Chaotische Szenen bei Münchner Corona-Demo

Chaos mit Ansage: Zu Tausenden sind gestern Abend wieder Querdenker und Gegner der Corona-Maßnahmen durch die Münchner Innenstadt gezogen – allerdings nicht im Rahmen einer angemeldeten Demonstration, sondern als sogenannter „Spaziergang“. Polizeisperren wurden ignoriert. Vereinzelt gab es Festnahmen.
Haupt-Brennpunkt der Demonstration waren die Ludwig- und Schellingstraße sowie der Geschwister-Scholl-Platz. Wie ein Augenzeuge berichtete, der auch am vergangenen Mittwoch bei der letzten Demo vor Ort war, seien dieses Mal deutlich mehr Menschen unterwegs gewesen. In der Spitze geht die Polizei für gestern von rund 5000 Teilnehmern aus, die gegen eine Impfpflicht protestierten. Von den angekündigten „Spaziergängen“ konnte laut einem Polizeisprecher vor Ort keine Rede sein: „Die Demonstranten haben Transparente und Trommeln dabei, das ist eindeutig eine Versammlung.“ Und die war in dieser Form nicht genehmigt worden.
Bereits die Vorbereitungen zum wöchentlichen Protest-Mittwoch waren dieses Mal chaotisch verlaufen. Nach längerem Hin und Her zwischen Veranstalter und Kreisverwaltungsreferat (KVR) stand am Dienstagabend fest: Die vom Bündnis „München steht auf“ angemeldete Demo im Uni-Viertel wird vonseiten der Organisatoren abgesagt. Die Veranstalter wollten sich den Auflagen des KVR nicht beugen, das den Ort von der Ludwigstraße auf die Theresienwiese verlegt und die Teilnehmerzahl auf 2000 begrenzt hatte. Also gab es keine offizielle Demo, stattdessen spontane „Spaziergänge“. Denn, so die Argumentation der Teilnehmer: Die Polizei könne eine Versammlung auflösen, aber keinen Spaziergang. Ein entsprechender „Leitfaden“, basierend auf Erfahrungen in anderen Bundesländern, wurde im Internet verbreitet.
Das wusste aber auch die Polizei und war mit 500 Einsatzkräften ausgerückt. Zunächst versuchten die Beamten, die Bewegungen der Demonstranten so weit wie möglich einzufangen, wie es der Polizeisprecher beschrieb. Soll heißen: Die Polizei sperrte die Ludwigstraße. Doch die Demo-Teilnehmer ignorierten die Sperren zum Teil einfach und durchbrachen sie.
Elf Personen nahm die Polizei fest, 14 Straftaten wurden zur Anzeige gebracht, unter anderem wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen und Körperverletzung gegen Vollstreckungsbeamte. Die Stimmung sei aggressiv gewesen, teilte die Polizei mit.
Später marschierten die Protestierenden in kleinen Gruppen in verschiedenen Richtungen weiter – eine davon zum Beispiel zum Marienplatz.
Eine Gegen-Kundgebung mit 120 Teilnehmern am Odeonsplatz verlief am frühen Abend dagegen friedlich. Diese Demonstration war im Vorfeld regulär angemeldet worden.