beim Maibock-Anstich in Berlin, wo auch derbleckt wird, „herrschte immer blankes Entsetzen, weil die dort alles persönlich nehmen. Wir sind eben näher an Italien, die an Lappland.“

Bei Besuch in Weilheim: Söder berichtete über seine Kinoleidenschaft

Doch dann wurde es schnell wirklich persönlich. Söder erzählte über seine Kinoleidenschaft, vor allem Science-Fiction-Filme wie Star Wars haben es ihm bekanntlich angetan. „In der 5. Klasse durfte ich den Film im Kino nur anschauen, wenn ich eine zwei in Englisch schreibe, und das habe ich gerade so geschafft“, sagte er.

Komplett gefüllt mit mehr als 200 Besuchern war der Saal – Landrätin Andrea Jochner-Weiß und Bezirksrätin Alexandra Bertl (in rot) hatten sich die besten Plätze gesichert.
Komplett gefüllt mit mehr als 200 Besuchern war der Saal – Landrätin Andrea Jochner-Weiß und Bezirksrätin Alexandra Bertl (in rot) hatten sich die besten Plätze gesichert. © Ralf Ruder

Er sei zwischendurch ein schlechter Schüler gewesen, und sein Vater habe ihm knallhart gesagt: „Wenn ich die Schule nicht schaffe, kann ich den Sommer im Keller verbringen und auf dem Bau arbeiten.“ Es habe schließlich doch noch zu einem guten 1,3-Abitur gereicht, einem Jura-Studium und einen Doktortitel, „den ich bis heute behalten darf“, wie er unter dem Gelächter des Publikums sagte.

Söders Anekdoten über den Start seiner politischen Laufbahn waren lustig

Lustig waren auch Söders Anekdoten über den Start seiner politischen Laufbahn. Wenn er erzählt, dass er gleich bei mehreren Nürnberger Ortsvereinen abgeblitzt ist, weil sich niemand um seine Aufnahme kümmern wollte, wie er gleich bei seiner ersten Sitzung in den Vorstand gewählt wurde, weil kein anderer da war, ist das absolut unterhaltsam. 1994 schließlich, als mitten im Landtagswahlkampf seine Mutter gestorben war („es hat lange gedauert, bis ich das verarbeitet hatte“) und Söder, dessen Kandidatur gegen etablierte Widersacher nach eigener Aussage schon eine Sensation war, in der SPD-Hochburg Nürnberg tatsächlich gewählt wurde.

Ein Thema war das Essen, mit dem Söder auf den sozialen Netzwerken präsent ist. Zwölf Nürnberger Rostbratwürste seien kein Problem, sagte er, und dass er mit Veganern tatsächlich wenig anfangen kann: „Ein Leben ohne Fleisch ist möglich, aber nicht sinnvoll“, wandelte er das Loriot-Mops-Zitat ab.

Manche Aktionen würde er heute nicht mehr bringen: Söder gab sich auch selbstkritisch

Auch selbstkritisch gab sich Söder, dass er manche Aktionen aus seiner Zeit als JU-Chef und Generalsekretär so heute nicht mehr bringen würde. Corona war noch Thema, da haben ihn die persönlichen Anfeindungen und Beleidigungen erschüttert, und dass ihm der Glaube wichtig sei, auch wenn er kein regelmäßiger Kirchgänger ist. Der 1.FC Nürnberg, der quasi alle Mittelfranken depressiv mache, Geschichten vom G7-Gipfel über Macron, Biden und Johnson – wenn er mal mit der Politik aufhört, kann Söder gerne den Erzählonkel geben. Denn Geschichten erzählen kann er.

Auch beim Singspiel am Nockherberg spielte Markus Söder eine große Rolle, auch die, die ihm der Weilheimer Richard Oehmann auf den Leib schrieb

Die Heimatzeitungen im Landkreis Weilheim-Schongau sind unter „merkur_wm_sog“ auf Instagram vertreten.

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