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Bade-Fans bibbern im 4 Grad kalten Eisbach: Fühlt sich an „wie kleine Nadelstiche, aber es ist irgendwie positiv“

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Von: Phillip Plesch

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Zusammen ist es weniger kalt: Die Munich Hot Springs beim Eisbaden.
Zusammen ist es weniger kalt: Die Munich Hot Springs beim Eisbaden. © Achim Schmidt

Wenn‘s so kalt ist wie jetzt gerade, träumen viele schon vom Frühling und heißen Sommer-Tagen. Aber warum lange warten? Die ganz Unverdrossenen fackeln nicht lange und genießen das Wasser im 4 Grad kalten Eisbach.

Irina Hey zittert am ganzen Körper. Und genau das mag sie! Zehn Minuten will sie im eiskalten Wasser durchhalten. Als es geschafft ist, leuchtet ihre Haut krebsrot. Kein Wunder, die Temperatur im Eisbach beträgt derzeit nicht mal vier Grad. Aber diesen Münchnern macht das nichts aus. Die Gruppe der Munich Hot Springs trifft sich jeden Samstag, um gemeinsam ins kalte Wasser zu springen. Sie sind Münchens coolste Truppe!

Irina Hey badet seit fünf Jahren regelmäßig im kalten Wasser.
Irina Hey badet seit fünf Jahren regelmäßig im kalten Wasser. © Achim Schmidt

München: Zehn Minuten will Irina im eiskalten Wasser durchhalten

„Es dauert etwa eine Viertelstunde, dann ist mir wohlig warm“, sagt Irina (40) nach dem Eisbad. Dieses Gefühl halte dann fast den ganzen Tag an. Mit einem tapferen Grinsen kommt auch Holger Dietrich (51) aus dem Wasser. „Mir geht’s super“, jubelt er. Die Stimmung bei den knapp 15 Eisbadern ist ausgelassen. Die Kälte scheint ihnen wenig anzuhaben, stattdessen wird gequatscht und gemeinsam gelacht.

Bade-Fans bibbern im 4 Grad kalten Eisbach: Fühlt sich an „wie kleine Nadelstiche an

Diese Glücksgefühle sind nur einer von vielen positiven Effekten, die das Eisbaden verursachen soll. Das Kältetraining ist nicht neu. Vieles davon geht zurück auf den Niederländer Wim Hof (siehe Kasten). Irina betreibt den Kältesport schon seit fünf Jahren. „Seitdem bin ich kaum krank und habe nie Schnupfen“, erzählt sie. Natürlich müsse man es schaffen, ein paar Minuten im kalten Wasser auszuharren. Dann stellen sich die positiven Effekte ein. Irina sagt: „Ich glaube, man entwickelt eine Stressresistenz, die auch im Beruf von Vorteil sein kann. Man gewöhnt sich an den Druck und kann zum Beispiel durch ruhiges Atmen aktiv dagegensteuern.“

Holger Dietrich hat den Schrecken vor der Kälte verloren.
Holger Dietrich hat den Schrecken vor der Kälte verloren. © Achim Schmidt

Holger glaubt auch, dass es dem Kopf hilft und das Immunsystem gestärkt wird.
Stefan Flemmerer (54) beschreibt den Schmerz im kalten Wasser „wie kleine Nadelstiche. Aber es ist irgendwie positiv“. Er geht den restlichen Tag nun mit einem guten Gefühl an und freut sich auch schon auf den nächsten Besuch im Eisbach. Warm werde ihm anschließend sowieso von ganz alleine.

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Stefan Flemmerer fühlt sich großartig, auch wenn der Körper taub ist.
Stefan Flemmerer fühlt sich großartig, auch wenn der Körper taub ist. © Achim Schmidt

Aber Vorsicht: Eisbaden ist nicht für jeden etwas! Bei Erkältungen oder bestimmten Vorerkrankungen sollte man es lieber lassen. Im Zweifelsfall lieber beim Arzt um Rat fragen. Für den Anfang kann man mit kaltem Duschen beginnen. Und wer dann mal den Sprung in den Eisbach wagen möchte, kann sich bei der Gruppe der Munich Hot Springs melden. Die freut sich immer über neue Eiswasserratten. Infos und den Kontakt gibt es im Netz unter munichhotsprings.com.

Nach dem Eisbad geht’s mit Rad und Wärmflasche heim.
Nach dem Eisbad geht’s mit Rad und Wärmflasche heim. © Achim Schmidt

Übrigens: Als sich die mutigen Kältesportler umgezogen und auf den Heimweg gemacht haben, wagte auch unser Reporter den frostigen Bade-Versuch. Aber mehr als ein Fuß war nicht drin! „Ich gebe es zu: Ich bin halt ein Warmduscher!“ (A. Schmidt, P. Plesch)

Reporter Achim Schmidt beim Test: „Zu kalt!“
Reporter Achim Schmidt beim Test: „Zu kalt!“ © Schmidt

Eisbaden und seine positiven Effekte

Seit Jahren wird das Eisbaden auf der ganzen Welt vermehrt praktiziert. Einen großen Teil hat Wim Hof dazu beigetragen. Er gilt als The Iceman. Der Niederländer hat zig Weltrekorde sowohl in klirrender Kälte als auch in enormer Hitze aufgestellt. Er stand zum Beispiel 112 Minuten bis zum Hals in Eiswasser. Hof hat es geschafft, bewusst sein autonomes Nervensystem zu beeinflussen. Studien belegen das. Außerdem hat er sozusagen seine Schmerzrezeptoren neu programmiert. Zur Wim-Hof-Methode gehört neben dem Kältetraining zudem eine bestimmte Atemtechnik. Den Blutkreislauf fördern, das Immunsystem stärken, Fettgewebe umwandeln und besser regenerieren - das sollen positive Effekte von regelmäßigem Eisbaden sein. Dabei gilt es natürlich, alle Risiken zu kennen, sich vorher checken zu lassen und nie allein ins Wasser zu gehen.

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