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„Nachricht eingeschlagen wie eine Bombe“: Neustart läuft für Münchner Händler ganz anders als geplant

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Die Geschäfte in München dürfen nur per click and meet wieder Kunden empfangen.
Die Geschäfte in München dürfen nur per „Click & Meet“ wieder Kunden empfangen. © Angelika Warmuth/dpa

Münchner Händler hatten sich erhofft, am Montag ihre Läden öffnen zu können. Doch die 7-Tage-Inzidenz liegt über 50. Ihre einzige Möglichkeit heißt nun „Click & Meet“.

München - In vielen Landkreisen und Kreisstädten in Bayern herrscht unter Einzelhändlern Erleichterung. Wie in den jüngsten Beschlüssen* zu den Corona-Lockdown-Lockerungen festgelegt worden ist, dürfen Geschäfte bei einer 7-Tage-Inzidenz unter 50 wieder Kunden empfangen und vor Ort beraten. Auch in München war die Vorfreunde groß. „Viele haben alles vorbereitet, Fenster geputzt, die Läden schön hergerichtet“, sagt Bernd Ohlmann, Geschäftsführer des Handelsverbands Bayern. Doch dann der bittere Rückschlag am Sonntag (7. März). Die Landeshauptstadt riss die 7-Tage-Inzidenz-Grenze für Ladenöffnungen. Denn ab dem Inzidenzwert von 50 darf der Einzelhandel nur noch per „Click & Meet“ Kunden empfangen. Sprich: Kunden müssen im Vorfeld einen Termin in dem jeweiligen Geschäft vereinbaren und können nicht spontan durch die Läden streifen und bummeln.

Münchens Corona-Inzidenzwert über 50 - Läden dürfen nur per „Click & Meet“ Kunden empfangen

„Diese Nachricht ist natürlich eingeschlagen wie eine Bombe“, meint Ohlmann. Für Münchner Händler sei dies „wirklich tragisch. Wir sehen, dass es in Städten wie Ingolstadt oder Würzburg gut angenommen wird und die Menschen zum Einkaufen gehen“, berichtet der Geschäftsführer des Handelsverbands Bayern. „Das tut natürlich den kleineren Läden in einer Großstadt wie München extrem weh.“

Video: So funktioniert Click & Meet

Geschäfte in München dürfen nicht öffnen - Corona-Nachricht „wie eine Bombe eingeschlagen“

Davon betroffen ist zum Beispiel auch Peter Büscher. Er ist Inhaber des Fachgeschäfts „Koffer und Lederwaren Büscher“ in der Münchner Augustenstraße. Die Unsicherheit sei aktuell das Hauptproblem. „Man weiß nicht, wie es weitergeht. Wir bräuchten eine gewisse Kontinuität, um es etwas besser abschätzen zu können“, sagt er auf Anfrage. Dennoch sei er froh, wenigstens „Click & Meet“ anbieten zu können. „Ich hatte heute schon einen Verkauf und drei Reparaturen. Auch für morgen habe ich bereits einen Termin.“ Dies sei freilich nicht mit dem normalen Geschäft, wie vor Corona zu vergleichen. Aber Büscher sagt auch: „Weniger wie gar nichts kann man nicht verdienen. Dazu ist das besser als Click & Collect. Denn ich habe ein sehr beratungsintensives Sortiment.“

Geschäftsinhaber froh um Möglichkeit „Click and Meet“ - für viele Läden besser als „Click and Collect“

Ernst Läuger (Präsident des Handelsverbands Bayern) ist Geschäftsinhaber von Marstaller Lederwaren mit drei Filialen in München und einer Filiale in Nürnberg. Beide Städte haben eine zu hohe Inzidenz, um regulär öffnen zu dürfen. „Click and Meet“ bietet er bisher an vier Tagen die Woche für vier Stunden an. „Man muss erst sehen, ob das gut angenommen wird. Es hängen ja auch hohe Personalkosten dran“, erklärt der Geschäftsinhaber. Er sei gespannt, wie die erste Woche mit dem neuen Konzept anlaufen werde. Am ersten Tag erreichte er knapp sieben Prozent der regulären Tageskundenfrequenz. „Das ist vom Umsatz her betrachtet natürlich nicht einmal ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber wir haben so die Möglichkeit, den direkten Kontakt zu unseren Kunden zu halten. Es geht darum, jetzt Präsenz zu zeigen“, sagt Läuger. Mit „Click and Collect“ habe er die Erfahrung gemacht, dass „es die erste Woche gut angenommen worden ist und dann zunehmend wieder abgeflacht ist.“ Allgemein jedoch ist er der Meinung, dass das Konzept für inhabergeführte Geschäfte in „einer Großstadt wie München“ finanziell kaum helfen wird.

Bernd Ohlmann (Handelsverband Bayern): „Kommt aktuell auf jeden einzelnen Euro an“

Bernd Ohlmann meint, dass es sehr abhängig vom Geschäft und dem Sortiment ist, ob „Click & Meet“ erfolgsversprechend sein kann, oder nicht. Aber er weiß auch: „Aktuell kommt es bei den meisten auf jeden einzelnen Euro Umsatz an. Da ist alles besser als nichts.“ Stark getroffen seien vor allem die Textilhändler, die ihre Winterware kaum an den Mann bringen konnten. Auch kleinere Läden in der Innenstadt würden seines Wissens nach gerade immens kämpfen. *Merkur.de und tz.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.

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