Der Ansturm auf die Bio-Eier

München - Während sich die Eierkartons in einigen Supermärkten zu Ladenhütern entwicklen, werden die Eier in einigen Bio-Märkten knapp. Der Dioxin-Skandal treibt immer mehr Verbraucher in die Bio-Märkte.
Sollte der Ansturm anhalten, könnte es bald keine Bio-Eier mehr geben. In München ist die Lage bisher noch unter Kontrolle, doch in einigen hessischen Städten sind die Regale bereits leer. Der Grund: Deutschland hat schon immer zu wenig Bio-Eier gehabt. „Die Holländer exportieren 70 Prozent ihrer Bio-Eier nach Deutschland“, erklärt Thomas Dosch, Präsident von Bioland Deutschland. Eier gehörten schon vor dem Skandal zu den beliebtesten Produkten in den Bio-Märkten, in den vergangenen Tagen sei der Umsatz allerdings um 30 bis 40 Prozent gestiegen.
Doch nicht nur die Eier sind gefragter denn je. Die Kunden wollen auch immer mehr Geflügelfleisch vom Bio-Markt. Das kann auch der Marktleiter von Landmanns Bioladen Yakob Woldegiorgis bestätigen. Seit Samstag kommen mehr Kunden als sonst in das Geschäft an der Barerstraße 54-56. „Wir verkaufen deutlich mehr Geflügelfleisch und Eier als sonst. Viele Kunden wollen wissen, woher die Eier kommen“, sagt Woldegiorgis.
Im Bio-Markt im Stemmerhof interessieren sich nur wenige für die Herkunft der Geflügelprodukte. „Die Leute fragen ganz direkt, ob unsere Eier Dioxin belastet sind, oder nicht“, berichtet Geschäftsführerin Monika Demgen. Sie glaube allerdings nicht, dass die Neukunden zu Stammkunden werden. „Die meisten greifen nur nach den Eiern und sind dann wieder weg“, sagt Demgen. Trotz der hohen Nachfrage habe sie allerdings noch genug Eier vorrätig. Nicht nur in den kleineren Bio-Märkten gehen mehr Geflügelerzeugnisse über die Ladentheke. Auch die Bio-Markt-Ketten verkaufen mehr Eier und Fleisch als je zuvor. „In den vergangenen Tagen haben wir 50 Prozent mehr Eier verkauft“, berichtet die Sprecherin der Bio-Märkte Basic, Swaantje Katz. Man merke deutlich, wie verunsichert die Kunden seien, die sonst in konventionellen Supermärkten einkaufen.
Die Stammkunden wissen laut Katz, dass sie mit Bio immer auf der sicheren Seite sind. Doch nicht nur die Eier gehen weg wie warme Semmeln. Auch die Nachfrage nach Fleisch sei um 25 Prozent gestiegen. „Ich gehe davon aus, dass das noch mehr wird, nachdem heute von verseuchtem Schweinefleisch berichtet wurde“, sagt Katz.
In den sieben Filialen von Vollcorner wird seit dem
Wochenende
doppelt soviel
Fleisch
verkauft wie sonst. Bei den Eiern sieht es ähnlich aus. „Unsere Lieferanten kommen gar nicht nach. Bisher sieht es zwar noch ganz gut aus, aber wenn es so bleibt, könnte es eng werden“, erklärt
Geschäftsführer
Willi Pfaff. Das befürchtet auch
Ernst Härter
,
Geschäftsführer
vom
Verband
Naturkost Südbayern: „In vielen unserer 30 Verkaufstellen in
München
und Umgebung findet ein richtiger Ansturm statt. Wie lange wir diesem standhalten können, ist fraglich.“ Die Eier werden langsam knapp.
Tanja Wolff