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500 Bedürftige feiern Weihnachten im Hofbräuhaus: Gäste erzählen, was ihnen dieser Abend bedeutet

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Von: Andrea Stinglwagner

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Ein Fest für die Armen: Ehrenamtliche servierten im Hofbräuhaus das Essen.
Ein Fest für die Armen: Ehrenamtliche servierten im Hofbräuhaus das Essen. © Jens Hartmann

Nicht nur die Wärme im gut geheizten Wirtssaal tat ihnen gut – am schönsten war die Wärme im Herzen! Die durften am Heiligabend 500 arme Münchner spüren, die sonst eher mit Kälte und Einsamkeit zu kämpfen haben.

München - Der katholische Männerfürsorgeverein hatte heuer (nach zwei Jahren Corona-Pause) zum 30. Mal Obdach- und Wohnungslose ins Hofbräuhaus eingeladen.

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Rund 100 Ehrenamtliche sangen Weihnachtslieder und halfen dabei, den Geladenen das Essen zu bringen: Rinderschmorbraten mit Knödeln und Sauce, Platzerl und alle gewünschten Getränke. Sichtlich gerührt und dankbar, aber auch lustig und gesellig feierten die Gäste im festlich geschmückten Saal und freuten sich auch über einen Rucksack mit Supermarkt-Gutschein und Geschenken. Auch der Münchner Weihbischof Rupert Graf zu Stolberg war vor Ort, sprach zu den Gästen. So konnten sie an diesem Abend einmal alle Sorgen vergessen. Fünf Gäste haben uns erzählt, wie viel ihnen dieser Abend bedeutet. (A. Stinglwagner)

 Rosi K. aus München
Rosi K. aus München © Jens Hartmann

So toll, unter Leuten zu sein

Zu der Weihnachtsfeier im Hofbräuhaus komme ich schon viele Jahre. Ich war früher obdachlos, bis 1999 habe ich siebeneinhalb Jahre auf der Straße gelebt. Jetzt habe ich aber eine Wohnung bekommen. Früher war ich Köchin, aber jetzt kann ich nicht mehr arbeiten, ich hatte einen Schlaganfall. Wenn ich heute nicht hier wäre, würde ich mit meinem Kater zu Hause feiern. Aber ich freue mich, mal unter Leute zu kommen zum Reden. Ich wünsche mir zu Weihnachten Gesundheit und Freude. Rosi K. aus München

Roman M. aus München 
Roman M. aus München. © Jens Hartmann

Ich wünsche mir eine Wohnung

Ich wohne an der Implerstraße 51, das ist eine städtische Notunterkunft. Eigentlich bin ich Metzgermeister, Militärkoch und Landwirt. Aber ich habe eine schwere Behinderung: Nach einem schweren Arbeitsunfall ist mein rechtes Bein gelähmt. Wenn ich nicht hier wäre, wäre ich zu Hause. Ich schreibe gerne Briefe, Geschichten und Gedichte. Mein Wunsch fürs nächste Jahr wäre, eine kleine Wohnung zu bekommen. Vielleicht bekomme ich auch mal eine feste Rente. Dann würde ich vielleicht auswandern. Roman M. aus München 

Claudia M.
Claudia M. © Jens Hartmann

Mein Traum ist ein fester Job

Ich bin zum zweiten Mal hier – das letzte Mal war vor Corona. Ich hätte heute auch mit meiner Freundin und meiner Mama feiern können, aber ich wollte unbedingt wieder hierher. Ich arbeite nebenbei in einem Wiedereingliederungsbetrieb. Mein großer Wunsch wäre es aber, wieder einen Job zu bekommen auf dem ersten Arbeitsmarkt. Ich habe ja einen Abschluss als Bürokauffrau. Da will ich so gerne wieder hin! Was ich mir zu Weihnachten und fürs neue Jahr wünsche: Gesundheit und dass meine Mama noch lange lebt, sie ist schon 82. Sie soll ganz lange gesund bleiben! Claudia M.

Heinrich H. aus München
Heinrich H. aus München © Jens Hartmamnn

Ein Fest alleine wäre viel zu traurig für mich

Ich hab ja niemanden, mit dem ich Weihnachten feiern kann. Aber alleine macht das einfach keine Freude. Deshalb komme ich sehr gerne hierher! Man kommt mit anderen Armen zusammen. Manche haben Probleme, die sprechen mich an und ich rede gerne mit ihnen. Ich wohne in Freimann mit einem Kollegen zusammen. Wir haben einen Christbaum aufgestellt und eine Krippe. Aber hier ist es schöner. Es ist ja ein Familienfest, das muss man mit netten Leuten feiern! Mein Wunsch fürs neues Jahr ist, dass wieder Frieden wird. Heinrich H. aus München

David L. aus München.
David L. aus München. © Jens Hartmann

Schön, dass es gute Menschen gibt

Ich habe mich von einer Frau getrennt, seitdem lebe ich auf der Straße. Seit sechs Monaten. Ich übernachte mal hier mal da. Hier auf dieser Feier im Hofbräuhaus bin ich heute zum ersten Mal. Ich bin so froh, dass es so gute Leute gibt. Sie helfen mir viel! Was ich mir wünsche? Ich habe einen Sohn und eine Tochter und nur denen wünsche ich, dass es ihnen gut geht! Mir? Ach, bei mir geht’s schon irgendwie. Mein Problem ist der Alkohol. Das ist das einzige. Ich bekomme Angebote und Hilfe – aber ich bin Alkoholiker. David L. aus München

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