Antisemitische Attacke im Englischen Garten sorgt für Bestürzung: Münchner Jugendtrainer übel beschimpft

„Ihr Juden habt das mit dem Corona gemacht“: Ein Jugendtrainer des TSV Maccabi München wird bei einem Spaziergang übel antisemitisch beleidigt.
- Max Brym ist Fußball-Jugendtrainer beim TSV Maccabi.
- Unweit des Chinesischen Turms wurde Brym von einem „Coronaleugner“ antisemitisch beleidigt.
- Seine Vereinsjacke will der Trainer aber weiter stolz tragen.
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München - Es gibt ihn. Den Rassismus. Den Antisemitismus. Im Alltag. Und die Corona-Krise hat den Hass wachsen lassen. Das zeigen nicht nur die im Bund offiziell veröffentlichten Statistiken, sondern auch ein brandaktueller Vorfall in München. Max Brym ist Fußball-Jugendtrainer beim TSV Maccabi. Ein jüdischer Sportverein, der sich als Brückenbauer sieht, jegliche Diskriminierung verurteilt und offen für alle Nationalitäten ist.
Vor einer Woche ging Brym wie so oft mit seinem Hund Richy unweit des Chinesischen Turms spazieren, als ein Fahrradfahrer anhielt und ihm zubrüllte: „Ihr jüdischen Schweine seid schuld! Ihr Juden habt das mit dem Corona gemacht! Du jüdischer Dreckskerl!“ Als Brym auf ihn zuging, fuhr der Mann dann davon. Diesen Vorfall hat am Mittwoch (27. Mai) die Antisemitismus-Meldestelle RIAS Bayern auf ihrer Facebook-Seite gepostet. Brym hat sich dort gemeldet. Dem 62-Jährigen war wichtig, dass die Öffentlichkeit von dem Vorfall erfährt. Er hat zudem Anzeige bei der Polizei erstattet.
München: „Coronaleugner“ geht auf jüdischen Jugendcoach los - Wortwechsel sorgt für Entsetzen
Bryms Vater hat den Holocaust überlebt, 18 seiner Verwandten wurden ermordet. Der freie Autor trug bei seinem Spaziergang eine Trainingsjacke des TSV Maccabi München mit dem Vereinsnamen und einem großen Davidstern. Zeugen hätten die Beleidigungen mitbekommen, kurz hergeschaut, seien dann aber weitergegangen, berichtet er. „Dieser Übergriff zeigt, dass und wie sich das Denken, das vielerorts bei den Corona-Demos zum Ausdruck kam, auch ganz konkret im Alltag gegen Menschen richtet“, erklärt Annette Seidel-Arpaci, Leiterin von RIAS Bayern. Der Radfahrer hat nach Angaben Bryms ein T-Shirt mit der Aufschrift „Coronaleugner“ und „Impfgegner“ getragen.
Erschüttert über die antisemitische Attacke zeigt sich auch die Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch.
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Corona München: Jüdischer Jugendcoach beleidigt - „Entwicklung beobachten wir seit Jahren“

Der Vorfall zeige, wie bedrohlich die Atmosphäre inzwischen sei. „Diese Entwicklung beobachten wir seit Jahren, und nicht erst, seit Judenhass mit der Ausbreitung des Coronavirus eine neue Projektionsfläche erhalten hat“, erklärt Knobloch.
Der Freistaat will die Verfolgung antisemitischer Straftaten verbessern. Am Mittwoch wurde ein Leitfaden für die Staatsanwaltschaften veröffentlicht. Er solle es den Ermittlern erleichtern, judenfeindliche Taten als solche zu identifizieren, sagt Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU). Judenfeindlichkeit habe „viele Gewänder“.
Vorfälle bei Corona-Demos in München: „Impfen macht frei“
Eisenreich verweist auf Vorfälle während Corona-Demonstrationen. Dort seien Botschaften wie „Impfen macht frei“ samt gelbem Judenstern und Plakate mit der Aufschrift „die Endlösung der Corona-Frage“ zu lesen gewesen. Die Staatsanwaltschaft München habe dazu Vorermittlungen aufgenommen. Laut der amtlichen Statistik in Bayern wurden 2019 mehr als 300 antisemitische Straftaten verübt. Offiziell, ohne Dunkelziffer. Bundesweit stieg die Anzahl der registrierten Straftaten im Vorjahr um 13 Prozent auf 2032.
Für Max Brym, der bei Maccabi eine C-Jugend-Mannschaft trainiert, war es nicht das erste Mal, dass seine Jacke negative Reaktionen hervorrief. Auf einer Busfahrt zum Training fragten ihn etwa Fahrgäste, was das denn für ein Verein sei. Als er dann „ein jüdischer Sportclub“ antwortete, hieß es: „Ach so was, schon wieder irgendwas von den Juden.“ Robby Rajber, Präsident des TSV Maccabi, betrachtet die antisemitische Attacke mit großer Sorge, meint jedoch, dass derartige heftige Anfeindungen die Ausnahme darstellten.
Max Brym will sich trotz des Übergriffs auch weiter in der Öffentlichkeit nicht verstecken. „Die Jacke bleibt an“, sagt er.
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