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FCB-Ultras attackieren 1860-Fanfeier - „Sie hatten Angst, wie bei einem Amoklauf“

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Von: Johannes Heininger

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Überall Glasscherben, zertrümmerte Fenster, kaputte Stühle und Tische. Vor dem Lokal bot sich in der Nacht auf Heiligabend ein Bild der Verwüstung
Überall Glasscherben, zertrümmerte Fenster, kaputte Stühle und Tische. Vor dem Lokal bot sich in der Nacht auf Heiligabend ein Bild der Verwüstung. © fkn

Die 1860-Fans feiern friedlich in einem Lokal am Isartor einen Geburtstag. Was sie nicht wissen: 30 gewaltbereite Bayern-Fans sind gerade auf dem Weg zu ihnen. Und dann eskaliert alles.

München - Als die Scheibe splitterte, brach unter den rund 100 Gästen im Lokal Panik aus. In der Nacht vor Heiligabend verwüstete eine Horde vermummter FC-Bayern-Fans die Tapas-Bar Mamasita am Isartorplatz. Doch der Anschlag galt nicht dem Restaurant, sondern ganz bestimmten Gästen. Ein junger Löwenfan feierte dort gerade seinen Geburtstag. Später trafen die beiden Gruppen dann im Freien aufeinander…

„Unsere Gäste waren total friedlich, auch die Gruppe der Sechzig-Fans“, erzählt die Betriebsleiterin des Restaurants der tz. Einer der Gruppe hatte mit rund 20 Freunden gerade in seinen Geburtstag gefeiert, als das Mamasita unfreiwillig zum Schauplatz roher wie sinnloser Gewalt wurde. Von außen näherten sich vermummte Gestalten, die brennende Fackeln, sogenannte bengalische Feuer, in ihren Händen hielten. Gegenstände flogen gegen die Fassade. Vermutlich über soziale Medien haben die FCB-Ultras erfahren, dass sich in der Tapas-Bar Löwenfans aufhielten.

„Sie hatten Angst, wie bei einem Amoklauf“

Angestellte reagierten geistesgegenwärtig und verbarrikadierten die Eingangstür. Doch die Bayern-Brutalos gaben nicht auf. Mit Stühlen und Tischen, die vor dem Lokal standen, schlugen die Randalierer eine große Fensterscheibe ein. Durch das Restaurant flogen Glassplitter, Gäste sprangen panisch auf. „Sie hatten Angst, wie bei einem Amoklauf“, erinnert sich die Betriebsleiterin. Manche seien sogar ohne zu zahlen aus dem Lokal gerannt. „Wir haben so etwas noch nie erlebt“, sagt die 32-Jährige. „Es tut mir leid für unsere Gäste. Wir sind normalerweise kein Treffpunkt in der Fußballszene.“ Die Bayern-Chaoten rückten ab. Doch der Spuk war nicht vorbei…

Wenig später, die Sechzig-Fans waren ihren Angreifern mittlerweile gefolgt, eskalierte der Streit nahe des Fortunabrunnens, nur wenige Meter vom Lokal entfernt. „Es muss zu heftigen Auseinandersetzungen mit mehreren Verletzten gekommen sein“, sagt Polizeisprecher Benjamin Castro Tellez. Doch als die rund 20 Streifenwagen mit Blaulicht und Sirenen anrückten, fanden die Beamten nur noch zwölf Fans des FC Bayern vor. Die Männer im Alter zwischen 17 und 30 Jahren wurden festgenommen. Sie erwartet eine Anzeige wegen Körperverletzung, Sachbeschädigung und Landfriedensbruchs.

Im Mamasita läuft der Betrieb mittlerweile wieder normal. Die zertrümmerte Fensterfront ersetzt provisorisch eine Plexiglasscheibe. Die Betriebsleiterin: „Es ist alles gut, wir freuen uns auf unsere Gäste.“

Die Polizei sucht nun die verbliebenen Teilnehmer der Attacken und vor allem Zeugen, die vielleicht Videoaufnahmen mit dem Handy gemacht haben. Wer etwas gesehen und/oder aufgenommen hat, meldet sich unter 089/29100 oder bei jeder anderen Polizeidienststelle.

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