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So läuft’s jetzt mit 2G: Wie die Regeln in München kontrolliert werden - Einzelhändler in großer Sorge

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Von: Christina Meyer, Laura Felbinger

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Ab dem 8.12 gilt eine 2G-Einlasskontrolle im Einzelhandel. Wir sprachen mit Miriam O‘Farrell vom American Vintage.
Ab dem 8.12 gilt eine 2G-Einlasskontrolle im Einzelhandel. Wir sprachen mit Miriam O‘Farrell vom American Vintage. © Achim Schmidt

Wer einen Weihnachtsbummel machen will, braucht jetzt neben Maske und Geldbeutel auch seinen Impfnachweis. Am Mittwoch treten in Bayern die verschärften Corona-Regeln in Kraft.

München - Shoppen nur mit Impfpass – ab Mittwoch gilt im Einzelhandel die 2G-Regel. Bummeln dürfen hier ab sofort nur noch Geimpfte und Genesene. Lediglich in Geschäfte des täglichen Bedarfs gibt es keine Beschränkung – dazu zählen neben dem Lebensmittelhandel etwa Getränkemärkte, Reformhäuser, Babyfachmärkte, Apotheken, Buchhandlungen, Schuhgeschäfte, Sanitätshäuser, Drogerien, Optiker sowie der Weihnachtsbaumverkauf. Vorbereitet sind die Münchner Läden – die Erwartungen aber sind mau. „Wir haben Tablet-Computer im Laden, mit denen wir die Zertifikate scannen“, sagt Miriam O’Farrell, Managerin des Geschäfts „American Vintage“ im Glockenbachviertel. „Die Kunden kennen es ja schon, dass sie Nachweise bringen müssen. Trotzdem rechne ich damit, dass noch weniger kommen.“

Auch Nikolaus Meyer (55), Inhaber des Schuhgeschäfts „Morgantini“, rechnet mit weiteren deutlichen Umsatzeinbußen. „Die letzte Notbremse war für uns eine Vollkatastrophe, hat uns komplett ausgebremst, da hatten wir teilweise nur zwei Kunden am Tag. Sie schätzen es einfach nicht, kontrolliert zu werden.“ Für ihn wäre eine Kontrolle schwierig: „Wir sind oft im Lager und müssten eigentlich einen Türsteher abstellen, was natürlich nicht geht.“ Schon jetzt seien viel weniger Kunden da: „Und die sind genervt, ungeduldig, frustriert.“

Polizei und KVR werden die Einhaltung der neuen Regeln sichtprobenartig überprüfen

Polizeibeamte und Mitarbeiter des Kreisverwaltungsreferats (KVR) werden die Einhaltung der neuen Regeln sichtprobenartig überprüfen. „Das Augenmerk der behördlichen Kontrollen liegt darauf, ob der Einzelhandel geeignete Rahmenbedingungen schafft, dass die Regeln zum Infektionsschutz eingehalten werden“, erklärt eine Sprecherin des Kreisverwaltungsreferats (KVR). „Natürlich ist der Kommunale Außendienst in seinem Einsatzgebiet präsent und kontrolliert anlassbezogen.“ Die Polizei will „mit Fingerspitzengefühl, aber konsequent vorgehen“, so Sprecher Werner Kraus. Zusätzliche Beamte für Kontrollen soll es vorerst nicht geben. Täglich sind rund 1000 Streifenpolizisten im Stadtgebiet im Einsatz.

Im Freizeitbereich gilt schon länger 2G-plus – das heißt, in Fitnessstudios, Museen oder den Tierpark kommt nur, wer geimpft oder genesen ist und noch dazu ein aktuelles negatives Testergebnis vorzeigen kann. In vielen Einrichtungen bleiben die Gäste aus – mit katastrophalen Folgen. „Wir haben massive Umsatzeinbrüche, bei uns kommt nur noch etwa die Hälfte der Kunden,“ sagt Osman Schenk (48), Geschäftsführer des Fitnessstudios „SoulPlus“ am Candidplatz. Seine Mitarbeiter müssen neben dem Impfnachweis nun auch das Testzertifikat kontrollieren – den Test machen die Kunden entweder in einem Testzentrum oder unter Aufsicht in einem extra Bereich vor dem Studio. „Trotzdem ist der Aufwand für viele Kunden zu groß, sich extra fürs Fitnessstudio testen zu lassen.“ Er hofft, dass das Thema Corona irgendwann endgültig in eine andere Richtung geht: „Wirtschaftlich ist es gerade eine Katastrophe. Im Vergleich zu 2019 ist unser Jahresumsatz um 56 Prozent eingebrochen – und da hängen Arbeitsplätze dran.“

Seit Mittwoch beschlossene Sache: Ab Januar müssen Kinder ab dem ersten Geburtstag in der Kita drei Mal pro Woche einen Testnachweis liefern. Akzeptiert werde ein Test, der in der Kita gemacht wird, oder auch die glaubhafte Versicherung eines Selbsttests. Auch PCR-Pooltests seien möglich, sofern die Träger dies anböten, sagte Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU). Der Entwurf des Sozialministeriums wird noch ausgearbeitet.

Petra Vogler, die Leiterin des katholischen Kindergartens St. Klara in Zamdorf: „Wir sind auf jeden Fall für eine Testpflicht der Kinder – die kommt aus unserer Sicht viel zu spät. Allerdings kann das Personal die Testungen auf keinen Fall leisten.“ Dafür seien keine Kapazitäten vorhanden, auch der logistische Aufwand sei zu groß. Wie die Testpflicht in dem Kindergarten konkret umgesetzt wird, kann der Träger das erst festlegen, wenn genaue Infos der Staatsregierung vorliegen.

Auch die Erziehungsgewerkschaft GEW kritisiert die „viel zu späte Einführung der Corona-Testpflicht für Kitas“. Pooltests seien aber unter anderem wegen der momentanen Überlastung der Labore undenkbar. GEW-Vize Gerd Schnellinger: „Tägliche Selbsttests könnten Kindergartenkinder sicherlich selbst vornehmen. Bei Krippenkindern ist aber Hilfe nötig.“ Das Personal der Kitas habe dafür keine Zeit. Die GEW fordert zudem, dass die Verwaltung der Tests den Kitas abgenommen wird. cmy

Die Industrie- und Handelskammer mahnt, es den Unternehmen nicht zu schwer zu machen

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) mahnt, es den Unternehmen nicht zu schwer zu machen. So solle Kunden mit Booster-Impfung der Besuch von Fitness- oder Solarstudios ohne weitere Testpflicht gestattet werden, fordert IHK-Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl. Für den Einzelhandel in Ortskernen und Innenstädten bringt er eine vereinfachte Zugangsmöglichkeit ins Spiel. In Nordrhein-Westfalen etwa müssten Kunden nur an einer Stelle ihren 2G-Status vorzeigen und erhielten dann ein Armbändchen als Nachweis, um weitere Läden an einem Tag ohne erneute Kontrolle besuchen zu dürfen.

Auch im Deutschen Museum gilt seit 24. November die 2G-plus-Regel – hier haben sich die Besucherzahlen seitdem halbiert. Der Einlass erfolgt in zwei Schritten: Noch vor dem Betreten des Museums werden Impfzeugnis, Genesenen-Zertifikat, Testnachweis und Ausweisdokumente im blauen Container auf dem Museumshof kontrolliert. Die Besucher bekommen hier einen Stempel, der dann zusammen mit dem Eintrittsticket in der Eingangshalle des Museums vorgezeigt wird. „Im November hatten wir auf der Insel rund 32 000 Besucher, im Verkehrszentrum 6200, in der Flugwerft 4300 – das ist etwa die Hälfte der Besucher, die wir vor Corona hatten“, sagt Sprecherin Kristina Hoheneder. „Ein fast leeres Haus im Vergleich zur Zeit vor Corona schmerzt natürlich. Wir hoffen aber trotzdem, dass in den Weihnachtsferien wieder deutlich mehr Menschen zu uns kommen werden.“ VON CHRISTINA MEYER UND LAURA FELBINGER *tz.de/muenchen ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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