1. tz
  2. München
  3. Stadt

Bei Anruf Abzocke: Polizei veröffentlicht Video - so läuft die miese Masche der Telefonbetrüger ab

Kommentare

Sie waren im Visier der Telefonbetrüger: Hubert Gärtner und Annemarie B.
Sie waren im Visier der Telefonbetrüger: Hubert Gärtner und Annemarie B. © Marcus Schlaf

Allein im November wurden Münchner Senioren um eine Million Euro gebracht: Betrüger sind mit der Masche Schockanruf sehr erfolgreich an der Isar. Deshalb geht die Polizei neue Wege: Sie veröffentlicht ein Video, in dem ein Betroffener spricht. Er hat einen Abholer hinter Gitter gebracht.

München hat ein Problem, das immer größer wird: Mit Schock-Anrufen bringen kriminelle Clans aus Polen Senioren um ihr wohl verdientes Geld. Allein im vergangenen Monat gab es neun Fälle, bei denen die Telefonbetrüger rund eine Millionen Euro Beute gemacht haben. Im gesamten Jahr waren es fünf Millionen Euro. „Tendenz der Fälle steigend“, sagt Chef-Ermittler Hans-Peter Chloupek. Bedeutet: München muss besser aufpassen! Damit das gelingt, hat die Polizei nun ein Video erstellt, das Senioren warnen soll.

Darin erzählt Hubert Gärtner, wie er zu einem Opfer der Betrüger werden sollte - und warum er gewarnt war. „Ich habe schon mal einen Enkeltrick-Anruf bekommen. Wusste also, wie so etwas abläuft“, sagt der 81-Jährige. Schon damals informierte der Senior geistesgegenwärtig die Polizei. Als Gärtner jetzt einen Schockanruf auf dem Festnetz bekommen hat, wählte er über sein Handy heimlich die 110. So konnte die Polizei die Gespräche mitschneiden. „Meine Tochter soll einen Unfall verursacht haben, bei dem eine Person getötet wurde“, erzählt Gärtner. „Ich habe aber gar keine Tochter.“ Der Münchner macht das Spiel mit - und sorgt dafür, dass bei der Geldübergabe die Handschellen klicken.

Polizei bringt Kriminelle hinter Gitter

40 Abholer haben Polizei und Justiz bereits festnehmen können, so Staatsanwalt Kai Gräber. „Die Zellen in der JVA sind gut gefüllt.“ In seinen Augen ist die Masche so perfide, weil sie auf alte Menschen abzielt - die oft vertrauensseliger und gutgläubiger sind.
Wie schnell die Falle zuschnappt, hat leider Annemarie B. (Name geändert). erlebt. Als es bei der 86-Jährigen klingelte und angeblich ihre schlimm weinende Enkelin dran war, verlor sie am Ende 15 000 Euro. Das Weinen war es, sagt sie. Das habe sie dazu gebracht, alles zu machen, was die Betrüger wollten.

Auch interessant

Kommentare