„Äußerst schlechtes und unrühmliches Bild“ – Mann verzweifelt auf dem Weg vom Flughafen München am SEV

Über einen Monat war die Stammstrecke in München gesperrt. Stattdessen fuhr ein Schienenersatzverkehr. Ein Fahrgast erlebte einen „katastrophalen“ Heimweg. Die Deutsche Bahn bezieht Stellung.
München – Über einen Monat war die Stammstrecke in München zeitweise gesperrt – wieder einmal. Vom 6. Oktober bis zum 6. November mussten Reisende mit Einschränkungen rechnen. Vor allem am Wochenende fielen viele S-Bahnen aus, zum Teil war die Stammstrecke zeitweise ganz gesperrt. Die Deutsche Bahn richtete einen Schienenersatzverkehr (SEV) ein.
Doch als wenig reibungslos hat ein Mann den Busverkehr erlebt, als er diesen Montag, dem 6. November, vom Münchner Flughafen nach Hause fahren wollte. Er erzählt von einer ÖPNV-Odyssee, durchzogen von kaputten Anzeigen, fehlende Informationen und viel zu langer Fahrt. Wegen seiner „katastrophalen“ Erfahrungen mit dem SEV wandte der Mann sich an den Fahrgastverband Pro Bahn, da er diese mit mehreren Fahrgästen teile. Die Deutsche Bahn reagiert auf Nachfrage zu den Vorwürfen und reagiert mit Allgemeinplätzen.
Kaputte Bildschirmanzeigen, fehlende Informationen, lange Wartezeiten beim SEV in München
Der Mann habe sich eigenen Angaben zufolge mit anderen Fahrgästen auf dem Nachhauseweg vom Flughafen München befunden – am Montag, gegen 21.30 Uhr – und dafür den von der Deutschen Bahn eingerichteten Schienenersatzverkehr benutzt. In dem Bus habe jedoch das Fahrgastinformationssystem (die Bildschirmanzeige) nicht funktioniert und der Busfahrer informierte die Fahrgäste nicht über Anschlusszüge und Haltestellen. Am Besucherpark mussten alle Reisenden den Angaben des Mannes nach aussteigen.
Hier habe sich gezeigt, dass die nächste S-Bahn erst wieder in etwa fünf Stunden fahren würde. Somit musste erneut ein Schienenersatzverkehr aufgesucht werden – samt schwerem Gepäck. Im zweiten Ersatzbus habe die Bildschirmanzeige erneut nicht funktioniert. Auch dieser Busfahrer habe es nicht für notwendig gehalten, die Fahrgäste über Anschlüsse zu informieren. Nachdem der Bus mehrere S-Bahnhöfe – an denen jedoch keine S-Bahnen fuhren – abgeklappert hatte, erreichten die Reisenden schließlich Johanniskirchen. Die einfahrende S-Bahn hatte die Endstation Ostbahnhof. Nach über drei Stunden erreichte der Mann sein Ziel.
Deutsche Bahn handelt aus Sicht des Münchner Reisenden nicht kundenorientiert
In einer Nachricht an den Fahrgastverband Pro Bahn, die unserer Redaktion vorliegt, übt der Reisende große Kritik an der Deutschen Bahn, die ein „äußerst schlechtes und unrühmliches Bild“ abgebe. Es sei unverständlich, dass es zwei S-Bahnlinien zu Flughafen gibt und eine zweigleisige Strecke, es aber nicht möglich sei, für wenigstens eine Linie alle 30 oder 40 Minuten eine S-Bahn zum Terminal zu schicken, schreibt er. Alternativ wünsche er sich einen Express-Bus in die Innenstadt.
Zudem sei es unverantwortlich, „Touristen und alleine reisende Frauen oder Familien mit Kindern derart im Regen stehenzulassen.“ Hier werde überhaupt nicht logisch, geschweige denn kundenorientiert gehandelt.
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Bahnsprecher: „Nicht immer lassen sich größere Einschränkungen vermeiden“
Die Deutsche Bahn, die Betreiberin der S-Bahnen, reagiert auf Nachfrage unserer Redaktion auf die Vorwürfe des Fahrgastes. Auf die Frage, wie man sich die ungünstige Heimreise der Fahrgäste vom Flughafen München erkläre, antwortet ein Sprecher: „Am Flughafen finden derzeit umfangreiche Bauarbeiten statt, über die wir auch in einer Presseinformation informiert hatten. Grundsätzlich setzen wir immer alles daran, den Eisenbahnverkehr so wenig wie möglich zu beeinträchtigen. Deswegen finden viele Bauarbeiten nachts oder an Wochenenden statt. Aber nicht immer lassen sich größere Einschränkungen vermeiden, auch in diesem Fall.“
Warum es gleich zweimal zu Ausfällen der Bildschirmanzeigen kommen konnte, erklärt der Sprecher wie folgt: „Für den Busersatzverkehr am Flughafen sind Busse aus dem gesamten Süddeutschen Raum im Einsatz. Die Info-Systeme an Bord der Busse sind entsprechend technisch unterschiedlich und können daher nicht zur Anzeige von Anschlussinfos genutzt werden. Für Fahrgäste ist als Ansprechpartner Servicepersonal vor Ort an den SEV-Haltestellen – auch am Besucherpark und am Terminal. Dieses steht für Fragen zur Verfügung und informiert auch über die Anschlüsse.“
S-Bahnfahrende können aufatmen – Bahnsprecher: Ersatzverkehr am Flughafen endet
Man bedauere die Unannehmlichkeiten des Mannes bei der Rückfahrt vom Flughafen. Die Deutsche Bahn investiere in den Ausbau und die Instandhaltung ihrer Infrastruktur. „Dabei lassen sich Auswirkungen auf den Bahnverkehr und längere Fahrzeiten leider nicht immer vermeiden“, so der Sprecher weiter.
Pendlerinnen und Pendler sowie Reisende können aufatmen: Laut Bahnsprecher endet der Ersatzverkehr am Flughafen München am Montagmorgen. Dann werde es nur noch nachts zu einzelnen Einschränkungen kommen. Auch auf der Stammstrecke liegen die Wochenenden beziehungsweise Feiertage mit Ersatzverkehr bereits hinter uns und es komme nur noch in der Nacht zu Einschränkungen und zeitweise zu Ersatzverkehr.
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