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Coronavirus: Münchner Hochschule schockt Studenten: „Alle fürchten um ihr Studium“ - Uni reagiert auf Vorwürfe

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Coronavirus: Münchner Hochschule mit drastischer Maßnahme - Studenten gehen auf Barrikaden
Coronavirus in Bayern: Eine Münchner Hochschule schockt ihre Studenten mit drastischen Maßnahmen. (Symbolbild) © dpa / Fabian Stratenschulte

Das Coronavirus hält die Welt in Atem. In Bayern bleiben bis zum 20. April alle Schulen geschlossen. Eine Münchner Hochschule sorgt jetzt bei ihren Studenten für Unmut.

Update vom 14. März: Die Hochschule für angewandte Wissenschaften in München sorgt bei ihren Studenten für Unmut. Diese befürchten durch Entscheidungen der Hochschule an ihre Belastungsgrenzen zu kommen (siehe Ursprungsartikel). Nun hat sich auch die Hochschule zu den Bedenken ihrer Studenten geäußert.

Die bayerische Staatsregierung habe Maßnahmen beschlossen, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. Der Beginn der Präsenzzeit wurde beispielsweise auf den 20. April verschoben. Dabei gibt es vom Ministerium eine Vorgabe: Durch die Verschiebung darf die Gesamtunterrichtszeit im Sommersemester nicht verkürzt werden, Unterrichtsveranstaltungen müssen nachgeholt wurden und die für das Sommersemester angedachte Unterrichtszeit vollständig erbracht werden. Um diese Vorgaben zu erfüllen, hat die Hochschule München einen Lehrplan aufgestellt. Der Plan sieht vor, dass auch Samstage für Unterricht genutzt werden können - und vermutlich müssen - und dass Kurse zwischen 8 und 22 Uhr stattfinden können. Wie die Hochschule gegenüber tz.de anmerkte, war dies allerdings mitunter auch zuvor schon der Fall. Außerdem heißt es: „Dies bedeutet nicht, dass alle Studierenden ab dem 20. April durchgehend montags bis samstags von 8.00 bis 22.00 Uhr Lehrangebote wahrnehmen müssen.“

Um die Arbeitsbelastung für die Studierenden möglichst gut zu verteilen, werden ab dem 16. März zusätzlich Onlinekurse angeboten. Diese dienen allerdings nur der Unterstützung der Kurse vor Ort, denn „die technische Infrastruktur ist nicht so aufgebaut, dass Onlinelehre ad hoc in allen Studienfächern im gleichen Umfang möglich sein wird.“ Weiter teilte die Hochschule mit: „Wir wissen, dass es sich dabei sowohl für die Studierenden als auch für die Lehrenden und das Verwaltungspersonal um eine große Belastung handelt. Wir gehen dabei an die Grenze das aktuell Möglichen und hoffen, auf diese Weise ein Gesamtangebot zur Verfügung zu stellen, das es unseren Studierenden ermöglicht, auch in dieser außergewöhnlichen Situation ein erfolgreiches Sommersemester abschließen zu können.“

Coronavirus in Bayern: Hochschulstudenten in München gehen auf die Barrikaden

Erstmeldung vom 13. März

München - Das Coronavirus hält die Welt weiter in Atem. Auch in Bayern gibt es mittlerweile hunderte Infizierte. Am Freitag (13. März) wurde bekanntgegeben, dass alle Schulen und Kindergärten im Freistaat bis zum 20. April geschlossen bleiben. Auch in München schlägt das Thema hohe Wellen. Das sorgt auch an den Universitäten und Hochschulen für Planänderungen - wie beispielsweise an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in München. Dort gehen die Studenten deshalb nun auf die Barrikaden.

Video: Schulen geschlossen - Wie geht es weiter?

Coronavirus in Bayern: Münchner Hochschule erklärt Planungen für das neue Semester

In einer Mail teilte die Hochschule ihren Studenten nämlich mit, wie die Planung für das Sommersemester nun aussehe. Dort heißt es: „Bei regulärem Verlauf des Sommersemesters stünden 75 Unterrichtstage (Montag bis Freitag unter Berücksichtigung der vorlesungsfreien Tage um Pfingsten) zur Verfügung. Durch die Verschiebung des Starts der Präsenzlehrveranstaltungen fallen vom 16.03. bis 17.04.2020 insgesamt 21 Unterrichtstage aus.“ 

Dann wird erklärt, wie die fehlenden Unterrichtstage ausgeglichen werden sollen. Das Sommersemester werde demnach um fünf Tage verlängert, die vorlesungsfreien Tage an Pfingsten werden mit Vorlesungen gefüllt und Dozenten sollen versuchen, Onlineangebote bereitzustellen. 

Was die Studenten jedoch besonders schockt: Lehrveranstaltungen sollen nun von 8 bis 22 Uhr durchgeführt werden - Montag bis Samstag. Ein Student (26) berichtet tz.de, dass er und seine Kommilitonen befürchten, dass sie durch die hohe Belastung „psychisch und körperlich an die Grenzen kommen werden“. Er fügt hinzu, dass die Prüfungen „wohl genauso schwer wie immer sein werden, was ohne Lernzeit kaum zu bewältigen ist“.

Hochschule für angewandte Wissenschaften in München: Studenten haben Existenzängste

Doch 6-Tage-Wochen, die von 8 bis 22 Uhr gehen, stellen für viele Studenten ein weiteres Problem dar. Viele sehen ihre Existenz bedroht, denn für Nebenjobs oder Werksstudentenstellen wird wohl kaum noch Zeit bleiben. Aber „sehr viele Studenten sind auf ihre Jobs neben dem Studium angewiesen, um den teuren Lebensunterhalt in München bezahlen zu können“, berichtet der 26-Jährige weiter.

Ebenso schlimm ist für viele die Verschiebung des Prüfungszeitraums in die eigentlichen Semesterferien. Hunderte Studenten hätten schon ihren Urlaub gebucht und könnten ihn aufgrund der aktuellen Situation weder antreten noch stornieren.

Coronavirus in München: Hochschul-Studenten starten Petition

Die Studenten tauschen sich in WhatsApp-Gruppen regelmäßig über aktuelle Themen aus - natürlich auch über die Ankündigung der Hochschule „und wirklich keiner ist mit der Lösung zufrieden“, wie der Student weiter erzählt. „Alle fürchten um ihr Studium, da viele es nicht ohne ein Nebeneinkommen schaffen, beziehungsweise durch die fehlende Zeit es nicht schaffen zu lernen.“

Dutzende Studenten haben sich bereits bei der Universität beschwert - sie wurden abgewiesen mit dem Satz: „Es wird an einer Lösung gearbeitet“, wie der 26-Jährige weiter berichtet. Vier Studenten haben deshalb am Freitag (13. März) eine Petition gestartet. Dort weisen sie auf die Situation hin und bieten auch Vorschläge an. Vorlesungen könnten demnach beispielsweise als Video aufgezeichnet werden und über eine Plattform zur Verfügung gestellt werden oder direkt als Livestream stattfinden. Studentische Hilfskräfte könnten Professoren unterstützen, was gegebenenfalls auch als Studienleistung anrechenbar sein könnte.

Nach Planungen der Hochschule: Studenten stellen in Petition Forderungen

Die Studenten fordern außerdem, die Zeit bis zum 20. April als vorlesungsfreie Zeit zu deklarieren. Dadurch würden höhere Wochenstunden als Werkstudent ermöglicht. Eine klare Forderung ist außerdem, den Stundenplan nicht zu verdichten. Vorlesungen sollten nicht an Wochenenden und spät abends stattfinden, denn „bei einer 6-Tage-Woche und Vorlesungen bis 22.00 Uhr wird kein Wissen hängen bleiben.“

Die Petition hatte nach wenigen Stunden bereits 1520 Unterzeichner (Stand 13. März, 17.46 Uhr), mit jeder Minute werden es mehr.

Diese Studentin musste sich wegen einer schlechten Internetverbindung etwas Besonderes einfallen lassen.

In unserem Newsticker halten wir Sie über das Coronavirus in München auf dem Laufenden.

Wie gehe ich mit dem Coronavirus um? Bei welchen Symptomen muss ich handeln? Oberarzt Dr. Christoph Spinner vom Klinikum rechts der Isar beantwortet dringende Fragen.

*Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

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