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München in der Corona-Krise: Bilder aus einer Weltstadt im Ausnahmezustand

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Von: Stéphanie Mercier

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Wenig los: Am Montag kamen sich die Münchner im Hauptbahnhof nicht zu nahe.
Wenig los: Am Montag kamen sich die Münchner im Hauptbahnhof nicht zu nahe. © Jens Hartmann

In München ist in Corona-Zeiten nichts mehr wie es einmal war. Wir haben uns auf den Weg gemacht durch eine Metropole, die zur Geisterstadt mutiert.

München - Die Angst vor dem Coronavirus steckt an. Ihre Symptome diagnostiziert man in der ganzen Stadt: Leere, besorgte Händler und Geisterstationen. Was die tz am Montag in der Stadt erlebte:

Ran an den Speck: Normalerweise spaziert die halbe Welt am Fenster der Metzgerei Rudolf Maier am Viktualienmarkt vorbei. „Jetzt sind’s nur noch die Bayern”, sagt Helga Mauitsch und schmeißt die Schweißmaschine an. Verpackte Wurst kaufen sonst nur die Touristen, um den Geschmack der Landeshauptstadt in die Ferne zu tragen. Die letzten Tage gingen aber erstaunlich viele Stammkunden ran an eingeschweißten Speck.

Volle Theke: Der Metzgerei Rudolf Maier gehen die urlaubenden Kunden aus.
Volle Theke: Der Metzgerei Rudolf Maier gehen die urlaubenden Kunden aus. © Jens Hartmann

Glockenspiel: Gegen 11 Uhr leiden normalerweise viele Touristen in München an Nackenstarre: Gebannt warten sie auf das Bimmeln des Glockenspiels am Marienplatz. Am Montag schaute kaum einer hoch. Wenn überhaupt, blickten Passanten verunsichert nach links oder rechts: Habe ich eineinhalb Meter Sicherheitsabstand zum nächsten hustenden Menschen?

Wie leergefegt: Der Münchner Marienplatz.
Wie leergefegt: Der Münchner Marienplatz. © Jens Hartmann

München in der Corona-Krise: Restaurant Bohne und Malz mit 70 Prozent weniger Umsatz

Soziale Isolation: Isolation fängt bei den sozialen Orten an. „Wir werden wohl zusperren”, sagt Hagen ­Bucher, Senior-Wirt vom Restaurant Bohne und Malz. In seinem Restaurant hat sich Leere breitgemacht - es ist kurz vor zwölf. Vergangene Woche habe er 70 Prozent weniger Umsatz gemacht, durch die neuen Maßnahmen werde das noch schlimmer. Schließlich hat Ministerpräsident Markus Söder (CSU) angeordnet, dass Restaurants ab Mittwoch nur noch zwischen sechs und 15 Uhr öffnen dürfen, zudem dürfen nur noch 30 Kunden gleichzeitig bewirtet werden. „Wir haben hier Platz für 300 Kunden und 38 Angestellte”, rechnet Bucher vor. Er hofft, dass der Spuk schnell vorüber ist.

Keine Gäste: Im Restaurant Bohne und Malz bleiben die Tische verwaist.
Keine Gäste: Im Restaurant Bohne und Malz bleiben die Tische verwaist. © Jens Hartmann

Leerer U-Bahnhof: Kaum vorstellbar: Dieses Bild ist am Montagmorgen um 8 Uhr - mitten im Berufsverkehr - am Odeonsplatz entstanden! Man kann nur mutmaßen, wie viele Arbeitnehmer nur vom Bett an ihren Laptop im Wohnzimmer gependelt sind. Zur Leere trägt auch bei, dass die Unis zu sind.

Wo sind all die Pendler hin? Die U-Bahnstation am Odeonsplatz am Montagmorgen.
Wo sind all die Pendler hin? Die U-Bahnstation am Odeonsplatz am Montagmorgen. © dpa / Matthias Balk

München in der Corona-Krise: Wichtige Botschaft auf Sendlinger Straße

Am Boden versprüht: Am Boden der Tatsachen ist dieser Spruch angekommen: „Stay home“, bleib daheim, fordert ein gesprühter Schriftzug die Passanten der Sendlinger Straße auf.

„Bleibt zu Hause“: Diese Botschaft versteht jeder auf der Welt.
„Bleibt zu Hause“: Diese Botschaft versteht jeder auf der Welt. © Jens Hartmann

Taxi-Tristesse: Sorgen macht sich Dager Beni Okbas: „Am Vormittag wartet man hier eigentlich nicht mehr als fünf Minuten.“ Eigentlich. Am Montag wartete der Taxler am Bahnhof schon seit drei Stunden auf einen Fahrgast. „Ich habe Familie und eine Miete zu zahlen, ich muss weiterfahren”, sagt er. „Gleichzeitig haben wir Angst, uns bei den Kunden anzustecken, Wir sind ja auf engstem Raum mit ihnen.“ Wenn die Stadt weiter abriegelt, verliert er seinen Job.

Warten und Bangen: Taxler wie Dager Beni Okbas fehlen die Fahrgäste und damit die Existenzgrundlage.
Warten und Bangen: Taxler wie Dager Beni Okbas fehlen die Fahrgäste und damit die Existenzgrundlage. © Jens Hartmann / Jens Hartmann

München in der Corona-Krise: Freie Plätze in U-Bahn und auf Terrassen

Geisterbahn: Der Traum eines jeden Münchner Pendlers wird allmählich zum Albtraum: Freie Sitzplätze in der U-Bahn gibt’s mittlerweile so viele, dass es schon wieder erschreckend ist. Aufgenommen am Montagmorgen um neun.

Freie Sitzplatzwahl: Blick in eine Münchner U-Bahn.
Freie Sitzplatzwahl: Blick in eine Münchner U-Bahn. © dpa / Matthias Balk

Zugesperrte Terrasse: Wenn sich in München mehr Stühle als Menschen sonnen, dann ist es ganz klar eine Ausnahmesituation. Ab Mittwoch ist damit zu rechnen, dass noch mehr Terrassen zu sind.

Sitzgelegenheiten en masse: Am Montag sonnt sich hier niemand.
Sitzgelegenheiten en masse: Am Montag sonnt sich hier niemand. © Jens Hartmann

Intercity Emptiness: Leere Sitze im ICE 602 von München nach Hamburg am Montagmorgen. Ein Viertel weniger Fahrgäste befördert die Bahn derzeit.

Wo sind denn alle hin? Hier ist eine Durchsage für die Fahrgäste nicht vonnöten.
Wo sind denn alle hin? Hier ist eine Durchsage für die Fahrgäste nicht vonnöten. © dpa / Martin Schutt

In München machen die Stadtwerke die Bäder dicht und ein Kult-Wirt kündigt einen traurigen Schritt an. Ein Münchner Mediziner warnt vor Corona: „Wenn wir uns nicht an dieses Gebot halten, könnte das dramatische Folgen haben

Das Coronavirus legt die Stadt München nahezu komplett lahm. Nur noch wenige Menschen sind auf den Straßen. Nur an einem Ort merkt man nichts: In den S-Bahnen.

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