Immer wieder kommt es vor, dass Menschen unbemerkt K.-o.-Tropfen verabreicht werden. „Unter K.-o.-Mitteln versteht man Substanzen, die geeignet sind, Personen hilflos, wehrlos oder bewusstlos zu machen, um Folgestraftaten zu ermöglichen“, erklärt Prof. Dr. Frank Mußhoff vom Forensisch Toxikologischen Centrum in München. „Häufig werden Substanzen eingesetzt, die auch noch zu Erinnerungslücken führen.“
Wie bei Jessica: Wann sie sich von ihrer Freundin getrennt hat, wie sie nach Hause gekommen ist, ob alleine oder in Begleitung, mit einem Taxi – sie weiß es nicht.
Für K.-o.-Mittel können mehr als 100 Wirkstoffen in Frage kommen – häufig verwendet werden Schlaf- oder Beruhigungsmittel wie Benzodiazepine oder GHB, auch Liquid Ecstasy genannt, so Mußhoff. Die meisten Substanzen seien nur kurz nachweisbar. Oft würden Betroffene zu spät reagieren, aus Schuldgefühl oder weil sie sich nicht wirklich erinnerten.
Jessica fühlt sich noch Tage später unwohl, ihr ist schwindlig, sie muss sich übergeben. „Am schlimmsten ist die psychische Belastung. Dass du einfach nicht weißt, was passiert ist.“ Und dass, obwohl die beiden Frauen aufgepasst haben, nicht zu viel getrunken haben.
Als der Betreiber der Bar und der Club-Chef von dem Vorfall erfahren, sind sie schockiert. „Leider kommt das in der Gastro-Szene immer wieder vor, dass jemand Opfer von K.-o.-Tropfen wird. Aber das ist das erste Mal, dass ich höre, dass so etwas bei uns passiert“, sagt der Club-Chef. Die Mitarbeiter seien angehalten, auf auffällige Situationen zu achten, herrenlose Gläser würden weggeräumt. „Man muss immer wieder auf dieses schlimmes Thema aufmerksam machen.“
Jessica und ihre Freundin haben reagiert: Sie haben Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Das einzige was ihnen nun bleibt, ist zu hoffen, dass Licht ins Dunkel kommt.
Noch mehr aktuelle Nachrichten aus München und der Region finden Sie auf merkur.de/muenchen