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Bierpreis-Kracher bald in ganz München? Erstes Wirtshaus reißt 6-Euro-Grenze – „Bewegen uns auf dünnem Eis“

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Von: Bona Hyun

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Alles wird teurer. Auch das Bier. Im Wirtshaus Pschorr kostet die Halbe bereits über 6 Euro. Wird Bier bald überall in München so teuer?

München – 2023 wird ein teures Jahr. Das bekommen auch Biertrinker zu spüren. In München bekommt man in vielen Wirtshäusern mittlerweile kein Bier für unter fünf Euro. Und von den Bierpreisen auf der Wiesn braucht man gar nicht erst anzufangen. Den größten Preishammer beim Bier gibt es im Wirtshaus Pschorr: Dort kostet ein halbes Liter Bier derzeit 6,10 Euro.

Experten rechnen vorerst nicht damit, dass das Bier in ganz München so teuer wird. Langfristig sind Erhöhungen jedoch unvermeidlich, damit die Gastronomie bei den derzeitigen Preisexplosionen mithalten kann. Das bringt die Gastwirte in ein Dilemma, weil sie ihre Kunden nicht durch zu hohe Preise vergraulen wollen. „Wir bewegen uns auf dünnem Eis“, sagte Gregor Lemke, Vorsitzender des Vereins Münchner Innenstadtwirte, gegenüber tz.de von IPPEN.MEDIA.

Bierpreis-Kracher in München: Erstes Wirtshaus reißt 6-Euro-Grenze – ziehen weitere nach?

Dass man in München bald überall mehr als 6 Euro für Bier zahlt, das hält Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer vom Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband für unrealistisch. Auf die Frage, ob mit dramatischen Preiserhöhungen anderer Münchner Wirtshäuser zu rechnen ist, sagte er zu tz.de von IPPEN.MEDIA: „Ich sehe nicht, dass es hier hochgeht. Das droht aus meiner Sicht nicht. Auch die Brauereien haben Interesse, dass das Bier nicht unbezahlbar wird.“

Auch Gregor Lemke sagte gegenüber tz.de: „Ich glaube nicht, dass wir im gesamten Stadtgebiet bald sechs Euro haben werden.“ Es werde immer einen geben, der in einem Bereich extremer ist, sagte er mit Blick auf den Bierpreis von Pschorr. Gleichzeitig lenkt Lemke ein: „Wir haben dieses Jahr bei den Brauereien Preiserhöhungen. Das wird irgendwo miteinfließen müssen.“

Bierpreise in München steigen – Gastwirte beklagen „herausfordernde Situation“

Bereits jetzt verzeichnen Gastronomen Preissteigerungen nicht nur bei Bier, sondern auch bei Energiepreisen, Lebensmittelpreisen und Personalkosten in der Gastronomie. Für viele Gastronomen sei die Grundsituation sehr herausfordernd, so Lemke. Ein paar namhafte Unternehmen in München hätten schon schließen müssen.

Die Entwicklung der Kosten seien unter anderem aufgrund des Krieges schwer einschätzbar. „Die Gastwirtshäuser müssten individuell schauen, wie sie kalkulieren, auch bei den Speisen“, sagte Geppert. Als Wirt müsse man laut Lemke aber auch immer ein Auge auf den Gast haben. Das sei eine gefährliche Gemengelage. „Der Münchner schaut auf ein Bierpreis, das ist für uns ein sensibles Thema. Aber am Ende des Tages ist ein Wirtshaus ein betriebswirtschaftliches Unternehmen – ein Wirt muss Geld verdienen“, sagte Lemke.

Wie viel kostet ein Bier in München? Einige Wirtshäuser kommen 6-Euro-Marke nahe

Ob noch weitere Gastronomen angesichts aktueller Lage dem Preisanstieg von Pschorr folgen werden, steht offen. Ein Blick auf die Preise zeigt aber, dass andere Betreiber in München sich der 6-Euro-Marke schon annähern. Ein halbes Liter Bier im Münchner Ratskeller kostet 5,70 Euro, während man im Spatenhaus sogar 5,90 Euro dafür zahlt. Das Bier im Dürnbräu und beim Franziskaner kosten ebenfalls über 5 Euro. Die Bierpreise beim Wirtshaus Augustiner am Platzl liegen hingegen bei 4,10 Euro. Auch beim Schneider Bräuhaus bekommen die Biertrinker einen halben Liter für unter 5 Euro.

Bier wird immer teurer – Schuld ist der generelle Preisanstieg infolge des Kriegs und Corona

Vergangenes Jahr hatten Brauereien den Ernst der Lage realisiert und bereits Preisanstiege angekündigt. Die Bitburger Braugruppe und die Privatbrauerei Veltins planten bereits laut eignen Angaben, die Bierpreise Anfang 2023 zu erhöhen. Das halten weitere Fachleute auch für notwendig. „Diese Branche braucht regelmäßige Preiserhöhungen, um überleben zu können“, sagte der Geschäftsführer Technik und Umwelt der Bitburger Brauerei, Jan Niewodniczanski, am Mittwoch, 08.03.2023, anlässlich der Jahresbilanz. Er verwies auf massive Kostensteigerungen für die Brauereien in jüngster Zeit unter anderem bei Energie und Malz bis hin zu Bierflaschen. 

Vor allem seit der Corona-Krise und der Ukraine-Krieg sind die Kosten der Hersteller explodiert. „Die Kosten sind historisch hoch“, meldet der Deutsche Brauer-Bund (DBB). Energie, Rohstoffe und Verpackungsmaterialien hätten sich stark verteuert. Der Herstellungspreis für Hopfen sei um 35 Prozent gestiegen, bei Malz um 90 Prozent und bei Fässern um 90 Prozent. 2023 könnte also ein entscheidendes Jahr für die Branche werden.

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