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Datenschutz auf dem Mietmarkt: Informationen werden zu früh preisgegeben

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München steht bei den Mietpreisen mit Abstand an der Spitze. Wegen der Wohnungsnot geben viele Mieter ihre Daten früh preis, ohne zu wissen, ob sie die Wohnung bekommen.

Köln/München - Die Mietpreise und die Wohnungsnot in den Ballungsräumen in Deutschland sind immer wieder ein Aufregerthema. Stets ganz vorn steht seit Jahren die bayerische Landeshauptstadt. Im August teilte das Bundesinstitut für Bauforschung im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung mit, die Neuvertragsmieten für Wohnungen seien deutschlandweit im ersten Halbjahr 2017 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4,4 Prozent gestiegen (netto kalt). München wurde erneut als Spitzenreiter ausgemacht. Demnach wurden dort Wohnungen durchschnittlich für 16,40 Euro pro Quadratmeter angeboten. Deutlich dahinter auf Platz zwei mit 12,95 Euro: Frankfurt am Main, vor Stuttgart mit 12,44 Euro. Hamburg liegt demzufolge mit 11,02 Euro noch hinter Freiburg und Ingolstadt auf dem sechsten Rang.

Ähnlich lautete wenige Tage später eine Mitteilung von der Onlineplattform ImmobilienScout24. In einem Zehnjahresvergleich von 2007 bis 2017 macht das Portal eine Steigerung der Mietpreise in München um 51 Prozent aus - von 9,96 Euro auf 15,06 Euro pro Quadratmeter. Dennoch zieht es viele Menschen weiter in den Süden, in andere Millionenstädte und in Ballungsräume.

Mietinteressenten geben Daten zu früh preis

Bei der Wohnungssuche geben viele Mieter in Deutschland ihre persönlichen Daten früher und öfter preis, als sie müssen. Das zeigt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur. Außerdem stuften mehr als acht von zehn Menschen die Mieten als zu teuer ein. In der Befragung zeigte sich gut die Hälfte bereit, dem Vermieter schon vor einer Wohnungsbesichtigung die jüngste Einkommensbescheinigung vorzulegen. Ein Empfehlungsschreiben oder eine Zahlungsbestätigung vom bisherigen Vermieter würde ebenfalls die Hälfte der Befragten übergeben, noch bevor sie die Wohnung gesehen haben.

Dabei widerspricht das dem, was das Bundesdatenschutzgesetz für den Normalfall einer Vermietung vorsieht. So dürfe der Vermieter zwar konkrete Gehaltsnachweise wie etwa einen - teilweise geschwärzten - Kontoauszug verlangen, erläutert eine Broschüre des sogenannten Düsseldorfer Kreises - aber erst, wenn er sich schon für einen Bewerber entschieden hat. Dem Kreis gehören die obersten Datenschutzaufsichtsbehörden für den nicht-öffentlichen Bereich in Deutschland an.

Schufa-Auskunft wird ungern früh übermittelt

Wenig Probleme haben die Befragten damit, Daten über Alter, Haustiere und den Familienstand abzugeben, ohne zu wissen, ob die Wohnung nach einer Besichtigung überhaupt infrage kommt. Am schwersten tun sie sich mit der Schufa-Auskunft über die finanzielle Zuverlässigkeit: Mit 45 Prozent war der Anteil derjenigen, die diese schon früh übermitteln würden, geringer als bei vielen anderen Daten. Menschen in Ostdeutschland zeigten sich in manchen Bereichen vorsichtiger: So waren sie seltener als Westdeutsche bereit, Fragen nach Alter, Familienstand, Kindern und dem Rauchen früh zu beantworten.

40 Prozent der Leute gaben in der repräsentativen, online durchgeführten Umfrage an, dass zu viele Informationen vor einer Besichtigung verlangt würden. Die Mehrheit allerdings sah das weniger kritisch: 37 Prozent meinten, die Zahl der Fragen an die möglichen Mieter sei „genau richtig“. Und sechs Prozent fanden, es würden noch zu wenig Informationen verlangt.

Mietpreisbremse in vielen Gegenden gescheitert

Druck auf Wohnungssuchende entsteht auch durch steigende Mieten. In der am Freitag veröffentlichten Befragung bewerteten 48 Prozent die durchschnittlichen Mietpreise als zu hoch. Und mehr als jeder Dritte urteilte sogar, die Mieten seien „viel zu teuer“.

Hierzulande klettern die Mietpreise in den Ballungsräumen zum Teil stark. Die Nachfrage nach Wohnraum ist dort höher als das Angebot. Die Politik hat deshalb eine sogenannte Mietpreisbremse für Gebiete mit angespanntem Wohnungsmarkt eingeführt. Sie soll helfen, sprunghafte Erhöhungen vor allem in Großstädten zu vermeiden. Die Preisbremse gilt in vielen Gegenden aber wegen Ausnahmeregelungen und Schlupflöchern als gescheitert.

dpa

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