Ungenaue Zahlen von Söder? Daten aus Bayern lassen an derart höherer Inzidenz bei Ungeimpften zweifeln

Bei der Erhebung der Inzidenzen von Geimpften und Ungeimpften könnte in Bayern das LGL mit ungenauen Zahlen rechnen. Das könnte Söder jetzt auf die Füße fallen.
München - Die Corona-Situation in Bayern ist angespannt und die Intensivstationen sind am Limit. Darüber lässt sich kaum streiten. Über die Aussage des Ministerpräsidenten Markus Söder, die er Ende November tätigte, dass es einen „direkten Zusammenhang von niedrigen Impfquoten und hohen Infektionsraten gibt“, sollte aber noch einmal diskutiert werden. Anscheinend ging der Landeschef von falschen Inzidenz-Zahlen aus.
Inzidenz-Bestimmung des LGL: Menschen mit unbekanntem Impfstatus gelten als ungeimpft
Am 18. November setzte der CSU-Chef einen Post auf Twitter ab, in dem er schrieb: „Leider nehmen die Corona-Infektionen gerade bei Ungeimpften dramatisch zu. Es gibt einen direkten Zusammenhang von niedrigen Impfquoten und hohen Infektionsraten. Lassen Sie sich daher bitte impfen. Nur Impfen hilft.“ Grundsätzlich hatte Söder mit der Aussage „nur Impfen hilft“ recht, aber die Zahlen, die er dafür als Grundlage nahm, stimmten so nicht ganz.
Die Grundlage seiner Behauptung, dass der große Unterschied zwischen der Inzidenz der Ungeimpften und der Geimpften für die hohen Infektionsraten verantwortlich ist, kann nur bedingt bestätigt werden. Denn es gibt ein Problem bei der Datenerhebung der Inzidenz* durch das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Wie Welt-Recherchen aufgedeckt haben, werden vom LGL auch Menschen als Ungeimpft eingestuft, deren Impfstatus unbekannt ist. Am Beispiel des 24. Novembers würde das bedeuten. Von den 81.782 gemeldeten Corona-Fällen waren 9641 vollständig geimpft. 14.652 hingegen ungeimpft. Bei 57.489 Menschen war der Impfstatus unbekannt. Sie wurden aber als ungeimpft in die Statistik aufgenommen.
FDP-Fraktionschef Hagen will eine „rückhaltlose Aufklärung“
Eine Zählweise, die auch in Hamburg zum Einsatz kommt. Dies bestätigte ein Sprecher des Senats der Welt. Für den Fraktionschef der bayerischen FDP, Martin Hagen, kaum nachvollziehbar. Er fordert jetzt eine „rückhaltlose Aufklärung“. Er sagte der Welt: „Der Verdacht, dass staatliche Behörden der Öffentlichkeit mit verzerrten Statistiken bewusst ein falsches Bild vermitteln, wiegt schwer.“ Und an den CSU-Chef gewandt, fragt er: „Wusste Söder, dass die Zahlen, mit denen er seine Politik begründet, manipuliert sind?“
Einen realistischeren Vergleich der Inzidenzen von Geimpften und Ungeimpften kann man anhand der Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) ziehen. Hier werden alle Menschen, deren Impfstatus nicht bekannt ist oder die nur teilweise geimpft sind, herausgerechnet. Betrachtet werden hier allerdings nur Menschen mit Symptomen. Da die Impfung nicht zu 100 Prozent gegen das Virus schützt, hat das RKI die Impfeffektivität in verschiedenen Altersgruppen über vier Wochen hinweg analysiert. Daraus geht hervor, dass 12 bis 17-Jährige zu 90 Prozent nach einer Impfung vor dem Virus geschützt sind. Bei 18 bis 59-Jährigen beträgt der Schutz etwa 67 Prozent. Und bei den über 60-Jährigen liegt er bei 66 Prozent.
Derweil gelten im Freistaat schon bald neue Corona-Regeln. Hier gibt es eine Übersicht. (tel)