Münchner Fasching steht auf der Kippe - Marktweiber trainieren trotzdem für ihren Tanz auf dem Viktualienmarkt

Es wird ein ungewöhnlicher Fasching: Wegen der Corona-Pandemie müssen die Narren heuer erneut auf viele Veranstaltungen verzichten. Etliche Bälle wurden bereits abgesagt, bei manchen Events ist noch keine Entscheidung gefallen. Die Marktfrauen hoffen – und trainieren schon fleißig ihre Tänze.
Die Vorbereitungen laufen schon seit November: Jeden Dienstag treffen sich einige Marktfrauen vom Viktualienmarkt im Pfarrsaal der Heilig-Geist-Kirche. Sie proben gemeinsam mit einem Lehrer für den traditionellen Tanz der Marktweiber am Faschingsdienstag – auch, wenn wegen Corona unklar ist, ob das Faschingstreiben am 1. März überhaupt stattfinden kann. „Alles ist noch in der Schwebe“, berichtet Chefin Christl Lang, die seit 35 Jahren bei den tanzenden Marktfrauen dabei ist. Sie betont: „Wir wären auch kurzfristig bereit!“
Zehn Tänze studieren die Frauen ein. Auf dem Programm stehen Walzer und Polka, aber zum Beispiel auch ein irischer und ein moderner Tanz. „Es gibt eine bunte Mischung“, verrät Christl Lang. Trotz aller Unsicherheiten kommt der Spaß nicht zu kurz: „Die Proben sind immer recht lustig, wir sind eine gute Gruppe“, erzählt die 68-Jährige.
Viele Faschingsfreuden freuen sich auf den Tanz
Aber natürlich fiebern alle Marktfrauen dem Faschingsdienstag entgegen: „Am schönsten wäre es, wenn wir auftreten könnten und im ganzen Publikum gute Stimmung ist“, sagt Lang. Vergangenes Jahr jedoch ist der Tanz komplett ausgefallen. „Vielleicht kann er heuer zumindest im kleinen Kreis stattfinden“, hofft sie. Das wünschen sich auch die Münchner Narren. „Es fragen schon viele Leute nach“, sagt Standl-Sprecherin Elke Fett. Mögliche Zugangsbeschränkungen seien auf dem Markt jedoch nicht leicht umzusetzen, so ihre Einschätzung. „Es ist ein öffentlicher Platz, die Stadt entscheidet“, betont sie. „Wir würden uns an alle Vorgaben halten.“
Wäre ein Online-Tanz eine Alternative? „Wir überlegen noch hin und her, ob wir so etwas machen sollen“, sagt Christl Lang. Zunächst üben alle erst einmal fleißig – um den Münchnern vielleicht doch eine Freude zu machen.
Viele Bälle sind schon abgesagt
Denn Corona bremst den Münchner Fasching aus. „Alle Bälle bei uns finden nicht statt“, sagt Wirt Christian Schottenhamel. Beliebte Veranstaltungen wie der Filser-Ball sind längst abgesagt. „Es müssen ja auch Karten verkauft werden“, erklärt er. Viele Ball-Veranstalter bräuchten deshalb eine gewisse Vorbereitungszeit. Am Deutschen Theater fällt im Laufe der Woche die Entscheidung, wie es mit der – sowieso schon verkürzten – Ballsaison weitergeht.
Bis zum 12. Januar sind Tanzveranstaltungen ohnehin verboten. Die künftigen Regelungen seien vom Infektionsgeschehen abhängig, erklärt eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums. „Die Staatsregierung beobachtet die Situation sorgfältig.“
Auch, ob der Umzug der Damischen Ritter möglich ist, entscheidet sich in den kommenden Tagen. „Wir werden mit den Vertretern der Stadt besprechen, ob es überhaupt Sinn macht“, sagt der zweite Vorsitzende Simon Egger. In normalen Jahren nehmen rund 45 Gruppen an dem Umzug teil. Heuer haben sich 21 angemeldet. „Das sind Gruppen, die keinen großen Vorlauf brauchen“, sagt Egger. „Die Burschenvereine aus dem Umland bauen keine Wägen.“