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Umbau der Alten Akademie: Jetzt stellt der BA dem Stadtrat klare Forderungen

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Investor René Benko hat das Ensemble in Erbpacht für 65 Jahre vom Freistaat gekauft.
Investor René Benko hat das Ensemble in Erbpacht für 65 Jahre vom Freistaat gekauft. © Schlaf

Der geplante Umbau der Alten Akademie sorgt weiter Widerstand im Bezirksausschuss. Nun wendet sich das Gremium mit einem Schreiben an den Stadtrat.

München - Wolfgang Püschel (SPD) klingt verärgert. Im Hofbräuhaus bei der Sitzung des Bezirksausschusses (BA) Altstadt-Lehel wird gerade das heiße Eisen Alte Akademie diskutiert. „Wir müssen uns da noch einmal positionieren. Das können wir nicht hinnehmen, was da geplant ist“, sagt der BA-Vize und schaut dabei grimmig über den oberen Rand seiner Brille. Es geht ihm insbesondere um die Neugestaltung der Akademie-Arkaden, die die Fassade des Münchner Wahrzeichens unweit des Marienplatzes stark verändern wird.

Püschel zieht am Dienstagabend eine schriftliche Stellungnahme hervor, die im Unterausschuss „Planen, Bauen, Wohnen“ entstanden ist und als Aufforderung an den Stadtrat weitergereicht werden soll. „Ich habe unsere Position auf einem zweiten handschriftlichen Schreiben weiter verschärft“, sagt er, „und ich stelle nun das Papier zur Abstimmung vor.“

„Stadtrat missachtet selbst beschlossene Altstadt-Leitlinien“

Der Inhalt besteht aus ungewöhnlich klaren Forderungen und Vorwürfen an den Stadtrat. Püschel liest vor: „Die Arkade an der Kapellenstraße ist aufrechtzuerhalten. Die reduzierte Arkade des Hettlage-Gebäudes an der Neuhauser Straße muss mit den Maßen des Wettbewerbsgewinners (5,40 Meter) erhalten bleiben. Die Entscheidung der Stadtratsmehrheit weicht massiv von den Eckdaten des Aufstellungsbeschlusses ab. Der Stadtrat missachtet die selbst beschlossenen Altstadt-Leitlinien und schafft einen schwerwiegenden Präzedenzfall“, lauten die wichtigsten Details. Daher fordere der BA den Stadtrat und den Oberbürgermeister auf, per Beschluss die ursprünglichen Inhalte wiederherzustellen. Es sind Positionen, die der BA von Anfang an vertrat.

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Hintergrund des Antrags ist ein ewiges Gezerre. Öffentlichkeit, Stadtrat, Investor René Benko und Bezirksausschuss diskutieren seit Jahren über die Neugestaltung der Alten Akademie - und vor allem deren Arkaden. Der Architekt Meinrad Morger, der die Ausschreibung für die Umgestaltung gewann, plante von Anfang an, die Arkaden deutlich zu verändern.

Alte Akademie, München
So sehen die Arkaden der Alten Akademie heute aus, ... © mw

Mehr Verkaufsfläche soll geschaffen werden

An der Kapellenstraße sollen sie zur geschlossenen Verkaufsfläche werden. An der Neuhauser Straße sollten sie sich anfangs von 8,30 Meter auf 5,40 Meter verkleinern. In der letzten Version des Umbauplans waren es plötzlich nur noch vier Meter. Ziel des Ganzen ist, mehr Verkaufsfläche zu schaffen. Die Altstadt-Leitlinien stehen dem eigentlich entgegen. Sie besagen, dass Freiflächen wie Arkaden dauerhaft der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen müssen - insbesondere in wachsenden Städten wie München.

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Bei der BA-Sitzung am Dienstagabend steht die überwiegende Mehrheit der BA-Mitglieder auf Püschels Seite. Sie stimmen für den Antrag, außer den beiden FDP-Mitgliedern. Wolfgang Heubisch (FDP) etwa wirkt resigniert: „Es ist doch schon alles ums Eck“, sagt er mit leiser Stimme. Er bekommt aber sofort Gegenwind von Andrea Stadler-Bachmaier (Grüne): „Also ich finde es auch sehr wichtig, dass wir uns noch mal kenntlich machen. Fordert auch euer Umfeld dazu auf, beim Planungsreferat schriftlich Stellung zu nehmen!“ Markus Hundemer (CSU) sieht das wie Stadler-Bachmaier: „Herr Püschel und Frau Stadler haben vollkommen Recht. Ich bin doch ein gewähltes Mitglied des BA und vertrete die Münchner.“

Der Fall zeigt auch, wie mühsam die Arbeit eines Bezirksausschusses ist. Häufig prallen Beschlüsse und Hinweise des jeweiligen Stadtteilgremiums bei der Stadt weitgehend ab - auch wenn die Entscheidung des Stadtrats vom 31. Januar 2018 bezüglich des Umbaus der Alten Arkaden nur knapp zustande kam. Sogar innerhalb vieler Fraktionen herrschte keine geschlossene Meinung. Bezirksausschüsse haben bei den allermeisten politischen Entscheidungen der Stadt lediglich ein sogenanntes Anhörungsrecht.

Alte Akademie, München
... so sollen die Arkaden durch den Umbau schrumpfen. © mw

Hüseyin Ince

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