Bundestagswahl: Münchner CSU-Kandidat Wolfgang Stefinger will nicht „streng nach Partei“ gehen

CSU-Kandidat Wolfgang Stefinger (München Ost) eckt bei der eigenen Partei gerne mal an. Der Münchner will es auch ohne Landesliste in den Bundestag schaffen.
München - Keine Parolen, keine Stichworte – auf den Wahlplakaten von Wolfgang Stefinger stehen nur sein Name und „Unser Abgeordneter“. Eine Präsentation als Eigenmarke. Genauso selbstbewusst ist seine Kandidatur. Der 36-Jährige hat auf eine Absicherung über die Landesliste verzichtet.
Als einziger großstädtischer CSU-Abgeordneter in Bayern setzt Wolfgang Stefinger ausschließlich aufs Direktmandat. „Für mich zählt das Votum vor Ort“, sagt er. War diese Entscheidung angesichts der starken Grünen in München vielleicht doch falsch? „Ich schiebe da keine Panik, momentan basiert alles nur auf Hochrechnungen, nicht auf Umfragen im Wahlkreis“, stellt Stefinger klar.
Bundestagswahl München: aufmüpfiger Direktkandidat - Stefinger eckt bei der CSU gerne mal an
Seit 2013 vertritt der Waldperlacher den Münchner Osten im Bundestag*, hatte stets das beste Erststimmen-Ergebnis für die CSU in München*. Als Direktabgeordneter fühle er sich in erster Linie den Menschen in seinem Wahlkreis verpflichtet und erst dann der Partei, erklärt Stefinger. Er sei damit in Berlin ein Stück unabhängiger, habe „mehr Freiheit“ bei Abstimmungen. „Du musst dich entscheiden, ob du auch mal eine andere Position vertrittst und damit in der CSU aneckst oder stur nach Partei gehst.“
In den vergangenen acht Jahren hat er seinen eigenen Kopf bereits gezeigt. Bei gesellschaftspolitischen Fragen wie der Ehe für alle oder Flucht- und Migrationsregeln war der Münchner Abgeordnete aufmüpfig. „Damit habe ich mir sicher nicht immer Freunde gemacht“, räumt er ein. So ist er einige Male ordentlich mit Horst Seehofer zusammengerumpelt.
- Name: Wolfgang Stefinger
- Alter: 36
- Beruf: Abgeordneter
- Partei: CSU
- Wahlkreis: München-Ost
- Familienstand: ledig
„In München leben die Reichen, wo gibt’s da Probleme?“ CSU-Kandidat Stefinger will Stadt-Themen nach Berlin bringen
Auf den Wahlplakaten seien die Bilder die entscheidenden Aussagen, so Stefinger. Familie, Senioren, Jugend, Vereine – all das, was er vor Ort im Münchner Osten erlebt und erfährt. „Normal bin ich viel unterwegs im Wahlkreis, aber durch Corona ging zuletzt nichts.“ Themen wie Wohnungsnot*, Mieten, Bahnausbau, die Versorgung von Alleinstehenden in der Single-Hochburg München sind ihm wichtig.
Auch die Zukunft des Viktualienmarkts, für den er sogar einen eigenen Verein gegründet hat. Mit großstädtischen Angelegenheiten habe man es in Berlin nicht einfach, weil die Mehrzahl der Abgeordneten aus dem ländlichen Bereich stamme. „Da herrscht die Meinung: In München leben die Reichen, wo gibt’s da Probleme?“
Bundestagswahl: Klima und Migration in Afrika - Schwerpunkte von CSU-Kandidat Stefinger (München Ost)
Seine Schwerpunkte im Bundestag liegen auf anderem Gebiet, in der Entwicklungs- sowie Bildungs- und Forschungspolitik. „Das hat viel mit Afrika zu tun und auch ganz viel mit uns.“ Von den Entwicklungsländern wirke sich etliches auf die restliche Welt aus, erläutert Stefinger, der an der Münchner Hochschule Betriebswirtschaft studiert und promoviert hat. Nicht nur bei Flucht und Migration, auch beim Klimaschutz.
Ein Beispiel: Millionen von Haushalten in Afrika hätten noch keine Steckdose, die Bevölkerung wachse weiter, und der Energiebedarf steige – daher seien dort zahlreiche Kohlekraftwerke in Planung. „Da müssen wir mit Partnerschaften, mit Wasserstoff-Kooperationen anpacken – das bringt was für vor Ort und für uns.“ Der Klimawandel gelinge nur international, „alleine können wir das nicht“.
Bundestagswahl in München: CSU-Kandidat Stefinger will „Forschung und Innovation stärken“
Stefinger beschäftigt sich in Berlin als einziger CSUler damit und will dies gerne fortführen. „Weil ich dort die Zukunftsthemen sehe, die Deutschland einfach im Fokus haben muss.“ Wirtschaft und Klimaschutz seien kein Entweder-oder, das müsse zusammen gut funktionieren in Deutschland. „Sonst macht es keiner nach.“
Dabei spielen Innovationen und alternative Techniken eine große Rolle. „Synthetische Kraftstoffe werden beispielsweise viel zu wenig diskutiert.“ Auch die Gesundheitsforschung gehört für den früheren Referenten einer Krankenversicherung zu den großen Zukunftsthemen. „Wir müssen bei den Volkskrankheiten vorangehen.“ Deshalb hat er sich so fürs neue Krebszentrum in München eingesetzt. „Forschung und Innovation stärken“ lautet das Motto auf einem der neuen Plakate, die Wolfgang Stefinger in Kürze aufstellen will. Diesmal mit Parole. (Carmen Ick-Dietl)
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