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Die zehn wichtigsten Augenerkrankungen und ihre Therapien

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Redakteurin Susanne Sasse lässt ihre Augen untersuchen
Redakteurin Susanne Sasse lässt ihre Augen untersuchen © Foto: Markus Götzfried

Die Welt mit den eigenen Augen zu sehen, was für ein Genuss das ist, merkt man erst, wenn es beim Sehen Probleme gibt. Manche Augenerkrankungen aber sind tückisch und zeigen sich erst spät. Lesen Sie das Wichtigste über die zehn häufigsten Augenerkrankungen, und darüber, wie man sie erkennt und behandelt.

Wir werden immer älter – brauchen unsere Augen deshalb immer länger. Ein Grund, der die Augenheilkunde zu einem der spannendsten Fachgebiete der modernen Medizin macht, sagt Prof. Siegfried G. Priglinger, Direktor der Augenklinik und Poliklinik des Klinikums der Universität München. Er erklärt konservative und operative Behandlungsmöglichkeiten von zehn der häufigsten Augenerkrankungen:

Prof. Siegfried G. Priglinger, Direktor der Augenklinik und Poliklinik des Klinikums der Universität München
Prof. Siegfried G. Priglinger, Direktor der Augenklinik und Poliklinik des Klinikums der Universität München © Augenklinik und Poliklinik des Klinikums der Universität München (LMU)

AMD: Altersbedingte Makuladegeneration

„Die AMD ist der häufigste Grund für Erblinden in der westlichen Welt“, sagt Prof. Priglinger. Das liegt daran, dass wir immer älter werden und so auch die Makula, also der Punkt, an dem das schärfste Sehen möglich ist, dem Alterungsprozess unterliegt. Sterben die Netzhautzellen im Zentrum des Sehens ab, kommt es zu einem Verlust des Gesichtsfelds und es entstehen dauerhafte, irreversible Schäden. Je weiter diese sogenannte Makuladegeneration fortschreitet, desto mehr nehmen Lesefähigkeit, Sehschärfe, Kontrastempfinden und Farbsinn ab.

Augenärzte sprechen von der trockenen und der feuchten Form der AMD. Bei der trockenen Form gehen langsam die Fotorezeptoren und sogenannte Pigmentepithelzellen zugrunde. Bei der feuchten Form der AMD bilden sich als Folge auf die schlechte Versorgung der Fotorezeptoren neue Gefäße, um mehr Sauerstoff an die Fotorezeptoren heranzubringen. Diese Entwicklung hilft aber dem Körper nicht, im Gegenteil kommt es dann oft zu schweren Schäden bis hin zu Einblutungen – mit der Folge einer dramatischen Verschlechterung des Sehens, erklärt Prof. Priglinger. Heilbar ist die AMD nicht, aber man kann deren Fortschreiten verlangsamen. „Es gibt Menschen, die haben Glück und sprechen auf die Therapie so gut an, dass man den Prozess sogar deutlich zurückschrauben kann“, sagt Prof. Priglinger. In den meisten Fällen kann man heutzutage die Erkrankung aufhalten und nach hinten hinaus verzögern. 

Glaukom: Gefährlicher Augeninnendruck

Das Glaukom, umgangssprachlich grüner Star genannt, kann ebenfalls zu Erblindung führen. Das Glaukom entsteht durch einen zu hohen Augeninnendruck, der meist beidseits den Sehnerv schädigt.

Der Augeninnendruck wird in mmHg gemessen. Normalerweise liegt der Wert zwischen 10 und 21 mmHg, durchschnittlich bei 16 mmHg. Liegt der Druck dauerhaft über 21 mmHg, wird der Kopf des Sehnervs abgedrückt, sodass die Nährstoffversorgung der Nervenfasern unterbrochen wird, was diese zum Absterben bringt.

Das Tückische am Glaukom ist, dass es meist keine Schmerzen macht. „Man spricht deshalb auch vom stillen Tod des Sehens. Deshalb sollte wirklich jeder ab dem 40. Lebensjahr die Routinekontrollen zur Früherkennung besuchen“, rät Prof. Priglinger. Selbst bemerken Betroffene das Glaukom erst dann, wenn sie Gesichtsfeldausfälle (sogenannte Skotome) von außen nach zentral vergrößern. Um den zu hohen Augeninnendruck zu senken, wird medikamentös oder operativ therapiert. Wird dies versäumt, kommt es zu irreversiblen Schädigungen.

Der gut behandelbare Katarakt trifft jeden

Der Graue Star, auch Katarakt genannt, ist eine Augenerkrankung, die fast alle Menschen irgendwann betrifft. Zumeist ist er altersbedingt, gehört wie Falten und graue Haare zum normalen Alterungsprozess. Ab dem 70. Lebensjahr trübt sich die Linse zunehmend und die Sehfähigkeit nimmt schleichend ab. Der Grund ist, dass sich die Augenlinse zunehmend verfestigt und so den Blick verschleiert. Vor allem durch guten Sonnenschutz für die Augen kann man diesen natürlichen Alterungsprozess verlangsamen.

Ist die Linse getrübt, ist eine Operation die einzige wirksame Therapie. Bei dieser wird die natürliche Linse durch eine individuell angepasste Kunstlinse ersetzt. Die Operation ist heute ein Routineeingriff und risikoarm. Die Sehfähigkeit kann – je nach Ausgangslage – bis zu hundert Prozent wiederhergestellt werden.

Hilfe bei Kurzsichtigkeit

Bei einer Kurzsichtigkeit, auch Myopie genannt, werden weit entfernte Gegenstände verschwommen und undeutlich wahrgenommen, nahe Objekte dagegen sehen die Betroffenen messerscharf, bis ins hohe Alter. Eine solche Fehlsichtigkeit ist meist genetisch bedingt, erklärt Prof. Priglinger. „wird allerdings durch stundenlanges Lesen oder Schauen auf kleine Smartphone-Bildschirme verstärkt. Daher sollten sich Kinder und Jugendliche möglichst jeden Tag mindestens eine Stunde auch im Freien ohne zu Lesen aufhalten, umso die Progression der Kurzsichtigkeit zu verhindern.

Bei der Myopie ist entweder der Augapfel zu lang (Achsenmyopie) oder der Brechwert der Augenlinse zu hoch (Brechungsmyopie). Weil sich die Lichtstrahlen schon vor dem Zentrum des scharfen Sehens auf der Netzhaut treffen, kann sich das Auge nicht richtig scharf stellen.

Je nach Stärke kann die Sicht mit Brillen, Kontaktlinsen oder operativen Eingriffen korrigiert werden. Durch eine Augenlaserbehandlung wird die Hornhaut so präzise abgeflacht, dass sich die Brechkraft der Hornhaut exakt um den Wert reduziert, der notwendig ist, um den Sehfehler zu korrigieren. So werden einfallende Lichtstrahlen genau auf der Netzhaut gebündelt.

Ob diese Laserbehandlung zu empfehlen ist, hängt vom Einzelfall ab. Spätestens wenn ein grauer Star kommt und ein Linsentausch ratsam ist, kann mit dieser Operation auch die Myopie korrigiert werden.

Juckende und trockene Augen

Wenn der Tränenfilm nicht mehr intakt ist, dann fühlt sich das Auge trocken an und juckt. Manche Betroffenen haben auch das Gefühl, ein Sandkorn im Auge zu haben. Es gibt verschiedene Ursachen für dieses verbreitete Leiden: Etwa trockene Luft oder verminderte Blinzelfrequenz von Menschen, die beispielsweise viel vor dem Bildschirm arbeiten. Ebenso können zu langes Tragen von Kontaktlinsen, Wind, UV-Strahlen oder auch Erkrankungen der Schilddrüse zu Augentrockenheit führen. Behandelt wird – je nach Ursache – mit befeuchtenden Augentropfen, Augensalben oder entzündungshemmenden Medikamenten. Bei sehr trockenen Augen ist man mit einer Laserbehandlungen (LASIK) zurückhaltend.

Hagel- und Gerstenkorn

Sind die Talg-Drüsen im Auge verstopft und entzünden sich, können sogenannte Hagelkörner entstehen. Sie sind unangenehm, verschwinden aber im Normalfall von selbst.

Das Gerstenkorn (Hordeolum) ist im Gegensatz zum Hagelkorn oft schmerzhaft und formt sich an der Innenseite des Augenlids oder der Augenkante. Ursache sind Bakterien wie Staphylokokken, seltener Streptokokken. Sie befallen die Zeis- und Moll-Drüsen an der Innenseite des Auges. Auch diese Entzündungen heilen meist von alleine ab. Bei hartnäckigen Fällen helfen antibakterielle Salben.

Viruserkrankung der Hornhaut

Rote, stark geschwollene und tränende Augen, seltener Grippegefühl und Fieber: Umgangssprachlich nennt man die Keratokonjunktivitis epidemica einfach Augengrippe. Sie ist eine häufige Viruserkrankung der Binde- und Hornhaut. Die sie verursachenden Adenoviren sind höchst ansteckend und verbreiten sich durch die Tränenflüssigkeit. Die Erkrankung ist hoch ansteckend und meldepflichtig, Betroffene sollten sich die Hände oft waschen und eigene Handtücher benutzen, um eine Übertragung an andere zu verhindern. Nach 1-2 Wochen verschwindet die Infektion meist von selbst.

Andere Entzündungen der Augenoberfläche

Ist die Hornhaut entzündet, nennt sich das Keratitis, ist die Bindehaut betroffen, spricht man von Konjunktivitis. Ursachen für Bindehautentzündungen können Bakterien, Pilze, Viren oder Allergien sein, aber auch Wind und Sonnenlicht und Fremdkörper im Auge. Eitert das Auge, sind oft Bakterien die Ursache, starkes Wässern weist auf Viren hin. Hier helfen entsprechende Augentropfen – antiviral, antibakteriell oder antifugal. Allergiker können mit antiallergischen Augentropfen ihre Beschwerden lindern. 

Eine Hornhautentzündung (häufig bei Kontaktlinsenträgern!) kann der Augenarzt mit einer Schaltlampe feststellen und dann entsprechend behandeln. Zur Prophylaxe ist die eine sorgfältige Kontaktlinsen Reinigung (Hygiene) essentiell.

Schädigung der Netzhaut

Bluthochdruck (Hypertonie) und Zuckerkrankheit (Diabetes) sind typische Auslöser einer Retinopathie, so nennt man eine Erkrankung der Netzhaut (Retina) des Auges, die dann zu Sehstörungen führt. Erhöhter Blutdruck oder hohe Zuckerwerte beeinträchtigen die Durchblutung der Netzhaut, dies kann zur irreversiblen Schädigung der Sehzellen führen. Achtung: Ohne rechtzeitige Behandlung kann die Retinopathie zur Erblindung führen. Bei sehr schweren Fällen kann sich die Netzhaut sogar ablösen. Es gilt deshalb, eine Retinopathie rechtzeitig zu erkennen. Dann kann gegengesteuert werden – durch Anpassung der Ernährung und des Lebensstils, der Werte und durch Laserbehandlungen oder Medikamente, die die Wachstumsfaktoren hemmen (sogenannte VEGF-Hemmer).

Schielen oder einseitige Sehschwäche

Im besten Fall wird das Schielen gleich als „Schönheitsfehler“ erkannt und die Eltern leiten eine frühzeitige Behandlung ein – das ist essenzielle, denn je älter das Kind ist, desto schlechter kann diese Sehbehinderung korrigiert werden. Gleiches gilt für eine einseitige Sehschwäche, die aber schwieriger zu erkennen ist. Deshalb sollten Eltern unbedingt die angebotene Vorsorgeuntersuchung Ende des zweiten Lebensjahres beim Augenarzt machen lassen! Wird eine einseitige Sehschwäche erkennt, klebt man beispielsweise das bessere Auge ab, so wird das schlechtere Auge gezielt trainiert.

Susanne Sasse

Zwei Patienten in der LMU-Augenklinik München
Brauchen wir eine Brille? Susanne Sasse und Andreas Gereke in der Augenklinik © Markus Götzfried

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