„Corona-Projekt“ auf der Theresienwiese gestartet - München sagt Virus den Kampf an
Coronavirus in München: Die Stadt reagiert auf die beschränkten Laborkapazitäten - eine wichtige Rolle spielt die Theresienwiese.
- München bietet dem Coronavirus* die Stirn.
- In der Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin am LMU-Klinikum München wurden die ersten Corona-Patienten untersucht.
- Auf der Theresienwiese können sich Bürger in einer Drive-In-Anlage testen lassen.
Update vom 16. März, 19.24 Uhr: Das neue Drive-In-Testzentrum auf der Theresienwiese ist aufgebaut. Hier können sich Menschen testen lassen, die vom Gesundheitsamt kontaktiert wurden, weil ein Infektions-Verdacht besteht - ganz nach dem Vorbild der Zelte auf dem Gelände der ehemaligen Bayernkaserne.
Überraschenderweise fuhr schon am Montagmorgen erste Kundschaft auf der Theresienwiese vor. Weitere Informationen zum Procedere will die Stadt am Dienstag bekanntgeben.
Ein Münchner Mediziner warnt vor Corona: „Wenn wir uns nicht an dieses Gebot halten, könnte das dramatische Folgen haben“
Update vom 12. März, 12 Uhr: Wegen steigender Fälle von Infektionen mit dem Coronavirus in der Stadt, will München ihre Testkapazitäten mit einer weiteren Drive-in-Station ausgeweitet. Die mögliche Coronavirus-Testanlage auf der Theresienwiese wäre aber keine öffentliche, betont Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD).
Dort könnten sich ausschließlich Menschen testen lassen, die das Gesundheitsamt als Kontaktpersonen von bereits bestätigten Infizierten ermittelt hat. Doch es gibt ein kleines Problem bei der Umsetzung. Da davon auszugehen sei, dass die Zahlen weiter stiegen, sei eine weitere Drive-in-Anlage denkbar, es fehle aber noch medizinisches Personal, sagte Reiter.
Das Coronavirus steht nach der Wahl wieder im Fokus. Welche Maßnahmen nun in München wegen Corona getroffen werden, erfahren Sie in unserem neuen News-Ticker. Indes hat sich der Wiesn-Chef zu Spekulationen über eine Oktoberfest-Absage geäußert.
Coronavirus in München: Eine weitere Corona-Testanlage möglich
Update vom 11. März, 13.55 Uhr: Es dauert nur ein paar Minuten: Angesichts steigender Fälle von Infektionen mit dem Coronavirus hat die Stadt München ihre Testkapazitäten mit einer Drive-in-Station ausgeweitet. In Absprache mit dem Gesundheitsamt fahren potenziell Infizierte dort mit dem Auto in ein Zelt, in dem medizinisches Fachpersonal in Schutzkleidung durch das heruntergelassene Fenster einen Rachenabstrich nimmt.
Nach etwa fünf bis sechs Minuten können die Betroffenen bereits wieder die Heimfahrt antreten, wie Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) am Mittwoch erläuterte.
OB Reiter bestätigt: Corona-Testanlage auf der Theresienwiese könnte kommen
Das Verfahren dürfte bei steigenden Fallzahlen auch andernorts Anwendung finden, geht es doch schnell, schont Personal- und Ausrüstungsressourcen und senkt die Ansteckungsgefahr.
In München werden auf dem Gelände der Bayernkaserne ausschließlich Menschen getestet, die das Gesundheitsamt als Kontaktpersonen von bestätigten Infizierten ermittelt hat - aktuell stehen rund 500 Menschen auf der Liste. „Das ist keine öffentliche Teststelle hier“, betonte OB Reiter. Aufgrund der beschränkten Laborkapazitäten würden dort zunächst die Insassen von rund 50 Autos pro Tag auf den Erreger Sars-CoV-2 getestet. Da davon auszugehen sei, dass die Zahlen weiter stiegen, seien weitere Drive-in-Anlagen möglich - zum Beispiel auf der Theresienwiese.
Das Coronavirus beherrscht weiter bayernweit die Schlagzeilen. In einem Krankenhaus spielten sich jetzt unglaubliche Szenen ab.*
Bald schon Coronavirus-Zelte auf der Theresienwiese? Experte im Interview über Ernstfall in München
Ursprungsmeldung vom 5. März:
Interview: Nadja Hoffmann
München - In der Ambulanz der Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin am LMU-Klinikum München wurden im Januar die ersten Corona-Patienten untersucht. Heute ist die Lage anders: Die Fallzahlen steigen rasant. Direktor Prof. Dr. Michael Hölscher sagt, worauf’s ankommt.
Coronavirus: „Aktuell verdoppelt sich die Zahl der Infizierten alle drei Tage“
Wie ist die Situation einzuschätzen?
Dr. Michael Hölscher: Aktuell verdoppelt sich die Zahl der Infizierten alle drei Tage. Wir befinden uns in einer Übergangsphase. Am Anfang einer Epidemie steht die Containmentphase, in der es darum geht, Betroffene zu isolieren, Kontaktketten zu ermitteln und die Epidemie einzudämmen. Das ist bis zu einem bestimmten Zeitpunkt möglich. Breitet sich das Virus weiter aus, geht es in der zweiten Phase primär darum, die vielen Erkrankten zu versorgen.
Lässt sich schon sagen, ob diese zweite Phase auf uns zukommt?
Hölscher: Nein. Das hängt von vielen Faktoren ab. Unter anderem, wie stark wir die Sozialkontakte einschränken wollen oder von der Witterung. Die große Hoffnung besteht darin, dass die Infektionswelle Ende März, Anfang April abflacht. Parallel zu den Influenza-Erkrankungen. Die nächsten Wochen sind entscheidend.
Wie viele Tests auf Corona werden im Tropeninstitut gemacht?
Hölscher: 30 bis 40 täglich. Und damit kommen wir an unser Limit. In den vergangenen Tagen gab es in München mehrere tausend Tests. Es gibt inzwischen auch einen ambulanten Dienst der kassenärztlichen Vereinigung (Tel. 116 117) mit 40 Teams in Bayern.
Coronavirus: Zelte auf der Theresienwiese für Coronatest für Mediziner denkbar
Reichen diese Vorkehrungen aus?
Hölscher: Nein. Es wird Vorkehrungen brauchen, um eine Vielzahl von möglichen Infizierten ressourcenschonend testen zu können. Dann werden zentrale Einrichtungen benötigt, zu denen die Menschen leicht kommen können.
Wie könnte so etwas in München aussehen?
Hölscher: Denkbar wären – geht man vom schlimmsten Fall aus – zum Beispiel Zelte, die auf der Theresienwiese aufgebaut werden. Hier kann man mit wenig Personal viele Menschen untersuchen. Auch das Risiko für das Gesundheitspersonal, sich anzustecken, ist deutlich geringer. Wichtig ist jetzt, dass die Politik versteht, was alles passieren kann.
Dr. Michael Hölscher: Coronavirus zu verhindern, ist gesellschaftspolitische Entscheidung
Wollen die Verantwortlichen Panik vermeiden?
Hölscher: Das Gefühl, was den Menschen derzeit vermittelt wird, ist, dass wir allen Entwicklungen schutzlos ausgeliefert sind. Die Behörden in China oder Singapur haben aber gezeigt, wie man die Epidemie in den Griff bekommen kann. Das heißt nicht, dass ich ähnlich drastische Maßnahmen für uns fordere. Aber: Welche Priorität wollen wir setzen, wenn es darum geht, die Ausbreitung des Coronavirus* zu verhindern? Das ist eine gesellschaftspolitische Entscheidung, für die uns nur noch wenige Tage oder Wochen bleiben. Eine ernsthafte Diskussion hierüber vermisse ich.
In München ist in Corona-Zeiten nichts mehr wie es war. Wir haben uns auf den Weg gemacht durch eine Metropole, die zur Geisterstadt mutiert.
Das Coronavirus legt die Stadt München nahezu komplett lahm. Nur noch wenige Menschen sind auf den Straßen. Nur an einem Ort merkt man nichts: In den S-Bahnen.
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