Das sieht der Mediziner Sayed Wahid Abass genauso, der unter dem Titel „Test and Go“ fünf Stationen betreibt. Zum Beispiel den Bauwagen, der auf dem Rotkreuzplatz. Mit der neuen Verordnung stehen die Arbeitsplätze seiner 20 Mitarbeiter auf der Kippe. Denn: Zuletzt brechen die Zahlen der Kunden ohnehin ein. Nun sieht es ganz düster aus. Abass hat gerechnet: Sollte das erwirtschaftete Geschäft an drei Tagen im Minus liegen, wird auch er die Konsequenz ziehen: „Dann sperre ich zu!“ Das neue Prozedere sei weder durchdacht noch praktikabel, sondern einfach nur „lächerlich“.
Für Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) waren die Schnelltests bislang „wertvoll“, aber zu teuer. Seine neue Verordnung steht nun jedoch massiv in der Kritik. „Wenn eine derart komplexe Neuordnung einen Tag vor deren Wirksamkeit beschlossen und verkündet wird, dann ist doch das Chaos für alle Beteiligten absehbar“, heißt es von der Medizinervereinigung Hartmannbund.
Der Hausärzteverband spricht von einem „Bürokratiemonster“. Und die Kassenärztliche Bundesvereinigung fordert die Einstellung der Bürgertests. Deren Chef Andreas Gassen nannte das Schnelltesten gegenüber der Bild-Zeitung „eine völlig sinnfreie Veranstaltung, anlasslos gesunde Menschen mit fragwürdiger Qualität zu testen“. Die Kassenärzte machen sich für PCR-Tests für Patienten mit Symptomen stark.