Dreister Zechpreller schnorrt sich durch Hotels und Restaurants – Polizei kann wenig machen

Ein 45-Jähriger fährt in der Region Garmisch-Partenkirchen Taxi, isst in Restaurants und übernachtet in Hotels – zahlt aber selten. Die Polizei hat im vergangenen Jahr rund 50 Straftaten gezählt. Doch nach dem Urteil fängt der Betrüger wieder von vorne an.
Gründonnerstag, 12 Uhr. Ein Mann mit Helm und Sonnenbrille lässt sich vom Taxi durch Garmisch-Partenkirchen fahren. 33,80 Euro will der Fahrer, aber der Gast zahlt nicht. Die Polizei kommt. Karfreitag, 11.50 Uhr. Eine Fahrt vom Bahnhof zum Rathausplatz. Die 10 Euro? Kann er nicht bezahlen. Die Polizei kommt. Vier Stunden später, eine Fahrt nach Grainau – auch die 27 Euro prellt der Mann.
Elias B. ist obdachlos und verurteilt – doch einen Tag später legt er wieder los
Die Polizei kennt den Herrn, der nicht bezahlen will. Oder kann. Elias B., obdachlos, 45, geboren in Rio de Janeiro, gültiger Aufenthaltstitel. Im vergangenen Jahr hat er mehr als 50 Straftaten begangen – meistens Zechbetrug, ein paar mal Hausfriedensbruch, stets in der Region Garmisch-Partenkirchen. Von Januar bis März saß er in Untersuchungshaft. Erst am Mittwoch, 5. April, verurteilte ihn das Amtsgericht München zu einer „erheblichen Bewährungsstrafe“, wie ein Sprecher sagt. Doch kaum ist das Urteil gesprochen, legt er wieder los.
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Als die Wirtin mit Polizei drohte, wurde er aggressiv
Zu seinen Opfern zählt Gabriele Simmet, Seniorchefin im Hotel Hausberg. Eine Woche vor Heiligabend stand der Mann mit seinem alten Rucksack in der Tür, er kam ihr seltsam vor. Trotzdem fand sie im vollen Restaurant ein Platzerl für den Gast. Der hatte gleich eine ungewöhnliche Bitte. „Er wollte verschiedene Biere probieren“, erinnert sich die Seniorchefin. Das lehnte sie ab. Er bestellte Schweinsbraten und ein Bier, an dem er nur einmal nippte. Als es ans Zahlen ging, funktionierte seine Mastercard nicht. „Also hab’ ich ihm gesagt, dass er bar zahlen oder ein Pfand hinterlassen muss.“ Sie deutete auf eine Smartwatch am Handgelenk. Der Mann lehnte energisch ab. Als die Wirtin mit Polizei drohte, wurde er aggressiv, warf eine alte Unterhose aus dem Rucksack auf den Tisch. Simmet rief die Polizei. Ihr Sohn Florian stellte sich B. in den Weg, als er flüchten wollte, die Schwiegertochter bewachte die Tür. „Es ist so zornig geworden, dass er das noch fast volle Bierglas durch die Wirtsstube warf.“
Zechpreller wirft Glas auf Vater mit Kind – Die Polizei kann nicht viel machen
Das Bier traf einen Gast, der sein Kind auf dem Arm hatte – der wollte auf den Zechpreller losgehen. Am Ende kam die Polizei, nahm den Mann mit. „Sie haben sofort gesagt, dass sie ihn schon kennen. Und dass sie nicht viel machen können.“ Die Schwiegertochter sah den Betrüger eine Woche später in einer Pizzeria am Rathausplatz. Sie informierte die Inhaber, die den Mann rauswarfen. Familie Simmet erhielt später Post vom Gericht: Verfahren eingestellt, weil bei B. nichts zu holen sei. Verurteilt wurde er erst jetzt.

Zechprellerei bei Taxis und in Restaurants sind das eine. Doch der 45-Jährige, der laut Polizei nicht in der Obdachlosenunterkunft der Gemeinde wohnen will, übernachtet auch gerne in Hotels. Zuletzt am Osterwochenende in einem Hotel in Grainau, wo er nicht bezahlte.
Auch im Hotel am Badersee ist Elias B. bekannt. Vorigen August buchte er über das Buchungsportal Booking eine Nacht – „er muss also eine funktionierende Kreditkarte haben“, sagt eine Mitarbeiterin. Die 180 Euro fürs Zimmer waren beglichen, die 3,50 Euro Kurtaxe zahlte er nicht. Ein anderes Mal buchte er direkt im Hotel, zahlte bar. Essen, Getränke, Kurtaxe blieb er schuldig. Mehrfach versuchte Elias B., sich bei Tagungen einzuschleichen und dort mitzuessen. In Jogginghose, mit Radlhelm und offenen Crocs-Schuhen. „Wir haben ihm Hausverbot erteilt“, sagt die Mitarbeiterin. Anzeige erstattete das Hotel Badersee nicht, weil der Schaden mit etwa 30 Euro gering war. Die Polizei kam trotzdem – weil er die Taxifahrt zum Hotel nicht bezahlte. Auch im schicken Dorint Sport-Hotel in Garmisch-Partenkirchen schlug der Betrüger zu. In anderen Häusern ließ er sich massieren, ging in die Sauna.
Erst wenn wieder mehrere Fälle zusammenkommen, kann die Staatsanwaltschaft reagieren
Die Polizei in Garmisch-Partenkirchen sammelt jetzt wieder seine Vergehen. Erst wenn wieder mehrere Fälle zusammenkommen, kann die Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl ausstellen. Dann droht B. eine neue Anklage.