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Baudenkmäler in Gefahr!

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Die Villa des Schriftstellers Paul Heyse soll ebenfalls abgerissen werden
Die Villa des Schriftstellers Paul Heyse soll ebenfalls abgerissen werden. © Schlaf Marcus

München - München ist bei Investoren derzeit beliebt wie nie. Klar, dass sie auch an denkmalgeschützte Bauten wollen. Und das geht zunehmend problemloser.

Donnerstag Abend diskutierten Experten im Hofbräukeller auf Einladung des CSU-Stadtrates Robert Brannekämper über die Zukunft des Münchner Stadtbildes. „Der Denkmalschutz ist in Bayern ein zahmer Tiger geworden“, klagt Dokumentarfilmer Dieter Wieland, der mit seiner Reihe Topographie in der BR-Sendung Unter unserem Himmel die Schaffung des Denkmalschutzgesetzes vor 40 Jahren mit initiiert hatte. „Die baurechtliche Deregulierung durch die Staatsregierung hat dafür gesorgt, dass immer öfter Baudenkmäler dem Profit geopfert werden.“ Thomas Goppel (CSU), Vorsitzender des Landesdenkmalrates, kontert: „Viele Denkmalschützer sehen nur die Denkmäler und sind oft nicht kompromissbereit. Man muss aber bedenken, dass der Denkmalschutz dem Menschen dienen muss und nicht umgekehrt.“

Die tz stellt einige Beispiele vor, wo in München derzeit um das historische Stadtbild gerungen wird:

Kolbergerstraße

Eine Gartenstadtvilla in Bogenhausen aus den 1920er-Jahren wurde vom Grünwalder Bauträger Euroboden erworben, der dort einen Neubau mit Luxuswohnungen plant. Da Fußböden und Bäder nicht mehr aus der Erbauungszeit sind, ließ der Besitzer die Denkmaleigenschaft prüfen. Das Landesamt für Denkmalpflege wollte es von der Denkmalliste streichen, womit der Weg für den Abriss frei gewesen wäre – was in anderen Fällen oft eintritt. Nachbarn sammelten dagegen 3000 Unterschriften und reichten eine Petition an den Landtag ein – mit Erfolg. Das Haus bleibt vorerst auf der Liste. Ob die Besitzer dagegen rechtlich vorgehen, ist noch offen.

Paulaner

Münchens großer Baumeister Leo von Klenze war

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es vermutlich, der die Pläne für die ehemalige Zacherl-Brauerei geliefert hat, die 1822 am Fuße des Nockherbergs in klassizistischem Stil errichtet wurde und damit eines der frühesten Industriegebäude Münchens darstellt. Die Paulaner Brauerei will hier seine neue Zentrale errichten. Vom Altbau sollen nur der Keller und zwei Außenmauern bestehen bleiben. Stadtrat Bannekämper: „Eine Rekonstruktion wäre viel angemessener.“

Brunnstraße

In der Brunnstraße ist an dieser Stelle ein neues Haus mit Tiefgarage geplant
In der Brunnstraße ist an dieser Stelle ein neues Haus mit Tiefgarage geplant © Götzfried

Für dieses Grundstück an der Brunnstraße 4 in der Altstadt liegt eine Baugenehmigung vor, die den Neubau einer Wohnanlage mit Tiefgarage und Restaurant vorsieht. Die Fassade soll zum Teil erhalten werden, weil es im Ensemblebereich der Altstadt liegt. Für die Baustelle im Innenhof müsste aber der Durchgang aufgeweitet werden. Stadtrat Robert Brannekämper befürchtet: „Ob das die Statik des im Kriege schwer beschädigten und danach wieder hergestellten Hauses hergibt, wage ich zu bezweifeln.“ Er befürchtet: „Da kommt schließlich ein Neubau mit moderner Lochfassade hin.“

Luisenstraße

Die Villa des Schriftstellers Paul Heyse soll ebenfalls abgerissen werden
Die Villa des Schriftstellers Paul Heyse soll ebenfalls abgerissen werden. © Schlaf Marcus

Etwas hinter Bäumen versteckt steht an der Luisenstraße das ehemalige Wohnhaus des Schriftstellers Paul Heyse. Der klassizistische Bau aus den 1830er-Jahren wurde an den Besitzer des Haushaltsgeräteherstellers Miele, Reinhard Zinkmann, verkauft. Er will das Haus, das noch auf der Denkmalliste steht, für einen Neubau abreißen. Inzwischen läuft ein Gerichtsstreit mit der Landeshauptstadt, die den Bau erhalten will. Zinkmann: Das Haus ist kein Denkmal mehr, da es im Krieg stark beschädigt und neu aufgebaut worden ist.

Hier wird ums Original gekämpft

Arnold Lemke von den Altstadtfreunden Münch

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e043288b-897c-4cbe-80e3-776e009e4660.jpg © Gebhardt

en wünscht eine Rekonstruktion des Kaufhauses Roman Mayr von 1912 am Marienplatz, das in den 70ern dem jetzigen Kaufhof weichen musste. Er sandte eine Unterschriftenliste an die Kaufhof-Zentrale mit 90 Unterzeichnern. Das Ansinnen wurde abgelehnt, da sich diese Investition „wirtschaftlich nicht darstellen“ lasse.

Johannes Welte

 München von oben im Vergleich: 1962 und 2011

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