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Sailerstraße: Landtag soll Häuser retten

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Von: Johannes Welte

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Wunderschön, aber lukrativen Neubauten im Weg. Robert Brannekämper vor den Häuschen an der Sailerstraße. © Bodmer

Die denkmalwürdigen Bauten in Schwabing sollen lukrativen Neubauten weichen. Doch im Viertel regt sich Widerstand. Am heutigen Mittwoch findet eine Anhörung im Landtag statt.

München - Drei über 100 Jahre alte Häuser an der Sailerstraße in Schwabing-West sollen einer massiven Wohnbebauung weichen. Die Stadt hat wie berichtet den Abriss und die Neubauten schon 2015 genehmigt. Doch die Denkmalschützer geben nicht auf. Am heutigen Mittwoch beschäftigt sich der Ausschuss für Wissenschaft und Kunst des Landtages mit einer Petition, die sich für den Erhalt der Häuser ausspricht.

Es ist ein Dreigespann, wie man es in Schwabing nicht mehr sieht: Die drei Giebelhäuschen an der Sailerstraße, nach Ansicht von Martin Schreck von den Altstadtfreunden ehemalige Kavallerie-Wohngebäude von 1902 – aus der Zeit, als am nahen Oberwiesenfeld noch exerziert wurde.

Die Neubauten sollen viel größer werden

Ein Bauherr kaufte die drei Häuser und erwirkte 2015 eine Baugenehmigung für zwei von ihnen, was heißt, dass auch der Abriss der Bestandsbauten genehmigt worden ist. Die Neubauten sollen viel größer werden, schließlich hat die Stadt auf dem Nachbargrundstück bereits ein fünfstöckiges Gebäude genehmigt, das die drei Altbauten überragt.

Nachdem die Stadt die Bau- und Abrissgenehmigung für dieses Idyll erteilt hatte, wurden Bürger und der Bezirksausschuss auf das drohende Aus des Ensembles aufmerksam. Das Landesamt für Denkmalpflege hält die Gebäude sogar für schützenswert, doch man könne nichts mehr tun, mit der Baugenehmigung sei das Schicksal besiegelt, der Bauherr genieße Vertrauensschutz. „Stimmt nicht“, argumentiert nun der CSU-Landtagsabgeordnete Robert Brannekämper, der sich der Petition der Altstadtfreunde, die das Ensemble retten wollen, angenommen hat.

Die Lokalbaukommission hat Fehler gemacht

Heute wird die Petition im Landtag behandelt. Brannekämper sagt: „Die Lokalbaukommission der Stadt hat verfahrensfehlerhaft gehandelt, da sie vor Erteilung der Baugenehmigung nicht die Denkmalschutzbehörde angehört hat.“ Aus den Bauakten hätte die Stadt ersehen müssen, dass es sich um Altbauten handelt, das Landesamt hätte zur Prüfung der Denkmaleigenschaft eingeschaltet werden müssen.

Für Brannekämper ist es noch nicht zu spät: „Wird der Abbruch der Gebäude Sailerstraße 2-6 untersagt, stellt dies auch im Hinblick auf die bereits erteilte Baugenehmigung eine neue Tatsache dar, sodass diese auf rechtmäßige Weise zurückgenommen werden kann.“

Denkmalschutz greift nicht - viele Fälle

Die Sailerstraße ist nicht der einzige Fall denkmalgeschützter oder denkmalwürdiger Bauten, der in letzter Zeit die Gemüter erregt. Erst im November 2016 fiel die Entscheidung, dass große Teile der historischen Gebäude der Tierklinik am Englischen Garten einem Neubau weichen sollen, auch eine Petition im Landtag konnte dies nicht verhindern. Der geplante Abriss und Neubau eines Seitenflügels am Nymphenburger Schloss ist ebenfalls sehr umstritten. Immerhin die Villa des Dichters Paul Heyse nahe dem Königsplatz wird nach langem Hin und her nun wohl doch erhalten.

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