Flughafen-S-Bahn: Tauziehen um den Tunnel in Daglfing
Um den viergleisigen Ausbau der S-Bahn-Trasse zwischen Daglfing und Johanneskirchen gibt es weiter Ärger. Die Deutsche Bahn lehnt eine Bürgerbeteiligung ab.
- Nur 30 Prozent der Passagiere reisen mit den Öffentlichen zum Münchner Flughafen an.
- Die S8 soll ausgebaut werden.
- Zwischen Johanneskirchen und Daglfing soll eine Alternativstrecke her, weil sich der Passagierverkehr die Gleise dort mit dem Güterverkehr teilen muss.
München - Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Flughafen zu fahren, ist offenbar nicht so angenehm. 2017 haben lediglich 30 Prozent der Fluggäste die S-Bahn für An- und Abreise zum Airport genutzt. Ein Grund dafür sind die langen Fahrzeiten. Die S8 braucht vom Hauptbahnhof aus mindestens 40 Minuten, auf der Linie S 1 müssen Fahrgäste sogar eher 45 Minuten einplanen. Dass die Trasse der S8 ausgebaut werden muss, darüber sind sich Deutsche Bahn und Landeshauptstadt denn auch einig. Denn die zweigleisige Strecke muss sich die S-Bahn auf etwa fünf Kilometern zwischen Johanneskirchen und Daglfing mit dem langsameren Güterverkehr teilen. Dadurch den gilt die Flughafen-Strecke als störanfällig.
Wie das Problem zu lösen ist, bleibt offen. Der Planungsausschuss befasst sich heute mit einem Sachstandsbericht. Demnach soll voraussichtlich Mitte nächsten Jahres feststehen, für welche Ausbauvariante sich die Deutsche Bahn entscheidet. Der Stadtrat hatte bereits signalisiert, dass für ihn nur eine Tunnellösung in Frage kommt. Das hat auch stadtplanerische Gründe: Über einem Tunnel entstünde Platz, der beispielsweise für Naherholungsflächen oder den Bau von Wohnungen genutzt werden könnte. Weitere Möglichkeiten wären eine Troglösung oder ein ebenerdiger Ausbau, die Varianten unterscheiden sich in nach den Kosten.
Flughafen München: Tunnel-Lösung für 970 Millionen Euro?
Bei einer Tunnellösung würden auf rund drei Kilometern die vier Gleise unterirdisch geführt – mit den Haltestellen Daglfing, Johanneskirchen und Englschalking. Das ist natürlich deutlich teurer als die sogenannte Amtslösung, also ein oberirdischer Ausbau. Den hätten Bund und Freistaat favorisiert und auch finanziert. An den Baukosten von etwa 400 Millionen Euro hätte sich die Stadt lediglich mit 50 Millionen beteiligen müssen. Die Tunnel-Lösung wird auf rund 970 Millionen Euro taxiert, davon müsste die Stadt rund 800 Millionen Euro wohl selbst tragen. Mit der Fertigstellung wird nicht vor dem Jahr 2037 gerechnet.
Dass die Finanzierung des Tunnels nicht allein zu stemmen ist, weiß die Stadtspitze. Förderzusagen seitens des Freistaats sind allenfalls vage, der Bund hält sich in dieser Frage ganz bedeckt. OB Dieter Reiter (SPD) hatte auch vor diesem Hintergrund am 30. November 2018 an Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) geschrieben. „Ich hatte ihn um einen möglichst zeitnahen Gesprächstermin in dieser Angelegenheit gebeten. Eine Antwort habe ich leider bis heute nicht erhalten“, berichtet Reiter. „Es wäre aber dringend erforderlich, sich zeitnah über Planung, Finanzierung und sonstige wesentliche Punkte auszutauschen.“.
Die CSU hat jetzt in Bogenhausen großflächig plakatiert und fordert den Tunnel. CSU-Bürgermeister Manuel Pretzl sagte auf Anfrage: „Es muss uns aber klar sein, dass die Stadt den alleine wird finanzieren müssen. Wenn es Unterstützung von Bund und Freistaat gibt, dann freuen wir uns, es ist aber eine Zusatzleistung.“ Pretzl will daher zeitnah nach Berlin reisen, um mit Minister Scheuer zu sprechen.
Grüne wollen Bürger-Veranstaltung
Die Grünen wollen bereits heute den Antrag stellen, dass die Stadt eine eigene Bürger-Veranstaltung anbietet. Denn die Deutsche Bahn lehnt eine echte Bürgerbeteiligung an dem Projekt ab, lediglich von einer Informationsveranstaltung ist die Rede. Dabei soll dann verkündet werden, für welche Variante sich die Bahn entschieden hat. Grünen-Chefin Katrin Habenschaden sagte gestern auf Anfrage: „Die Bahn zeigt hier wieder ihr absolutes Unvermögen, die Bürger zu beteiligen.“
OB Dieter Reiter will weiter auf eine frühzeitige und umfassende Bürgerbeteiligung drängen. „Die Ausgestaltung obliegt zwar der Deutschen Bahn als Vorhabenträgerin“, sagte er. „Dennoch ist es aus meiner Sicht wichtig, dass die Veranstaltung gerade vor der Entscheidung über die Vorzugsvariante stattfindet und damit Einfluss auf das Ergebnis der Untersuchung hat.“
Saschas Karowski
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