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Arnie und Einstein: Häuser in München mit spannender Geschichte

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In diesem Zimmer könnte Karl Spitzwegs berühmtes Bild "Der arme Poet" entstanden sein.
In diesem Zimmer könnte Karl Spitzwegs berühmtes Bild "Der arme Poet" entstanden sein. © Achim Schmidt

München hat viele historische Plätze. Doch auch die Wohnungen haben einige kuriose Geschichten zu bieten. Wir blicken für Sie hinter die Fassaden von Schwarzenegger und Einstein.

München - München hat viele imposante und berühmte Bauwerke. Manchmal sind es aber die unscheinbaren und versteckten Häuser, hinter denen sich spannende Geschichten verbergen. Auf einer Spurensuche durch die Stadt haben tz-Reporter hinter einige Fassaden geblickt - und dabei faszinierende Entdeckungen gemacht. In einer Serie stellen wir alte Häuser in München mit bewegter Geschichte vor – und die sympathischen Menschen, die heute darin leben...

Hier wohnte der arme Poet

Ein kranker Mann liegt in einer mickrigen Dachgeschosswohnung im Bett. Ein Ofen steht darin, überall liegen Bücher verstreut. Ein Regenschirm hält notdürftig das Wasser ab, das durch das undichte Dach tropft. Die Rede ist von Carl Spitzwegs Gemälde „Der arme Poet“. Es zählt zu den bekanntesten Werken des Münchner Malers. Kunsthistoriker haben das Bild unter die Lupe genommen und vermuten: „Der arme Poet“ stellt Mathias Etenhueber dar. Er soll von 1722 bis 1782 in München gewohnt und als armer Hofpoet in der Dachkammer am Frauenplatz 12 gelebt haben. In der gleichen Wohnung lebt heute Michael Hüttinger (50). Er arbeitet als Mesner in der Frauenkirche und weiß um die geschichtsträchtige Bedeutung seiner Bleibe. „Allerdings habe ich noch eine andere Geschichte dazu recherchiert“, sagt Hüttinger. 

Spitzweg soll als Apothekerlehrling dem damaligen Mesner Medikamente gebracht haben. Dabei fand er ihn in seinem Kämmerlein so elend vor, was ihm zu seinem Gemälde inspiriert haben soll. Der Pfarrer ließ den armen Mann im Dachgeschoss wohnen. Heute ist die Wohnung hell und warm. Hüte und Bilder von König Ludwig hängen an der Wand, im Flur steht ein kleiner Schrein. „Ich habe auch herausbekommen, dass das Haus im zweiten Weltkrieg bis auf die Grundmauern abgebrannt ist. Danach haben sie wohl den Dachstuhl ausgebaut“, erzählt er. Auch deshalb ist die Dachschräge nicht mehr wie auf dem Gemälde. Womöglich malte Spitzweg auch eine andere Dachgeschosswohnung ab. Fragen können wir ihn nicht mehr...

Das Gemälde „Der arme Poet“ von Carl Spitzweg.
Das Gemälde „Der arme Poet“ von Carl Spitzweg. © Heinz Gebhardt

Hier ölte Schwarzenegger seinen Bizeps

Ja, Arnold Schwarzenegger trainierte sich seinen muskelbepackten Körper auch in München an. Zwei Jahre lebte er in der Christophstraße 1. 1966 zog es ihn aus seinem Dorf in der Steiermark ins schicke München. Die letzte Nachbarin, die zu der Zeit ebenfalls im Haus wohnte, war Emmi Gerlein und verstarb 2007. Marija Moralic (69) ist seit 20 Jahren Hausmeisterin des Gebäudes und erinnert sich aber noch gut an sie. Und an ihre Anekdoten, die sie von Schwarzenegger zu erzählen wusste. „ Einmal hat er seine Schlüssel vergessen und klingelte bei Emmi“, erzählt Marija. „ Dann stieg er über ihren Balkon in seine Wohnung ein. Zum Glück war das Fenster gekippt. Sonst hätte der Schlüsseldienst kommen müssen.“ Allein der Gedanke daran, lässt uns schmunzeln. Ein damals schon 111 kg schwerer Schwarzenegger, der seinen Arm (Bizepsumfang damals 52 cm!) in sein gekipptes Fenster zwängt, um es zu öffnen und sich schließlich vom Balkon in seine Wohnung manövriert. 

Hier hat Arnold Schwarzenegger trainiert
Hier hat Arnold Schwarzenegger trainiert © Achim Schmidt

Doch es geisterten noch weitere Anekdoten über Arnie durch das Haus. „Er ist oft zum Isartorplatz gelaufen, posierte und präsentierte den Leuten seine Mukkis“, sagt Marija. Schwarzenegger stählte seinen Körper, der ihn zwei Jahre später zum Mister Universe machte, meistens im Fitnessstudio in der Schillerstraße 36. Er arbeitete im Sportstudio von Rolf Putziger, eines der ersten Mucki-Buden deutschlandweit, als Trainer. Heute ist in den historischen Hallen das Hotel Brunnenhof zu Hause. Übrig ist von dem ehemaligen Fitnessstudio nichts mehr, doch das Treppenhaus ist noch so erhalten wie in den Zeiten, als Schwarzenegger dort die Treppen emporstieg. „Seit das Fitnessstudio nicht mehr hier ist, waren drei Generationen von Hotels im Gebäude. Darum ist leider nichts mehr vorhanden. Wir arbeiten aber gerade an einer Collage aus Bildern aus der alten Zeit.“, sagt Geschäftsführer des Hotel Brunnenhof, Rainer Mauer.

Heute stehen hier Hotelbetten, früher hatte Schwarzenegger hier sein Fitnessstudio.
Heute stehen hier Hotelbetten, früher hatte Schwarzenegger hier sein Fitnessstudio. © Achim Schmidt

Da war Einstein als Kind daheim

Albert Einstein ließ sich noch nie gerne etwas sagen. So kennen wir den großen Physiker und Nobelpreisträger, wie er uns frech die Zunge entgegenstreckt. Und auch über seine Schulzeit sagte der eigensinnige Einstein später: „Ich ließ also lieber jede Sorte Bestrafungen über mich ergehen, als dass ich etwas herunterplappern lernte.“ Kurz nach seiner Geburt 1879 zog seine Familie mit ihm nach München, wo er die Jugend verbrachte. In der Adelzreiterstraße 12 (Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt) befand sich nicht nur die Wohnung, sondern auch die „Elektrodynamische Fabrik J. Einstein“ seines Vaters und Onkels. 

Als Kind lebte Albert Einstein in der Adelzreiterstraße 12
Als Kind lebte Albert Einstein in der Adelzreiterstraße 12 © Heinz Gebhardt

Der kleine Einstein stand also schon in frühen Jahren unter Strom. Als 7-Jähriger schraubte er zusammen mit seinem Vater 1100 Glühbirnen in die Festbeleuchtungen und ließ die Wiesn zum ersten Mal in der Geschichte elektrisch erleuchten. Während dieser Zeit musste er noch die Schulbank der Petersschule am Sendlinger Tor drücken. Ab 1888 besuchte er das Luitpoldgymnasium in der Müllerstraße. Er galt als mittelmäßiger Schüler und schwänzte oft den Unterricht, aber nur um „die Meister der theoretischen Physik mit heiligem Eifer zu studieren“, wie Einstein sagte. Er verließ die Schule mit 15 ohne Abschluss, sagte München servus und ging nach Mailand.

Ein Gedenkstein erinnert an das Haus von den Einsteins.
Ein Gedenkstein erinnert an das Haus von den Einsteins. © Heinz Gebhardt

Michael Sapper, Pegah Meggendorfer, Lidia Polito

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