Wiesn-Chef Baumgärtner über 3G in den Zelten: „Stand jetzt gäbe es ein Oktoberfest ohne Auflagen“

Findet die Wiesn 2022 statt? OB Dieter Reiter will nächste Woche eine Entscheidung treffen. Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner ist zuversichtlich: Wenn es ein Oktoberfest gibt, dann ohne 2G- oder 3G-Regeln.
München - Ministerpräsident Markus Söder (CSU) spricht sich für das Oktoberfest aus. Die Stadt will nächste Woche entscheiden. Wir sprachen vorab mit Wiesn-Chef und Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU), der ebenfalls eindeutig befürwortet, dass das Fest inklusive Oider Wiesn nach zwei Jahren Pandemie-Pause wieder stattfinden soll - und zwar ohne Corona-Auflagen!
Herr Baumgärtner, welche Bedeutung hat die Wiesn für München und die Region und warum ist es wichtig, dass sie wieder stattfindet?
Clemens Baumgärtner: „Wenn man an München denkt, denkt man an die Wiesn. Das ist die Hauptassoziation und durch Umfragen belegt: München wird eher mit dem Oktoberfest in Verbindung gebracht als mit dem FC Bayern. Das ist ein herausragendes Alleinstellungsmerkmal, danach würden sich andere europäische Städte die Finger lecken. Die Wiesn ist eine Herzensangelegenheit, eine Leuchtturmveranstaltung – auch aus ökonomischer Sicht. Hotellerie, Gastronomie, Geschäfte profitieren. Und wir dürfen die Schausteller nicht vergessen, wenn die irgendwann kein Oktoberfest mehr haben, geben sie auf.“
Gibt es Bedenken, dass es ein Flop wird, weil weniger Touristen kommen? Könnte das der Wiesn sogar imagemäßig schaden?
„Das Gegenteil ist der Fall. Ich glaube, die Wiesn wird besser als 2019. Die Leute haben enorm Lust zu feiern, und sie müssen emotional etwas nachholen – gerade jetzt, wo die Zeiten nicht so rosig sind. Die Volksfeste in Augsburg und Nürnberg laufen im Übrigen richtig gut, die Zelte sind voll.“
Wollen die Münchner überhaupt in Zeiten wie diesen auf die Wiesn gehen? Oder würde es sogar die münchnerischste Wiesn seit vielen Jahren?
„Ich werde mindestens fünfmal am Tag gefragt, ob die Wiesn stattfindet. Und das ist meistens mit dem Wunsch nach dem Oktoberfest verbunden. Alle Reaktionen sind positiv. Ich glaube, dass es dennoch eine sehr internationale Veranstaltung werden wird, mit mehr Gästen aus Nordamerika und Südeuropa.“
Würde es heuer Auflagen wegen der Corona-Pandemie geben?
„Stand jetzt nicht. Es gibt nämlich keine rechtliche Grundlage mehr. 2G oder 3G sind weder gesetzlich geboten, noch obligatorisch. Das ist aber nur im Moment so, ich kann natürlich nicht wissen, wie sich die Lage bis September entwickelt.“
Wiesn in München: Oktoberfest ist ein Wirtschaftsfaktor - 1,25 Milliarden Euro für die Stadt
Die Wiesn ist Wirtschaftsfaktor. Das belegen die Zahlen. Das Wirtschaftsreferat der Stadt hat ausgerechnet, dass das Oktoberfest 2019 rund 1,25 Milliarden Euro touristischen Umsatz erwirtschaftet hat. 448 Millionen Euro blieben auf dem Festgelände, 513 Millionen Euro Umsatz entstanden im Gastgewerbe, beispielsweise durch Übernachtungen oder Gastronomie. 122 Millionen Euro flossen für Dienstleistungen, 168 Millionen Euro landeten beim Einzelhandel. 39 Prozent der Oktoberfestbesucher kamen aus München, 29 Prozent aus Oberbayern. Weitere fünf Prozent der Besucher stammen aus dem übrigen Bayern, 13 Prozent aus dem Rest Deutschlands. Ausländische Gäste hatten einen Anteil von 14 Prozent.
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