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Zehn Jahre nach schwerem Schicksalsschlag: Frau von Unfallopfer will anderen Mut machen

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Nicht nur als Foto im Wohnzimmer, auch in ihren Erinnerungen ist Ehemann Erhard bei Bianca Hellmich (49) aus Hausham immer präsent.
Nicht nur als Foto im Wohnzimmer, auch in ihren Erinnerungen ist Ehemann Erhard bei Bianca Hellmich (49) aus Hausham immer präsent. © Mathias Weinzierl/Privat

Bianca Hellmich hat vor zehn Jahren durch einen tragischen Unfall ihren Mann verloren. Die Trauer war überwältigend. Doch sie hat es geschafft, einen Weg zurück ins Leben zu finden.

Hausham – Am 12. Mai kommt die Familie jedes Jahr zusammen. Zum Beispiel im Lieblingsrestaurant von Erhard Hellmich. Denn der 12. Mai ist sein Geburtstag. Doch seit zehn Jahren bleibt sein Platz jedes Jahr frei. Am 17. April 2013 ist der leidenschaftliche Motorradfahrer bei einem Unfall in Feldkirchen-Westerham im Kreis Rosenheim ums Leben gekommen.

„Er ist immer bei uns“, sagt seine Frau Bianca. Ihren beiden Töchtern Nicole (23) und Annabelle (21) geht es genauso. „Bis irgendwann mal“ – an diese drei Worte wird sich die 49-Jährige ihr Leben lang erinnern. Es sind die letzten Worte, die sie an jenem 17. April zu ihrem Mann sagte. „Das war als scherzhafte Bemerkung gedacht, weil wir in dieser Woche beide abends immer wieder Termine hatten und nicht klar war, wann wir uns daheim wiedersehen“, erinnert sich Hellmich.

Wie nahezu jeden Tag hatte sich der 51-Jährige auf sein Motorrad geschwungen und war zur Arbeit nach München gefahren. Auf dem Heimweg entschloss er sich, über die Landstraßen zurück nach Hause nach Hausham zu fahren. „Dieser Weg über die Dörfer war für ihn eine einstündige Auszeit“, erinnert sich seine Frau.

Auf dem Weg nach Hause: Motorradfahrer von Auto erfasst

Erhard Hellmich hatte nur noch 20 Kilometer vor sich, als es zu dem Unfall kam. Eine Autofahrerin aus Ebersberg bog ab und übersah sein Motorrad. Die Kollision war so heftig, dass der 51-Jährige noch an der Unfallstelle an seinen schweren Verletzungen starb.

Heute erinnert sich Bianca Hellmich daran zurück, dass sie damals den ganzen Tag lang unruhig war. Mit einer Freundin hatte sie sich in einem Wellnessbad verabredet. Dort standen plötzlich zwei Polizisten vor ihr und überbrachten ihr die Nachricht vom Tod ihres Mannes. „Als ich die zwei Polizisten gesehen habe, war sofort klar, dass meinem Mann etwas passiert ist“, sagt sie heute. Einer ihrer ersten Gedanken war damals: Wie bringe ich das meinen Töchtern bei?

An der Staatsstraße 2078 bei Feldkirchen-Westerham erinnert ein Holzkreuz an den 51-Jährigen, der dort am 17. April 2013 unverschuldet bei einem Unfall sein Leben verloren hatte.
An der Staatsstraße 2078 bei Feldkirchen-Westerham erinnert ein Holzkreuz an den 51-Jährigen, der dort am 17. April 2013 unverschuldet bei einem Unfall sein Leben verloren hatte. © Mathias Weinzierl/Privat

Die nächsten Wochen liefen für sie wie ein Film ab, erzählt sie. Trauer, Zukunftsangst und kräftezehrende Behördengänge, um Formalitäten zu erledigen. Ihre Mutter stand ihr damals zur Seite. Auch ihre Chefs in der Rechtsanwaltskanzlei unterstützten sie sehr.

Besonders bewegt hatte sie, wie die Freunde ihrer ältesten Tochter mit der Situation umgingen. „Die hatten gar keine Berührungsängste“, erinnert sich Bianca Hellmich. „Sie waren ständig bei uns, haben sich um Nicole gekümmert und Annabelle auch einbezogen.“

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49-Jährige will anderen Trauernden Mut machen

Mit der Geschichte ihres Mannes will die 49-Jährige heute anderen Trauernden Mut machen. Zehn Jahre nach dem Tod ihres Mannes ist ihre Botschaft: „Das Leben geht weiter – und es ist weiter lebenswert.“ Immer wieder erlebe sie Momente, in denen die Trauer sie überwältige, erzählt sie. Weihnachten zum Beispiel ist jedes Jahr schwer für sie und ihre Töchter. Aber inzwischen ist die Trauer nicht mehr immer im Mittelpunkt. Sie hat Platz gemacht für schöne Erinnerungen.

„Man kommt aus der Trauer wieder raus“, macht sie anderen Mut. Aber man dürfe den Kopf nicht hängen lassen. Es sei normal und befreiend, mal eine Nacht durchzuheulen, betont sie. „Aber man muss sich klarmachen: Morgen ist wieder ein neuer Tag. Man kann und darf auch wieder lachen und glücklich sein.“ Dieser Appell ist ihr wichtig.

Bianca Hellmich hat es geschafft, wieder glücklich zu sein. Sie und ihre Töchter sind dankbar für die vielen schönen Momente mit ihrem Mann und Vater. Eine neue Beziehung ist Bianca Hellmich in den vergangenen zehn Jahren nicht eingegangen. „Für mich war erst einmal wichtig, dass ich meine Kinder groß bekomme“, sagt die 49-Jährige. Aber sie weiß: Ihr Erhard würde sich freuen, wenn sie irgendwann wieder jemanden an ihrer Seite hätte.

Bianca Hellmich ist sehr gläubig. Deshalb vertraut sie darauf, dass ihre Worte „Bis irgendwann mal“ nicht nur Abschiedsworte waren – sondern auch ein Versprechen.

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