Premiere in München: Zahnarzt impft gegen Corona, aber „ein paar offene Fragen gibt es noch“

Bringen Bayerns Zahnärzte den Corona-Impfturbo? In München wurde nun der erste Pieks getätigt, viele weitere sollen folgen.
München - Christian Berger war der Erste, als er am Mittwochmittag im Münchner Zahnärztehaus zur Spritze mit dem Moderna-Impfstoff griff: Aufklären, den Arm desinfizieren, ein Pieks – und schon hatte Leo Hofmeier seine Booster-Impfung erhalten. Damit hatte Berger als erster bayerischer Zahnarzt die Corona-Impfung verabreicht. „Wir Zahnärzte sind bereit, den Dienst an der Gesellschaft zu leisten“, betont er.
Bayerns Zahnärzte sollen gegen Corona impfen: „Wir sind in einer Ausnahmesituation“
Bereits im November hatte der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) erklärt, dass Zahnärzte und Apotheker „einen großen Anteil leisten können, um möglichst schnell und niederschwellig viele Menschen zu impfen“. Jetzt ist es so weit, dass sie eigenverantwortlich impfen dürfen. „Ein paar offene Fragen gibt es noch“, sagt Berger, der Präsident der Bayerischen Landeszahnärztekammer (BLZK) ist. So müsse die Impfverordnung ergänzt werden, außerdem gebe es Unklarheiten bei der Haftung, der Übermittlung der Impfungen an das Robert-Koch-Institut (RKI) und bei der Abrechnung. Er betont aber: „Wir sind in einer Ausnahmesituation. Da werden viele Kollegen und auch ich nicht zuerst die Frage stellen, wie viel Geld wir für eine Impfung bekommen.“
Zahnärzte haben zwar viel Erfahrung mit Injektionen und Hygienekonzepten. Damit sie impfen dürfen, benötigen sie jedoch zusätzlich eine theoretische und praktische Schulung. „Es geht zum Beispiel um die korrekte Durchführung der Impfung und den Umgang mit dem Impfstoff“, sagt Arbeitsmediziner Matthias Hajek, der die Schulungen durchführt. „So wird die Qualität gesichert.“ Auch auf Notfälle werden die Zahnärzte vorbereitet. Die ersten beiden Kurse sind mit 400 Teilnehmern schon ausgebucht.
Bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayern haben sich rund 1000 der 8000 Zahnärzte in Bayern bereit erklärt, gegen Corona zu impfen. Berger hofft, dass Ende Januar die Impfungen in den Praxen starten können: „Jeder Tag früher ist ein Segen“, sagt er. Derzeit sei eine der kritischsten Phasen der Pandemie. Auch in München steigen die Fallzahlen schnell. „Je mehr Impfangebote wir machen, umso höher wird auch die Impfbereitschaft sein“, erklärt Christian Berger.
Auch Münchner Apotheken sollen sich beteiligen
In seiner Praxis in Kempten habe es schon viele Nachfragen gegeben. Nicht jeder wolle sich von einem unbekannten Arzt im Impfzentrum die Spritze geben lassen und nicht jeder habe einen Hausarzt. „Einen Zahnarzt aber haben fast alle“, sagt er. „Impfen ist auch Vertrauenssache.“ Der Schwerpunkt in den Zahnarztpraxen wird zunächst bei den Booster-Impfungen liegen. Geimpft werden Erwachsene und Jugendliche ab zwölf Jahren. Terminvereinbarungen sind in der Regel notwendig. Auch in Apotheken werden demnächst Corona-Impfungen angeboten.
Der Bayerische Apothekerverband schätzt nach einer Umfrage, dass sich ein Viertel bis ein Drittel der Apotheken beteiligen wird. In München wären das in etwa 80 bis 110 Apotheken. „Ein paar Details müssen noch geregelt werden“, sagt Sprecher Thomas Metz. Zudem müssen die Apotheker erst noch geschult werden. Metz schätzt, dass die ersten Corona-Impfungen im Februar starten. „Einen Termin zu vereinbaren istimmer zu empfehlen“, erklärt er. „Die Apotheken müssen Kapazitäten und Personal einplanen.“ Für Impfungen in Apotheken gilt wie bei den Zahnärzten ein Mindestalter von zwölf Jahren.