Bauboom in München: Knapp 32.000 Fußballfelder weg

Gewerbe, Wohnen, Straßen: Der Flächenverbrauch steigt und steigt. Auch in der Region München ist das so, zeigen neue Zahlen. Ein Experte warnt dennoch vor Panikmache.
München – Durch das Grünen-Volksbegehren zum Flächenfraß ist die fortschreitende Versiegelung der Landschaft zum Politikum geworden. Am Donnerstag gibt es im Landtag eine Anhörung über „Wirksame Instrumente zur Reduzierung des Flächenverbrauchs in Bayern“.
Da kommen neue Zahlen des Planungsverbands Äußerer Wirtschaftsraum gerade recht. In der Region München, so zeigen die Daten, ist der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche von 1980 bis 2016 stetig gestiegen – von 11,4 Prozent auf jetzt 17,6 Prozent. Die Region München – das sind Stadt und Landkreis München sowie die Landkreise ringsum, also Dachau, Ebersberg, Erding, Freising, Fürstenfeldbruck, Landsberg und Starnberg. Allerdings ist dem Geschäftsführer des Planungsverbands, Christian Breu, ein Hinweis wichtig: Die Zahl der Einwohner und Arbeitsplätze sei weit stärker gestiegen als der Flächenverbrauch. Das führe dazu, dass die sogenannte Flächeninanspruchnahme pro Einwohner teilweise sogar gesunken ist, etwa in Stadt und Landkreis München sowie in den Landkreisen Dachau und Fürstenfeldbruck.
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Anders ausgedrückt: Flächen werden heutzutage weit effizienter genutzt als früher. Breu hält auch „die Flächennutzung nicht so sehr für ein Problem der Ballungsräume, sondern für ein Problem der peripheren, stadtfernen Räume“, wie er unserer Zeitung sagte. Das ist eine Ansicht, die durchaus umstritten ist. Mit Holger Magel, Mahner und streitbarer Präsident der Bayerischen Akademie Ländlicher Raum, liegt Breu im Dauer-Clinch. Magel würde den Zuzug in die Region München am liebsten verhindern, er forderte jüngst einen „Wachstumsstopp für München“. Breu hingegen hält den prognostizierten Bevölkerungsanstieg (plus 300.000 Personen bis 2035) für verkraftbar. Heute leben in der Region 2,88 Millionen Einwohner.
Die Landwirtschaft schrumpft
Auffällig an den Zahlen zum Flächenverbrauch ist, dass in der Region der Waldanteil (24 Prozent) konstant geblieben ist; der Anstieg der versiegelten Fläche auf 17,6 Prozent ging auf Kosten der landwirtschaftlichen Nutzfläche, deren Anteil an der Gesamtfläche von knapp 60 auf heute nur noch 50 Prozent sank. Der Rückgang über die Jahre ist deutlich: Gab es 2008 noch 302.000 Hektar Agrarfläche in der Region München, so sank die Fläche bis 2016 auf nun 280.000 Hektar. Das sind 22.000 Hektar weniger – eine Fläche, die 31.500 Fußballfeldern entspricht.
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Dieser Trend spiegelt sich auch in den aktuellen Entwicklungen wider – beispielsweise sollen ja durch eine „städtebauliche Entwicklungsmaßnahme“ (so der Fachbegriff) in Feldmoching einge der letzten Münchner Stadtbauern ihren Grund und Boden für Wohnungen und Gewerbe verkaufen. Zurzeit liegt die Planung auf Eis.
Breu zeigt anhand der jüngsten Zahlen freilich, dass bei der Siedlungs- und Verkehrsfläche Differenzierungen angebracht sind. Tatsächlich versiegelt mit Teer und Asphalt sind davon nur etwa 50 Prozent, das meiste davon für Wohnungsbau, nicht für Gewerbe.
Dirk Walter