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Das Hochhaus-Inferno – ein Beziehungsdrama?

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Die Nachbarn hörten am späteren Montagabend gegen 22.35 Uhr kurz hintereinander mehrere schwere Explosionen im fünften Stock.

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Die Wucht war so groß, dass die Fensterrahmen des Einzimmer-Apartments 30 Meter weit auf den schneebedeckten Rasen vor dem Hochhaus in der Forstenrieder Allee geschleudert wurden.

Brand in der Forstenrieder Allee - Bilder der Zerstörung

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Video: Explosion - Beziehungsdrama?

War die schreckliche Explosion ein Beziehungsdrama? Die Mieterin des Appartments hatte mit ihrem Lebenspartner Probleme. Ob die Konflikte etwas mit dem Unfall zu tun haben, versucht die Polizei zu klären.

Als die Feuerwehr eintraf, schlugen die Flammen schon meterhoch über die Fassade des neunstöckigen Hauses. Im Schutt der komplett ausgebrannten 35-Quadratmeter-Wohnung machten Feuerwehrleute kurz darauf eine grauenhafte Entdeckung: Zwei bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Leichen lagen dicht nebeneinander im Wohn-/Schlafraum. Es scheint, als hätten sie sich noch im Tode eng umschlungen. Doch die Brandermittler haben einen schlimmen Verdacht...

Eine der beiden Toten ist die bildhübsche Jung-Managerin Magdalena „Lena“ S. (24), die auch die Mieterin des Apartments ist. Die Polizisten-Tochter wurde am Dienstag zweifelsfrei identifiziert. Die Identität der zweiten Leiche steht noch nicht endgültig fest. Vieles spricht dafür, dass es sich dabei um Lenas Freund handelt. Die Polizei spricht von einer "großen Wahrscheinlichkeit", dass es sich um ihren Lebensgefährten handelt. Der aus Afghanistan stammende, unbescholtene 28-Jährige war seit drei Jahren mit der jungen Betriebswirtin liiert. In der Beziehung kriselte es allerdings.

Video: Explosion in Hochhaus - Das sagt die Polizei

Vorsätzlich in die Luft gesprengt, oder ein schrecklicher Unfall? Die Explosion in einem Mehrfamilienhaus in der Forstenrieder Allee gibt den Fahndern Rätsel auf.

Die lauten Streitereien der beiden waren den Nachbarn nicht verborgen geblieben. Lena soll die Beziehung vor wenigen Tagen beendet haben. Es ist laut Polizei auch nicht ausgeschlossen, dass bei der Explosion Brandbeschleuniger (etwa Benzin) eine Rolle spielten. Dafür würde die Heftigkeit der Explosion sprechen. War die Detonation also das tödliche Ende eines Beziehungsdramas?

Kriminaldirektor Harald Pickert wollte sich am Dienstag nicht festlegen: „Gesichert ist bislang lediglich, dass der junge Mann die 24-Jährige am Montagabend besuchen wollte.“

Ebenfalls nicht ausgeschlossen sei, dass ein Schwelbrand die Explosion herbeigeführt haben könnte: „Man könnte sich vorstellen, dass in großer Hitze schlagartig die Fenster barsten und die plötzliche Sauerstoffzufuhr die Explosion auslöste,“ so Pickert. Die Untersuchungen am Brandort dauern an.

Video: Explosion in Hochhaus - zwei Tote

Bei einer Explosion in einem Hochaus in der Forstenrieder Allee sind in der Nacht auf Dienstag zwei Menschen ums Leben gekommen. Ihre Leichen konnten nur noch schwer verbrannt geborgen werden. Die Anwohner stehen unter Schock.

Für die Familie der jungen Frau ist ihr gewaltsamer Tod ein furchtbarer Schock. Der intelligenten und auch ehrgeizigen Lena stand eine glänzende Zukunft offen. Sie sprach zwei Fremdsprachen, hatte ihr Handels-Diplom bereits in der Tasche und reichlich Berufserfahrung gesammelt. Zuletzt arbeitete sie als Account-Managerin bei einer Baumarkt-Kette. Und auch privat ging es ihr gut. Die fröhliche Lena hatte viele Freunde, joggte, fuhr Ski, kochte, ging auf den Flohmarkt, hatte Interesse an Literatur und Kunst und eine lustige Schwäche für Gewürzgürkchen. Nicht zu wissen, wie sie ihre letzten Stunden verbrachte – das ist für all jene, die Lena liebten, kaum zu ertragen. „Ob diese Details angesichts dieser Zerstörung noch zu klären sind, ist sehr fraglich,“ meint auch Kriminaldirektor Pickert.

Aus dem neunstöckigen Hochhaus an der Forstenrieder Allee lodern meterhohe Flammen in den Nachthimmel. Eine gewaltige Explosion hat die Wohnung im fünften Stock zerstört.
Aus dem neunstöckigen Hochhaus an der Forstenrieder Allee lodern meterhohe Flammen in den Nachthimmel. Eine gewaltige Explosion hat die Wohnung im fünften Stock zerstört. © dpa

An dem Haus (54 Wohnungen) und seinen technischen Einrichtungen entstand ein Schaden von 300 000 Euro. Mehrere Wohnungen sind derzeit nicht mehr bewohnbar. Und es grenzt an ein Wunder, dass alle anderen Bewohner diesem Inferno weitgehend unversehrt entkommen sind.

Dorita Plange, Jacob Mell

Veronique Aimee war in der Küche, als die Nachbarswohnung explodierte.
Veronique Aimee war in der Küche, als die Nachbarswohnung explodierte. © Kurzendörfer

Nachbarin wohnte einst neben Mosi

Nachbarin Veronique Aimee war gerade in der Küche, als die gewaltige Explosion das Haus erschütterte: „Ich dachte zuerst, jemand hätte durch meine Tür geschossen. Die Glasfüllung war zersprungen. Was ist denn jetzt los, habe ich gedacht“, berichtete die Frau, die im fünften Stock schräg gegenüber von Lena S. wohnt. Die Feuerwehr begleitete sie aus dem Haus: „Aus der Wohnung der jungen Frau schlugen lichterloh die Flammen. Das war entsetzlich.“ Veronique Aimee erlitt einen Schock und verbrachte die Nacht in der Klinik. Ein Nachbar hatte eine Rauchvergiftung erlitten, ebenso ein Polizist, der bei der Evakuierung der Hausbewohner half. Ein Feuerwehrmann zog sich Schnittwunden zu.

Dienstag kehrte Veronique Aimee zurück. Sie hatte des öfteren gehört, dass Lena S. und ihr Freund stritten: „Manchmal ging es da drüben ziemlich laustark zu und ich dachte, Gottohgott, hoffentlich tut der ihr nichts. Das arme, arme Mädchen.“ Lenas gewaltsamer Tod weckt bei Veronique Erinnerungen an die Ermordung des Modezaren Rudolph Moshammers. Denn sie war jahrelang seine Nachbarin gewesen.

dop./jam.

Quelle: tz

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