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Corona: Jeder Fünfte könnte besonders gefährdet sein - Mediziner warnen Münchner mit Volkskrankheit

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Von: Andreas Beez

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Eine Ärztin misst den Blutzucker eines Patienten.
Eine Ärztin misst den Blutzucker eines Patienten. © shutterstock

Während die Intensivstationen in München nach wie vor massiv unter Druck stehen, erhärten sich Erkenntnisse, dass Menschen mit einer unterschätzten Volkskrankheit ein besonders hohes Risiko für einen schweren Verlauf haben.

Unheilvolle Krankheits-Kombi

Professor Dr. Dr. Diethelm Tschöpe zählt zu Deutschlands renommiertesten Diabetologen.
Professor Dr. Dr. Diethelm Tschöpe zählt zu Deutschlands renommiertesten Diabetologen. © privat

Corona und Diabetes: Diese unheilvolle Krankheits-Kombi bereitet Medizinern zunehmend Kopfzerbrechen. Für immer mehr Patienten steht viel auf dem Spiel – mitunter sogar das Leben. Schon jetzt gehen 16 Prozent aller Todesfälle in Deutschland auf das Konto des „stillen Killers“ Diabetes. Durch Corona könnte er bald noch mehr Opfer fordern. In tz und Münchner Merkur beleuchtet der renommierte Internist und Diabetes-Spezialist Professor Dr. Dr. Diethelm Tschöpe die Hintergründe.

„Diabetiker sterben früher“

Diabetes gehört zu den gefährlichsten Volkskrankheiten. Auf der langen Liste der möglichen Folgen finden sich lauter Horrorszenarien: vom Herzinfarkt über Schlaganfall und Erblindung bis hin zu Fußamputationen und schweren Nierenschäden. Zudem verursacht Diabetes oft Herzschwäche (siehe Test unten). „Diabetiker sterben früher – vor allem dann, wenn sich die Betroffenen nicht behandeln lassen“, warnt Prof. Dr. Dr. Diethelm Tschöpe (siehe rechts). Trotzdem wird die Erkrankung nach wie vor unterschätzt: „Etwa jeder zehnte Deutsche kennt seine Diabetes-Diagnose. Aber wir schätzen, dass weitere zehn Prozent der Bevölkerung gar nichts von ihrer Erkrankung wissen.“ Unterm Strich ist zu befürchten, dass etwa jeder fünfte Bundesbürger betroffen sein könnte. Jetzt verschärft auch noch Corona das Diabetes-Problem.

Corona trifft Zuckerkranke besonders oft und schwer

Das Sars-Cov-2-Virus versetzt Diabetologen gleich aus mehreren Gründen in Sorge: Gut ein Drittel der Covid-Patienten mit schweren Verläufen sind Diabetiker. Sie werden öfter auf Intensivstationen behandelt, haben erhöhte Herz- und Leberenzyme, die Lungenentzündung ist ausgeprägter. Ihre Sterblichkeit kann laut britischen Daten doppelt so hoch sein, berichtet die Stiftung Der herzkranke Diabetiker (DHD). Zudem haben Diabetiker ein höheres Risiko, an Corona-Spätfolgen zu erkranken. Long Covid kann Lungenprobleme, chronische Müdigkeit, Leistungsabfall und Schlafstörungen auslösen.

Corona fördert Diabetes

„Die Viren können die Zellen der Bauchspeicheldrüse angreifen“, erklärt Tschöpe. „Eine heftige Infektion kann die Entstehung von Diabetes befeuern – gerade bei Menschen, die eine Veranlagung für Diabetes in sich tragen.“

Corona verstärkt Diabetes

„Durch die Infektion können sich die Zuckerwerte verschlechtern“, so Tschöpe.

Corona-Patienten werden derzeit schlechter versorgt

„Das größte Problem an Corona ist, dass Diabetiker mit einem allgemein erhöhten Krankheitsrisiko derzeit nicht mehr so gut medizinisch betreut werden können“, warnt der erfahrene Diabetologe und beleuchtet den Hintergrund: „Wegen der vielen Corona-Patienten und des Pflegekräftemangels werden in den Kliniken derzeit nur noch Notfallpatienten aufgenommen. In vielen Arztpraxen sind die Mediziner mit Impfungen stark eingebunden.“

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