Den Betrügern auf der Spur - 2021 mehr Festnahmen bei Callcenter-Betrug

Es klappt immer und immer wieder. Betrüger bringen Senioren dazu, hohe Geldsummen zu übergeben. Doch die Arbeit der Polizei macht Hoffnung.
Die Masche ist perfide – aber immer noch erfolgreich. Täglich bombardieren Betrüger Münchner Senioren mit Anrufen und geben sich als Polizisten aus. Unter einem Vorwand bringen sie die meist älteren Herrschaften dazu, hohe Geldbeträge einem Unbekannten zu übergeben. Danach sehen die Senioren das Geld nie wieder – und bleiben verängstigt zurück. Doch es gibt gute Nachrichten.
Die Münchner Polizei, genau genommen die AG Phänomene, kommt den Betrügern immer schneller auf die Schliche. 2021 konnten im Zusammenhang mit dem organisierten Callcenterbetrug bereits rund 60 Tatverdächtige geschnappt werden. Zum Vergleich: 2020 waren es nur 15. Die Beamten verstehen immer besser, wie die Betrüger arbeiten und welche Strukturen dahinterstecken.
Schadenshöhe insgesamt niedriger als 2020
Chef-Ermittler Hans-Peter Chloupek erklärt: „Die Betrüger arbeiten unter einer Führung von zwei türkischen Städten aus.“ Ein Großteil der Münchner Betrugsfälle kann wohl dieser Organisation zugeschrieben werden. Auffällig in diesem Jahr: „Die Schadenshöhe in Einzelfällen ist geringer als in der Vergangenheit“, sagt Chloupek. Insgesamt liege der Schaden im Millionenbereich, werde aber unter den vier Millionen Euro aus dem Vorjahr bleiben. Die Betrüger hätten bemerkt, dass hohe Summen eher mal Aufmerksamkeit wecken. Also änderten sie ihre Strategie.

Das zeigt auch ein aktueller Fall vom 6. Dezember. Nach einem Anruf hatte eine über 80-jährige Münchnerin mehrere tausend Euro Bargeld in einer Tüte vor ihrer Haustüre in Untersendling deponiert. Der Abholer des Geld: ein 13-Jähriger. Er wurde geschnappt und kam in eine Betreuungseinrichtung. Im gleichen Zusammenhang konnte auch ein 19-jähriger Tatverdächtiger in seiner Wohnung in Riem gefasst werden.
Am nächsten Tag wieder ein Betrug: Ein über 80-jähriger Rentner aus Neuperlach merkte aber schnell, dass etwas nicht stimmte. Also alarmierte er die echte Polizei und bei der Geldübergabe schnappten die Beamten einen Rumänen (33) aus dem Landkreis Erding. „Das soll aber kein Aufruf zum Mitspielen sein“, sagt Chloupek. Er warnt: Mit der Festnahme sei es nicht getan, es sei auch eine psychische Belastung. Also im Notfall lieber auflegen. „Eine gesunde Skepsis ist keine Unhöflichkeit“, sagt der Chef-Ermittler. Und nicht vergessen: Die echte Polizei wird niemals um Geld oder Wertsachen bitten.