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Im Abwasser von München: Forscher messen Corona-Inzidenz im Stadtgebiet - Drei Wochen schneller als das RKI

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Im Abwasser von München- Forscher messen Corona-Inzidenz im Stadtgebiet.
Im Abwasser von München- Forscher messen Corona-Inzidenz im Stadtgebiet. © Credit: Claus Voelker/Frank Rumpenhorst/dpa

Forscher der LMU München haben ein Jahr lang Münchens Corona-Inzidenz im Abwasser gemessen und waren den Behörden mit ihren Vorhersagen meilenweit voraus.

München - Der Inzidenzwert aus der Kanalisation: Durch die Entnahme von Abwasserproben ist es Forschern gelungen, die Coronavirus-Infektionszahlen für einzelne Stadtgebiete von München verlässlich zu bestimmen. Sie waren sogar schneller als die Gesundheitsämter und das Robert-Koch-Institut (RKI).

Schon im April 2020, also ganz zu Beginn der Pandemie, haben Forscher der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) damit begonnen, Abwasserproben zu nehmen und sie auf das Sars-CoV-2-Virus zu untersuchen. Jetzt stellten sie die Ergebnisse der Langzeitstudie in der Fachzeitschrift Science of the Total Environment vor – mit verblüffenden Ergebnissen.

München: Corona-Studie der LMU: Abwasser wurde zum Inzidenz-Orakel

Über ein Jahr lang sammelten Forscher unter Leitung des Tropeninstituts am LMU Klinikum München wöchentlich Abwasserproben an sechs Standorten im Münchner Stadtgebiet. Die Proben wurden dann im Labor mithilfe von PCR-Tests auf Sars-CoV-2-Viren untersucht. So konnten die Forscher die Verbreitung des Coronavirus in München im zeitlichen und räumlichen Verlauf zu messen und dabei sogar feststellen, ob besorgniserregende Virusvarianten im Umlauf waren.

Die Ergebnisse passten nach Aussage der LMU „gut mit den offiziellen Daten der 7-Tage-Inzidenz in den jeweiligen Stadtgebieten überein“. Der Studienleiter Dr. Andreas Wieser vom Tropeninstitut am LMU Klinikum berichtet: „Durch die im Abwasser gemessene Viruslast haben wir die lokale Inzidenz für die Verbreitung von SARS-CoV-2 bereits drei Wochen früher festgestellt als in den Meldezahlen der Behörden, die auf der Analyse von Atemwegsabstrichen basieren.“ Zudem konnten die Forscher die zunehmende Ausbreitung der Alpha-Virusvariante schon Anfang Januar 2021 nachweisen – Wochen bevor sie mithilfe herkömmlicher Tests in relevanter Zahl festgestellt wurde.

Corona-Inzidenz im Abwasser gemessen: LMU überzeugt von der neuen Methode

Nach über einem Jahr Forschung zeigen sich die Forscher überzeugt vom Potenzial des Abwasser-Monitorings aus Corona-Gründen. Als Frühwarnsystem böte es deutliche Vorteile gegenüber Massentests durch Abstriche. Besonders die lokale Verbreitung von besorgniserregenden Virusvarianten ließe sich mithilfe dieser Methode schnell nachvollziehen. Auch die Verzerrungen „durch geänderte Regeln bei der Probenahme oder bei Meldewegen“ seien im Abwasser geringer als beim herkömmlichen Testverfahren.

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