1.300 Tests in der Woche wären nötig, um allein in den elf Münchner AWO-Häusern stets Klarheit über Neuinfektionen zu haben. Dass dies nicht längst geschieht, darin sieht SPD-Gesundheitsexpertin Ruth Waldmann ein „offensichtliches Versagen von Krisenstab und Gesundheitsministerium“. Das Landesamt für Gesundheit (LGL) berichte schließlich, dass es inzwischen freie Testkapazitäten gebe. „Wie kann es sein, dass sie nicht dort zum Einsatz kommen, wo sie gebraucht werden?“, fragt Waldmann. Das sei eindeutig die Aufgabe des Krisenstabs.
Die AWO klagt zudem noch immer über fehlende Schutzkleidung in den Einrichtungen. Seit Anfang März bekomme man so gut wie nichts, bestätigt Altenpflege-Referentin Maike Hessel. Besonders mangele es an Schutzkitteln. „Unsere Hygieneexpertin hat sich sogar schon damit beschäftigt, wie man aufgeschnittene Mülltüten als Kittel verwenden könnte“, sagt Hessel. Bereits am 23. April hat die Münchner AWO einen Brief an Ministerin Huml geschrieben, in dem sie auf ihre Not hinweist. Eine Antwort habe man bislang nicht erhalten, sagt Salzhuber. Gegenüber unserer Zeitung heißt es aus dem Ministerium, insbesondere die Beschaffung von Schutzkitteln gestalte sich schwierig.
Auch die Heime in privater Trägerschaft könnten mit der vom Freistaat besorgten Schutzausrüstung alleine nicht auskommen, sagt Joachim Görtz, der Landesgeschäftsführer des Bundesverbands privater Anbieter (bpa), auf Nachfrage unserer Zeitung. Allerdings habe man auf eigene Faust Material bestellen können – auch wenn das eigentlich Aufgabe des Freistaats sei.
Die Sorge der AWO vor möglicherweise zu frühen Öffnungen für Besuche teilt auch Görtz. „Die Ministerin muss vorsichtig bleiben.“ Der bpa hat dazu ein eigenes Schutzkonzept erarbeitet und fordert strenge Bedingungen für Besuche. So müsse unter anderem jeder Besucher einen neuen Mund-Nase-Schutz tragen – keine Alltagsmasken. Dafür müsse der Freistaat den Einrichtungen Sonderkontingente zur Verfügung stellen. Weiterhin müsse es separate Besuchsräume geben. Zudem bräuchten die Einrichtungen 14 Tage Vorlauf. Und bei personellen Engpässen müsse die Einrichtungsleitung das letzte Wort haben.
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