Nach Unfällen an Welfenstraße: Ist Tempo 30 genug?

Erneut ist an der Welfenstraße im Münchner Stadtteil Au ein Unfall passiert. Nun soll ein Tempolimit die Verkehrssituation entschärfen.
München - Auch wenn der Zusammenstoß eines X-30-Busses mit einem Auto am Montagnachmittag glimpflich ausging – für die Anwohner ist er ein weiterer Beweis dafür, dass die Welfenstraße endlich sicherer werden muss. „Die Gefahr ist nicht gefühlt, sondern real“, sagt zum Beispiel Thilo Böhnisch (46). Seine fünf und sieben Jahre alten Kinder besuchen hier Kindergarten und Schule, überqueren täglich die stark – und oft zu schnell – befahrene Straße.
Erst vor wenigen Wochen hatte ein Mercedes einen Achtjährigen angefahren, 2017 überrollte ein Laster die Marienhof-Schauspielerin Silvia Andersen. Zwar regeln zwei Zebrastreifen den Verkehr, „aber die werden immer wieder missachtet“, sagt Böhnisch. Die lang gestreckte Straße lade geradezu dazu ein, Gas zu geben.
Tempo 30 von 7 bis 18 Uhr
Doch jetzt zeichnet sich eine Verbesserung der Verkehrssituation ab: Der zuständige Bezirksausschuss (BA), Kreisverwaltungsreferat (KVR), MVG und Anwohner einigten sich in einer Krisensitzung am Montagabend auf ein Maßnahmenpaket. Laut Ullrich Martini (Grüne), dem Vorsitzenden des BA-Verkehrsausschusses, gilt künftig werktags von 7 bis 18 Uhr Tempo 30 im Bereich der Schulen und Kitas. Außerdem sollen sogenannte Dialog-Displays Raser zähmen. Sie zeigen ein Lachgesicht bei Einhaltung der Geschwindigkeit und ein Weingesicht bei Übertretung. Auch einen dritten Zebrastreifen zum Tassilopark soll es demnächst geben.
Anwohner fordern eine Ampel
Nach einer dreimonatigen Testphase wollen sich Anwohner, Kommunalpolitiker und Behörden noch einmal treffen. Sollte sich herausstellen, dass die Maßnahmen nicht reichen, fordern die Anwohner eine Ampel in der Mitte der Straße. „Sie hätte eine starke Wirkung“, sagt Böhnisch.

Außerdem wünscht er sich einen weniger dichten Takt der Linie X30 – und das, obwohl er die öffentlichen Verkehrsmittel häufig nutzt, wie er betont.
Der Schnellbus ist ständig unter Zeitdruck
„Der X30 ist ein Schnellbus, der steht ständig unter Zeitdruck. Wir beobachten, dass er oft mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs ist.“ 500 Busse fahren laut Böhnisch täglich durch die Welfenstraße. „Da sitzen dann drei bis vier Leute drin.“ Auch Anwohnerin Elke Lütke-Entrup hält den dichten Takt für fraglich. „Mich würde interessieren, wie viele Menschen die Linie tatsächlich täglich nutzen.“ Laut MVG sind es 1,2 Millionen Fahrgäste jährlich. „Würden die alle aufs Auto umsteigen, hätten wir noch mehr Verkehr“, sagt MVG-Sprecher Matthias Korte. Auch eine andere Linienführung komme nicht infrage. „Die Welfenstraße ist der direkteste und schnellste Weg zum Knotenpunkt Ostbahnhof.“ Das sei der Sinn eines Express-Busses.
Bettina Stuhlweissenburg
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