Rosenheim-Cops-Star wird Opfer von Flutkatastrophe - und erzählt von traurigem Moment am Set

Simone Ascher aus dem Landkreis Erding ist unter anderem bekannt als Schauspielerin bei den Rosenheim-Cops. Im Interview spricht sie über Corona, Hochwasser und ihre Liebe zu Dorfen.
München/Erding - Mal sieht man die Dorfenerin im Fernsehen beim „Alten“, den „Rosenheim-Cops“ oder „Dahoam is Dahoam“. Dann steht Simone Ascher Schauspielerin – die wie ihre ältere Schwester Angela Ascher, ebenfalls Schauspielerin, in Dorfen aufgewachsen ist – wieder auf der Bühne und spielt klassisches Theater. Zudem schreibt die zweifache Mutter gerade an ihrer Masterarbeit in Sprechwissenschaft.
„Rosenheim-Cops“-Star Simone Ascher: „Mein erster Dreh ohne Joseph Hannesschläger“
Ein ungeschminktes Gesicht: Schauspielerin Simone Ascher (41) wirkt natürlich, unprätentiös. Wer sie sieht, vermutet zunächst nicht, dass er eine bekannte Schauspielerin vor sich hat, die seit Jahren professionell in unterschiedliche Rollen schlüpft. Sie beginnt zu erzählen. Von den Charakteren, die sie bei verschiedenen Fernsehproduktionen schon gespielt hat. Und von den Dreharbeiten. Dabei leuchten ihre Augen. Die Schauspielerei in Krankenhaus- und Krimiserien, das merkt man ihr an, das ist „ihr Ding“.
Mitte des Jahres stand sie für die 500. Folge der „Rosenheim-Cops“ vor der Kamera, die im Januar ausgestrahlt wird. Hier mimt sie Nicole Neustädt, eine betrogene Ehefrau, die zugleich verdächtigt wird, ihren Mann umgebracht zu haben. „Es war mein erster Dreh ohne Joseph Hannesschläger“, bedauert sie den Tod des bekannten Schauspielers, der durch die Rolle als Kriminalkommissar und Landwirt Korbinian Hofer bekannt wurde und im Januar 2020 verstarb. „Über die Jahre haben wir uns angefreundet. Er war ein herzlicher Kollege. Das hinterlässt schon Spuren, wenn so ein Urgestein nicht mehr da ist.“
500. Folge „Rosenheim-Cops“ ohne Joseph Hannesschläger - „Das hinterlässt schon Spuren“
Beim Dreh am Set werde in Corona-Zeiten stark auf Sicherheit geachtet, erzählt sie. „Wir drehen immer noch mit Abstand, trotz PCR-Test und Impfung.“ Das schreibe die Produzentenvereinigung so vor, schließlich würde ein Drehtag 50 000 Euro kosten. Schwierig wird der Abstand freilich bei Paarszenen. „Küssen sich zwei Leute, müssen die Darsteller zuvor Kontaktbeschränkungen einhalten“, beschreibt Simone Ascher die durch die Pandemie deutlich aufwendiger gewordenen Dreharbeiten.
Ein weiteres Genre, für das sie gleichermaßen brenne, sei das Theater, erklärt die Dorfenerin, die nach dem Abitur einen heiß begehrten Studienplatz an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover bekam. Goethes „Iphigenie auf Tauris“ sei auf den Bretter, die die Welt bedeuten, einer der Höhepunkte ihrer bisherigen Karriere gewesen, erinnert sich Ascher. Lange Zeit hatte sie ein Engagement am Mainfrankentheater in Würzburg. „Da habe ich mir die griechische Mythologie reingezogen, für die ich mich während der Schulzeit nicht interessiert habe.“
Auch sonst bereite sich die Schauspielerin intensiv auf ihre Rollen vor. „Bei Weismann und Rotgesicht“ von George Tabori beispielsweise, bei dem auch ein Mädchen mit Down-Syndrom mitspielt, habe sie sich lange mit der Schauspielerin ausgetauscht. „Das war schon ein absurdes Stück, aber es hat Theatergeschichte geschrieben.“ Ebenso wie „Gut gegen Nordwind“ nach der Romanvorlage von Daniel Glattauer, hier stand Ascher als Emmi Rother auf der Bühne des Stadttheaters Paderborn.
Rosenheim-Cops-Star auch Opfer von Hochwasserkatastrophe: „Was ist, wenn das nochmal passiert?“
Ihr Wohnsitz war jahrelang Berlin. In der Hauptstadt lernte sie auch ihren Mann kennen. Als erst ihr Sohn und drei Jahre später dann die Tochter zur Welt kamen, beschloss das Paar, der Großstadt den Rücken zu kehren, und kaufte sich kurzerhand ein Haus in der Siedlung am Seebach in Oberdorfen. Hier lebt die Familie seit 2017.
Das Haus der Schauspielerin war stark von der Hochwasserkatastrophe in Oberdorfen am 30. August betroffen. Grund genug für Simone Ascher, sich für alle Opfer der Flutkatastrophe einzusetzen: „Die Leute können sich oft gar nicht vorstellen, wie schlimm es ist, monatelang nicht in das eigene Haus zurück zu können und dabei Hab und Gut zu verlieren“, sagt sie. Auch bleibe die Angst im Hinterkopf: „Was ist, wenn das noch mal passiert? Deshalb wünschen wir uns auch seitens der Stadt ein effektives Hochwasserschutzkonzept.“
Trotz Wasserschaden und Interimsumzug lebe sie gerne in Dorfen, sagt die Schauspielerin. Gerade jetzt in der Corona-Zeit wisse sie das zu schätzen. „Das Leben in einer Kleinstadt während der Pandemie ist leichter als in der Großstadt“, meint sie. „Die Kinder sind hier nicht in Wohnblocks eingeschlossen, sie haben Natur um sich und dadurch mehr Freiheit.“
Derzeit schreibt Ascher an ihrer Masterarbeit in Sprechwissenschaft und Sprecherziehung. „Das war das einzige, was ich bereut habe, dass ich keinen akademischen Abschluss habe“, sagt sie. Jetzt könne sie sich noch besser in ihre Rollen vertiefen: „Wie spricht eine Figur? Es ist ein großer Unterschied, ob ich eine Supermarktverkäuferin oder eine Lehrerin spiele.“ VON MICHAELE HESKE
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