Münchner sollen Automat abbauen: „Jeder will Produkte vom Bauernhof, wie kann‘s an so etwas scheitern?“

„Ich hoffe schon, dass wir eine Chance haben“, sagt Steffi Koch. Die Landwirtin aus München kämpft für den Erhalt ihres Milchautomaten.
München - Es riecht nach Stroh, ab und an ist ein entspanntes Muhen zu hören. Hier wohnen sie also – die letzten Milchkühe Münchens. Auf dem Hof von Familie Koch in Aubing. Wer regional einkaufen will, kann hier sogar direkt die Milch am Milchautomaten abzapfen. Gibt’s nur ein Problem: Die EU will das in dieser Form nicht mehr! Im Jahr 2017 wurde im EU-Parlament eine Bon- und Eichpflicht beschlossen.
Bedeutet: Automaten müssen nach jedem Kunden einen Beleg drucken können, der den Preis und die genaue Milchmenge ausweist. Eine Umrüstung ist beim Automaten der Familie Koch aber nicht möglich. Der Milchautomat wurde 2015 in eine tragende Wand eingebaut und lässt sich nicht einfach auswechseln. Dahinter befindet sich ein Tank, der direkt mit dem Laufstall der Kühe verbunden ist, deren Milch ohne Umwege in den gekühlten oder entsprechend beheizten Behälter fließt.
Milchautomat in Aubing soll abgebaut werden: „Wie kann‘s an so etwas scheitern?“
Fünf Jahre lang galt eine Übergangsregelung für die Vorschrift, das Land Bayern setzte noch ein Jahr Schonfrist drauf. Doch die ist jetzt am 1. Januar 2023 abgelaufen. Familie Koch hat sich bereits an den bayerischen Bauernverband gewandt. „Wir wollen eine Ausnahmeregelung für alle Automaten, die vor 2017 gebaut worden sind“, erklärt Steffi Koch. Wie viele Milchautomaten durch die neue Vorschrift in Gefahr sind, konnte der Bauernverband auf Anfrage nicht sagen.
Familie Koch hat bereits 460 Unterschriften von Kunden und Kundinnen gesammelt, um sich gegen die Richtlinie zu wehren. Steffi Koch versichert: „Bei uns kommt eh immer mehr Milch raus als angegeben. Je nach Fettgehalt variiert die Dichte der Milch.“
Den Automaten aufzugeben und die Milch über ein Kannensystem außerhalb des Stalls an die Kunden zu verkaufen, sei nicht möglich: „Der Personalaufwand dafür würde sich für uns überhaupt nicht rechnen“, so die Landwirtin. „Ich hoffe schon, dass wir eine Chance haben. Alle wollen doch direkt vom Bauernhof ihre Produkte kaufen, wie kann’s dann an so etwas scheitern?“