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„München steht auf“: Polizeisprecher nach Corona-Protest - „Die Lage war nicht unter Kontrolle“

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Von: Leoni Billina, Phillip Plesch

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Eine große Menschenmenge an der Ludwigstraße.
Rund 3700 Menschen demonstrierten nach Angaben der Polizei am Mittwoch an der Ludwigstraße gegen die Corona-Maßnahmen. © Oliver Bodmer

Die Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen mit tausenden Teilnehmern am Mittwoch hat ein Nachspiel. OB Reiter droht Extremisten mit entschiedenen Maßnahmen.

Alle zusammen für unsere Freiheit!“ skandiert die Menge, „Freiheit statt Corona-Diktatur“ ist auf dem Schild eines Demonstranten zu lesen: Am Mittwochabend haben sich mehrere Tausend Menschen auf der Ludwigstraße versammelt, um gegen dieCorona-Maßnahmen zu demonstrieren – tags darauf reagierte OB Reiter mit einem wütenden Appell: Münchner sollten „keinesfalls an derartigen Versammlungen“ teilnehmen!

Zum Protest aufgerufen hatte das Bündnis „München steht auf“, das nach eigenen Angaben nun jeden Mittwoch auf die Straße gehen will. Laut Polizei waren rund 3700 Menschen bei der Kundgebung. Zum Vergleich: Vorletzten Mittwoch waren es 1450, vor zwei Wochen lediglich um die 300.

Bilanz: 18 Anzeigen, 28 Festnahmen

18 Anzeigen wegen Verstößen gegen die Maskenpflicht gab es diesen Mittwoch, eine Anzeige wegen des unerlaubten Aufsteigens einer Drohne, 28 Festnahmen wegen Beleidigung oder Körperverletzung. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) zeigt sich angesichts der „zunehmenden Aktivitäten aus dem Bereich der Corona-Leugner in München“ besorgt: „Wenn auf Demonstrationen Gewalt ausgeübt wird, Infektionsschutzauflagen, die dem Schutz aller dienen, grob missachtet und als diktatorische Maßnahmen bezeichnet werden und der Holocaust verharmlost wird, wenn in Telegram-Gruppen Pläne für Angriffe auf Politiker*innen, Journalist*innen und Wissenschaftler*innen geschmiedet werden, dann ist das unerträglich und überschreitet die Grenze legitimer Kritik an Corona-Maßnahmen bei Weitem.“ Klare Worte, verbunden mit einem eindringlichen Aufruf: „Die Münchner*innen möchte ich auffordern, sich impfen zu lassen.“

Der Protestabend war chaotisch verlaufen. Das Kreisverwaltungsreferat (KVR) hatte nur eine Kundgebung erlaubt, keinen Demonstrations-Zug durch die Stadt – im Laufe des Abends aber spalteten sich zwei Gruppen mit jeweils rund 500 Demonstrierenden ab. Sie liefen teils Richtung Theresienstraße, bevor sie von der Polizei wieder zurückgelotst wurden, teils machten sie sich über Altstadtring und Stachus in Richtung Sendlinger Straße auf–ungeachtet der vielen Autos auf der Straße. Ordner des Veranstalters regelten laut Augenzeugen den Verkehr.

Andreas Franken, Polizei-Sprecher, zog ein entsprechendes Fazit: „Wir sind mit dem Einsatz nicht zufrieden. Die Lage war nicht unter Kontrolle, das wird so nicht mehr passieren.“

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